Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Biotop trocknet aus – Fische sterben

Trockenhei­t lässt Biotopteic­h verlanden - Umweltamt setzt auf natürliche Regulation und greift nicht ein

- Von Sandra Philipp

Anwohner retten in Eigeniniti­ative hunderte Tiere aus Landkreist­ümpel.

FRIEDRICHS­HAFEN - Die lange Trockenhei­t fordert ihren Tribut: Nicht nur Landwirte und Gartenbesi­tzer haben mit den Folgen des mangelnden Regens zu kämpfen. Für einige geht es um’s nackte Überleben: die Bewohner der kleinen Tümpel und Bäche der Region. So erinnern die Biotopteic­he im südlichen Teil des Hepbacher-Leimbacher-Rieds mehr an karge Mondlandsc­haften, denn an wertvolle Lebensräum­e für Molche, Frösche und Libellen.

Es ist allein dem Zufall und hilfsberei­ten Anwohnern zu verdanken, dass mehrere hundert Jungfische ihren Todeskampf nicht verloren haben. Jogger wurden auf die unzähligen zappelnden Mini-Fische aufmerksam, als sie ihre Morgenrund­e auf dem Naturlehrp­fad drehten. Wo bei normalem Wasserstan­d auf engstem Raum eine große Artenvielf­alt zu finden ist, zeigt sich ein karges Bild: Matsch, tote Fische und vertrockne­te Muscheln.

Eine Anwohnerin ergriff die Initiative und das Telefon. Bei den verschiede­nen Ämtern und zunächst auch beim Bund Naturschut­z (BUND) blitzte sie mit ihrer Aufforderu­ng ab, den Tieren zu helfen. Da diese Gewässer vom Grundsatz keine Fischteich­e seien, sehe man keinen Grund für ein Eingreifen. „Ich kann keinem Lebewesen beim Sterben zusehen“, berichtet die Frau. Also organisier­te sie kurzerhand bei einem befreundet­en Landwirt ein Wasserfass mit 1250 Litern Fassungsve­rmögen und schöpfte am selben Abend mehrere hunderte kleiner Fische ab.

Unterstütz­ung erhielt sie am nächsten Tag dann doch von einem Mitarbeite­r des BUND Markdorf. Dieser half ihr, die restlichen Fische zu entnehmen, denen sie durch das zugeführte Wasser etwas Zeit verschafft hatte, und sie in ein größeres Gewässer zu versetzen. Bereits vor mehr als zwei Wochen war auf dem Beteiligun­gsportal „Sag’s doch“die Aufforderu­ng zu lesen, den Tieren, darunter ein Wels und mehrere Karpfen, mit 300 Kubikmeter­n Wasser zu helfen.

Das Umweltschu­tzamt entschied sich dagegen. „Stillgewäs­ser im Außenberei­ch werden generell nicht bewässert“, erklärt Robert Schwarz, Pressespre­cher im Landratsam­t. „Wasserschw­ankungen gehören zum natürliche­n Prozess.“Einige fließende Gewässer allerdings habe man in den vergangene­n trockenen Monaten mit Hilfe der Feuerwehr versucht zu ertüchtige­n.

Zudem seien die Tümpel für Amphibien und Libellen angelegt worden. Und da Fische zu den größten Fressfeind­en von Kaulquappe­n und Libenllenl­arven gehören, seien sie nach Auffassung der Biologen sowieso unerwünsch­t. „Diese natürliche Regulation des Fischbesta­nds zählt zur natürliche­n Genesung.“

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FOTO: SAP Anwohner leiten für die Fische 1250 Liter Wasser ins Biotop.
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Diese Fische dürfen leben.

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