Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kunstvolle Objekte ziehen magisch die Blicke an
Landesausstellung zeigt die ganze Vielfalt des Kunsthandwerks
MEERSBURG - Noch bis 18. November ist in den Ausstellungsräumen gegenüber dem Schlosscafé im Neuen Schloss in Meersburg die Vielfalt des Kunsthandwerks zu entdecken. Keine Kunstwerke bildender Künstler sind hier zu sehen, sondern kunstvolle Objekte von baden-württembergischen Kunsthandwerkern, die mit Leidenschaft tätig sind, erfüllt vom Willen, etwas besonders Schönes zu schaffen.
Im zweijährigen Rhythmus verleiht das Land Baden-Württemberg den Staatspreis „Gestaltung Kunst Handwerk“, eine Auswahl der eingereichten Arbeiten wird dann an jeweils anderen Orten in einer Landesausstellung präsentiert. Nach 1962 ist in diesem Jahr wieder Meersburg dran. Zu sehen sind Objekte aus den verschiedensten Bereichen des Kunsthandwerks, von Schmuck-, Holz-und Textildesignern, Keramikern, Web- und Schuhmachermeistern bis hin zur Flechtwerkgestaltermeisterin.
So nehmen gleich am Eingang die leuchtenden Farben einer geschwungenen Vase und Schale gefangen, aus Glas mundgeblasen und am Ofen frei geformt. Gleich daneben ein zierliches Silberkännchen mit Kupferdose: „montiert, gedrückt, getrieben, gelötet und emailliert“. Drei Kleidungsstücke aus Stoffen von auffallenden, aber keineswegs lauten Farben in dazu passendem Muster ziehen Blicke auf sich: Stola, Schal und Loop aus Merinowolle, gefilzt, das Muster in Intarsien-Technik eingefügt. Textile Gewebe, mit denen ein Stuhl überzogen ist, laden ein „zum vorsichtig Befühlen“, sonst ist Berühren nicht erwünscht, auch wenn die weichen Webschals dazu verlocken. Ein Doppelwandgefäß schimmert wie Alabaster, ist aber ein Keramikunikat, dessen Farbanflüge von der Art des Brandes herrühren. Kunstvoll ist auch eine „Canna Guitar“, bei der einem bei der Nennung der Holzarten fast schwindlig wird: Ebenholz, Palisander, Ahorn, Alpenfichte und Balsaholz. Kunstvoll sind auch die Schuhe, die verschiedene Stilepochen zu etwas Neuem vereinen, vielleicht nicht unbedingt bequem, aber so extravagant, dass sie sicher neidvolle Blicke auf sich ziehen werden.
Schmuck und Gefäße nehmen einen großen Teil der Ausstellung ein, die verschiedensten Materialien kommen zur Verwendung. Nicht alles ist für den praktischen Gebrauch geeignet, aber zumindest ein Blickfang, der, im offenen Regal stehend, die Kommunikation mit Möbeln und Menschen sucht. Diese Gebrauchskunst hat überhaupt viel mit Kommunikation zu tun, mit dem Suchen neuer Wege, dem Überprüfen, ob sie standhalten können. Schön auch, dass hier keine Trends weitergeführt werden, sondern die Eigenständigkeit dominiert.
Die Ausstellung ist bis 18. November im Neuen Schloss in Meersburg zu sehen. Eintritt ist frei. Geöffnet täglich 9.30 bis 18 Uhr, ab 5. November Donnerstag bis Sonntag 12 bis 17 Uhr.