Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Häfler Selahattin Sahin kämpft vor 10 000 Fans
K1-Weltmeister vom Langenargener Bodensee-Gym ist einer der Hauptakteure bei Enfusion#73
LANGENARGEN - In der König-Pilsener-Arena in Oberhausen werden am Samstag zur Enfusion#73 rund 10 000 Kampfsportfans erwartet. Es dürfte das Kampfsportevent des Jahres in Deutschland sein für die Kampfsportler. Vier Weltmeisterschaftskämpfe werden bestritten, außerdem ein Vier-Mann-Qualifikationsturnier fürs 100 000-Euro-Finale im Dezember in Abu Dhabi. Mittendrin: der Häfler Halbschwergewichtler Selahattin Sahin, der das Hauptprogramm eröffnet. Seit August hat sich der K1-Weltmeister der AFSO (All Fight System Organization) und ISKA-Europameister des Langenargener Bodensee-Gyms akribisch auf seinen großen Auftritt vorbereitet.
Selahattin Sahin, auch unter seinem Kampfnamen „The Shadow“bekannt, muss sich dabei mit Ulrik Bokeme auseinandersetzen. Der 28Jährige hat in seinen 28 Kämpfen bisher lediglich eine Niederlage hinnehmen müssen. Für Sahin ist es daher ein weiterer harter Prüfstein. „Wir sind weder darauf aus, irgendwelche x-beliebige Titel zu sammeln noch die Bilanz aufzuhübschen. Wir wollen uns mit den Besten messen“, sagt Trainer Roman Carevic, der seinen 23-jährigen Schützling rund acht Wochen auf den Fight vorbereitet hat.
„Solche Duelle bringen uns weiter“
Selahattin Sahin hat bisher 35 Kämpfe bestritten, 29 davon gewonnen. Auch recht knappe Niederlagen gegen Topleute waren darunter: So lieferte Sahin dem siebenfachen Weltmeister Alexander Oleinik vor rund einem Jahr in Singen einen großen Kampf um die K1-ProAm-Weltmeisterschaft der ISKA (International Sport Kickboxing & Karate Association). „Nur solche Duelle bringen uns weiter. Und es wird honoriert, wie jetzt die Einladung und auch die Teilnahme im Hauptprogramm in Oberhausen beweist“, sagt das Aushängeschild des Bodensee Gyms.
„The Shadow“machte seinem Kampfnamen in der Vorbereitung alle Ehre. Nicht, dass er sich dem Programm seines Coaches erfolgreich entzog. Vielmehr narrte er Sparringspartner um Sparringspartner. Ob in Singen, Ulm oder Augsburg: Stets verschliss Sahin etliche Kämpfer. In Langenargen gibt es Teamkollegen, die behaupten, es wollte in anderen Gyms keiner mehr gegen Selahattin sahin antreten. Kein Wunder: Absolvierte der Industriemechaniker, der sich neben seinem Job auf den Kampf gegen Bokeme vorbereitete, oftmals zwei Einheiten am Tag. Das funktionale Training wurde von Irina Mauch geleitet. Die ehemalige Baden-Württembergische Meisterin im Muay Thai hat sich zwar mittlerweile dem Polesport verschrieben, wird jedoch auch von den Kampfsportlern voll und ganz akzeptiert.
Außerdem lernte Sahin eine Woche in Barcelona bei Artur Kyshenko, einer lebenden Legende des Kampfsports (K1 und Muay Thai). „Am besten dort war, dass man sich voll auf das Training konzentrieren kann, also leben kann wie ein Vollprofi“, sagt Selahattin Sahin. Im direkten Vergleich jedoch müsse man sich nicht verstecken. „Es ist genau durchdacht, was wir machen. Er hat in allen Bereichen Fortschritte gemacht, ob in der Fitness, seiner Schnelligkeit in den Armen und Beinen oder im technischen Bereich“, ergänzt der 41-jährige Haupt- und Werkrealschullehrer Carevic.
Der hat in der Vorbereitungsphase etliche Videos des kommenden Gegners nahezu auswendig gelernt. „Es ist, neben Alexander Oleinik, zweifellos der schwerste Gegner bis dato. Aber wir brauchen derartige Herausforderungen. WM-oder EMTitel sind nicht immer der Türöffner zu solchen Events. Viele Kämpfer in Oberhausen besitzen keinen oder wenige Titel, sie haben dafür Klasse“, weiß Roman Carevic.