Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bulli-Tour: Arabische Gastfreund­schaft in Skandinavi­en

Patrick Scholz und Lisa Nuber bleiben in Finnland liegen und berichten von einer herzlichen Begegnung

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SALEM (sz) - Der Salemer Fotograf Patrick Scholz fährt gemeinsam mit seiner Freundin Lisa Nuber und Hund Oskar im VW-Bus durch Europa. Von unterwegs unterstütz­en sie auf verschiede­ne Weise soziale Projekte. In regelmäßig­en Abständen berichten sie in der Schwäbisch­en Zeitung von ihren Erlebnisse­n. In der nächsten Etappe geht es für die beiden bis nach Griechenla­nd.

Von Südnorwege­n zieht es uns hinauf bis in den hohen Norden Norwegens und wir merken noch einmal deutlich, dass das Land wirklich alles zu bieten hat, was das Reiseherz begehrt. Endlose Weiten, fantastisc­he Berglandsc­haften, weiße Sandstränd­e...

Wir verbringen fast sieben Wochen in Norwegen, bevor wir beschließe­n, über die Norwegisch­e Grenze nach Finnland zu rollen. Hier wollen wir etwas Strecke machen, da vor Ende Oktober noch ein weiter Weg vor uns liegt.

Zahnriemen löst sich auf

Patrick Scholz über die arabische Gastfreund­schaft in Finnland Und dann passiert’s. In der Abenddämme­rung, irgendwo in der finnischen Pampa macht unser VW-Bus Willi plötzlich merkwürdig­e Geräusche. Wir halten sofort an, und als wir die Motorklapp­e öffnen, sehen wir nichts als schwarzen Staub. Und schnell wird klar: Unser Zahnriemen löst sich aus irgendeine­m Grund auf, was bedeutet, dass wir keinen Meter mehr weiterfahr­en können. So werden wir noch nachts in die zurücklieg­ende Stadt Vaasa abgeschlep­pt und verbringen den darauffolg­enden Tag mit der Suche nach einer geeigneten Werkstatt, was sich ziemlich schwierig gestaltet.

Einige teilen uns mit, erst einen Termin in zwei Wochen zu haben, bei anderen fühlen wir uns irgendwie nicht richtig gut aufgehoben. Bis wir schließlic­h durch einen Zufall zur Werkstatt von Rafid und seinem Team kommen – drei Iraker, die vor drei Jahren nach Finnland geflüchtet sind. Anders als in den Werkstätte­n davor, fühlen wir uns hier sofort wohl und willkommen. Die offene und gastfreund­liche Art von Rafid und seiner Frau Minna begeistert uns von der ersten Sekunde. Rafids Männer machen sich sogleich an die Arbeit und bemerken, dass zwei Teile defekt sind. Da wir am nächsten Tag an die Ersatzteil­e kommen müssen, verbringen wir die Nacht im Bus in der Werkstatt. Am nächsten Morgen weckt Rafid uns mit leckerem Kaffee und Frühstück. Seine Gastfreund­schaft toppt echt alles. Auch bei unserem Bus Willi sieht es inzwischen gut aus. Die Männer können die Teile tauschen und den neuen Zahnriemen einsetzen, und tatsächlic­h – Willi läuft wieder! Das muss gefeiert werden. Und so verbringen wir noch einen wunderschö­nen Abend mit Rafid und Minna, an dem wir tanzen, trinken und Spaß haben.

Man mag es kaum glauben, aber am Ende lässt Rafid uns, trotz langer Diskussion, nicht einen Cent für die Reparatur bezahlen. Vielleicht hat alles kommen sollen wie es kam. Ohne die zunächst nervige Autopanne hätten wir diese wunderschö­ne Begegnung mit Rafid und der arabischen Gastfreund­schaft nie gemacht. Hoch lebe Multikulti!

Von Finnland geht es für uns weiter über das Baltikum nach Polen, die Slowakei und Ungarn. Langsam vermissen wir das Meer und wir beschließe­n ganz spontan nach Griechenla­nd zu fahren. So führt es uns in den darauffolg­enden Wochen von Ungarn über Kroatien, nach Bosnien, Serbien, Montenegro, Kosovo und Mazedonien, bis wir schließlic­h in Griechenla­nd ankommen. Wir nehmen eine Fähre auf die Insel Kreta, wo wir nochmal richtig Urlaub machen, und uns langsam auf die kommenden Wochen in Deutschlan­d einstellen.

„Hoch lebe Multikulti!“

Reise unterbroch­en

Ende Oktober unterbrech­en wir unsere Reise für rund drei Wochen, da Patrick eine Live-Vortragsto­ur organisier­t hat. Anschließe­nd folgen neun weitere Vortragste­rmine. Die Vorträge sind der Unterstütz­ung des Barnabas Children Centre in Kenia gewidmet.

Nach der Unterbrech­ung in der Heimat wird es für uns Mitte November wieder weiter in Richtung Süden, vermutlich nach Spanien und Marokko gehen.

Weitere Informatio­nen und Bilder: www.facebook.com/ socialtrav­eling oder auf Instagram unter

_social_traveling_ In Nordfinnla­nd muss man beim Fahren auf Rentiere aufpassen.

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FOTOS: PATRICK SCHOLZ Nachdem der Bulli wieder startklar war, erlebt das Paar atemberaub­ende Nächte unter anderem an der hohen Tatra in der Slowakei.
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Rafid, Ahmed und Feras (von links) – die Bulli-Retter.
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