Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ost – das Ergebnis steht, die Details müssen folgen
Für meinen Mathematiklehrer wäre der Abend kein Zuckerschlecken gewesen.
Erst der Rechenweg, dann das Ergebnis – seiner Forderung kam das RP nicht nach. Mit der Trasse „Ost“steht als einzig möglicher Lösung das Ergebnis fest, der Rechenweg bis dorthin muss aber im Umweltgutachten nachgereicht werden.
Klargestellt wurde, dass eine Abwägung gegen artenschutzrechtliche Belange, wie sie gegen die Trassen „West“und „Mitte“sprechen, grundsätzlich nicht möglich ist. Wie diese Belange konkret aussehen (welche Tieroder Pflanzenarten wo betroffen sind), das schien nur kurz auf. Danach befragt, kam von Planer Stocks die Auskunft, dass eine solche Darstellung zu umfangreich sei und lange ginge – „dann müssten Sie den Schlafsack mitbringen“.
Was sein mag, und doch bleibt zu hoffen: Dass den Bürgern auch ohne Schlafsack eine Zusammenfassung der Umweltgutachten zuteil wird. Ob dazu eine eigene Veranstaltung nötig wird, scheint offen – ließ sich gestern auf Rückfrage nicht klären. Von der Hand zu weisen wäre sie nicht. Schließlich war im November 2016 ebenfalls in der Humpishalle in einer mehrstündigen Veranstaltung die Verkehrsuntersuchung vorgestellt worden. Für die jetzt erfolgte Bewertung des RP pro „Ost“wurden die Verkehrszahlen nicht als ausschlaggebend angesehen – zu nah lägen die Trassen unter diesem Aspekt beieinander.
Die gravierenden Unterschiede gibt es bei den Umweltschutzbelangen. Also müsste ihre Präsentation (im Detail) zumindest gleichrangig behandelt werden wie jene des Verkehrs.
Denn: Richtig und unerlässlich ist es, mit breiter Front und breiter Brust für die eine mögliche Trasse einzutreten. Sprich: in der allseits geforderten Gemeinsamkeit.
Die aber hat dann ein solides Fundament, wenn auch Skeptikern und Gegnern auf argumentativer Ebene begegnet wird. Ob sie sich überzeugen lassen, steht auf einem anderen Blatt. In den entscheidenden Details darzustellen, warum nun die Jahrhundert-Entscheidung pro „Ost“gilt und nicht mehr jene pro „West“– das erst erzeugt jenen Willen, der gebraucht wird, um die Lösung für Meckenbeuren und die Region so schnell und so einig als möglich auf den Weg zu bringen.
Sonst drohen tiefe Gräben, wie sie heute noch um die BodenseeAutobahn A 98 bemerkbar sind.
r.weiss@schwaebische.de