Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Nicht alle brennen fürs Rauchverbot
Zehn Jahre nach Einführung des Rauchverbots gibt es immer noch Gegner des Gesetzes
FRIEDRICHSHAFEN - Raucher müssen draußen bleiben: Seit zehn Jahren gilt in Baden-Württemberg ein Rauchverbot in Restaurants und Bars. Einige Häfler Gastronomen haben deshalb ihren Betrieb umgestellt. Nicht alle sind gleichermaßen zufrieden mit dem, was sich seitdem verändert hat.
Nico Kamleitner ist überzeugter Nichtraucher. Er steht an einem kleinen Stehtisch in seiner Bar Sky 33 im obersten Stock des City Towers und unterhält sich mit seinen Gästen. Sie dürfen im Sky 33 nicht rauchen – doch das liegt nicht nur am gesetzlichen Rauchverbot: Der sportliche 38-Jährige ist ein Überzeugungstäter. „Hier ist immer eine gute Luft. Die Gäste schätzen das“, sagt er. Manchmal komme es vor, dass sich der eine oder andere eine Zigarette anzünde. „Ich weise sie dann einfach darauf hin, dass wir einen gesonderten Raucherraum einen Stock tiefer haben“, sagt Kamleitner. Sehr groß sei der Raum aber nicht. „Es ist schon diskriminierend, dass man den Rauchern soviel verbietet. Aber Passivrauchen ist einfach ungesund“, sagt er.
Mit dieser Meinung steht er offenbar nicht alleine da. Kamleitner hat in den vergangenen Jahren eine Veränderung in der Raucher-Mentalität bemerkt. „Früher war es out, wenn man nicht geraucht hat. Jetzt geht der Trend in die andere Richtung“, sagt der 38-Jährige.
Die Ergebnisse einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Jahr 2016 bestätigen das – vor allem was Raucher unter den jungen Menschen betrifft. Der Anteil rauchender Jugendlicher in Deutschland hat sich laut BZgA seit den 2000er-Jahren deutlich verringert und befinde sich auf einem historischen Tiefstand. Demnach greifen momentan noch 7,4 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren zur Zigarette. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 rauchten noch gut 15 Prozent der Jugendlichen, im Jahr 2001 knapp 28 Prozent.
Strenge Auflagen
Doch trotz Rauchverbot gibt es auch in Friedrichshafen immer noch Kneipen, in denen geraucht wird. Eine ist das Rockcafé Fläschle. Die Kneipe gilt als sogenanntes Raucherlokal. Damit sich eine Kneipe so nennen darf und dort auch geraucht werden darf, gelten strenge Regeln. Laut Serviceportal des Landes Baden-Württembergs darf nur dann in einer Gaststätte geraucht werden, wenn der Gastraum nicht größer als 75 Quadratmeter ist und es dort Getränke und kalte Speisen gibt. Jugendliche unter 18 Jahren dürfen in solche Lokale nicht gehen. In Betrieben, die ihren Gästen warme Speisen anbieten, darf nur in einem separaten Nebenraum geraucht werden.
Für Andreas Theurer, Inhaber des Fläschles, stand immer fest, dass sein Lokal nicht rauchfrei wird. „Das Rockcafé war von Anfang an eine Raucherkneipe. Anders würde es auch einfach nicht funktionieren“, sagt er. Seine Kunden kommen gerne ins Rockcafé, weil sie dort rauchen können. Er hält nicht viel vom Raucherverbot. „Das Verbot ist Schwachsinn, weil es die Freiheit der Leute einschränkt“, sagt der Mittfünfziger. Seiner Meinung nach sollten die Bürger selbst entscheiden können, ob sie in einer Raucherbar ausgehen oder in einer Nicht-Raucherbar.
Offenbar teilen nicht alle diese Meinung: In unmittelbarer Nähe zum Bodenseecenter gibt es eine Bar, die sich für einen Kompromiss entschieden hat: In der Isla Bonita Cocktailbar gibt es sowohl einen Raucherbereich als auch einen Nichtraucherbereich. „Der Raucherbereich ist ständig voll, im Nichtraucherbereich sind weniger Gäste“, sagt Inhaber Kami Khan. Er ist davon überzeugt, dass Raucher eher bereit seien, länger zu bleiben und zu trinken als Nichtraucher. „Der Umsatz war vor dem Nichtrauchergesetz um mindestens 50 Prozent höher“, sagt Khan.
Es gibt aber auch Häfler Gastronome, die froh sind, dass das Rauchverbot eingeführt wurde. Unweit von Kami Khan und seiner Cocktailbar betreibt Werner Heider das italienische Ristorante Centrale. Er hat ein Jahr vor dem Rauchverbot eröffnet, im April 2007. An den Wänden hängen noch Relikte aus dieser Zeit: kleine Blechschilder, auf denen eine Zigarette durchgestrichen ist. „Die sind von früher, als es das Gesetz noch nicht gab“, sagt Heider. Als er das Restaurant 2007 übernommen habe, habe er sich gleich dafür entschieden, das Restaurant rauchfrei zu machen. Grund sei die offene Küche im Restaurant gewesen, in die kein Rauchgeruch kommen sollte. Werner Heider kann sich noch daran erinnern, wie die Zeit kurz nach dem Rauchverbot war. „Zeitweise gab es Lokale, die ein Nebenzimmer hatten, in dem man rauchen konnte. Die haben damit geworben und die Raucher sind dort hingegangen“, sagt er. Mittlerweile habe sich das für die Lokale aber erledigt.