Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Biotop trocknet aus – Fische sterben
Trockenheit lässt Biotopteich verlanden - Umweltamt setzt auf natürliche Regulation und greift nicht ein
Anwohner retten in Eigeninitiative hunderte Tiere aus Landkreistümpel.
FRIEDRICHSHAFEN - Die lange Trockenheit fordert ihren Tribut: Nicht nur Landwirte und Gartenbesitzer haben mit den Folgen des mangelnden Regens zu kämpfen. Für einige geht es um’s nackte Überleben: die Bewohner der kleinen Tümpel und Bäche der Region. So erinnern die Biotopteiche im südlichen Teil des Hepbacher-Leimbacher-Rieds mehr an karge Mondlandschaften, denn an wertvolle Lebensräume für Molche, Frösche und Libellen.
Es ist allein dem Zufall und hilfsbereiten Anwohnern zu verdanken, dass mehrere hundert Jungfische ihren Todeskampf nicht verloren haben. Jogger wurden auf die unzähligen zappelnden Mini-Fische aufmerksam, als sie ihre Morgenrunde auf dem Naturlehrpfad drehten. Wo bei normalem Wasserstand auf engstem Raum eine große Artenvielfalt zu finden ist, zeigt sich ein karges Bild: Matsch, tote Fische und vertrocknete Muscheln.
Eine Anwohnerin ergriff die Initiative und das Telefon. Bei den verschiedenen Ämtern und zunächst auch beim Bund Naturschutz (BUND) blitzte sie mit ihrer Aufforderung ab, den Tieren zu helfen. Da diese Gewässer vom Grundsatz keine Fischteiche seien, sehe man keinen Grund für ein Eingreifen. „Ich kann keinem Lebewesen beim Sterben zusehen“, berichtet die Frau. Also organisierte sie kurzerhand bei einem befreundeten Landwirt ein Wasserfass mit 1250 Litern Fassungsvermögen und schöpfte am selben Abend mehrere hunderte kleiner Fische ab.
Unterstützung erhielt sie am nächsten Tag dann doch von einem Mitarbeiter des BUND Markdorf. Dieser half ihr, die restlichen Fische zu entnehmen, denen sie durch das zugeführte Wasser etwas Zeit verschafft hatte, und sie in ein größeres Gewässer zu versetzen. Bereits vor mehr als zwei Wochen war auf dem Beteiligungsportal „Sag’s doch“die Aufforderung zu lesen, den Tieren, darunter ein Wels und mehrere Karpfen, mit 300 Kubikmetern Wasser zu helfen.
Das Umweltschutzamt entschied sich dagegen. „Stillgewässer im Außenbereich werden generell nicht bewässert“, erklärt Robert Schwarz, Pressesprecher im Landratsamt. „Wasserschwankungen gehören zum natürlichen Prozess.“Einige fließende Gewässer allerdings habe man in den vergangenen trockenen Monaten mit Hilfe der Feuerwehr versucht zu ertüchtigen.
Zudem seien die Tümpel für Amphibien und Libellen angelegt worden. Und da Fische zu den größten Fressfeinden von Kaulquappen und Libenllenlarven gehören, seien sie nach Auffassung der Biologen sowieso unerwünscht. „Diese natürliche Regulation des Fischbestands zählt zur natürlichen Genesung.“