Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Towerstars sind nicht zu stoppen
Ravensburg nach 4:3-Derby-Sieg gegen den ESV Kaufbeuren weiter Tabellenführer
RAVENSBURG - Diese Ravensburg Towerstars machen in dieser Saison einfach Spaß. Auch das Derby gegen den ESV Kaufbeuren gewann der Tabellenführer der DEL2 in der ausverkauften Eissporthalle am Freitagabend mit 4:3 (1:1/3:2/0:0). In dieser Form sind die Towerstars im Moment nicht zu stoppen, führen mit zwei Spielen weniger als der Zweitplatzierte und 71:33 Toren die Tabelle an. Verlassen konnten sie sich vor allem auf ihre Neuzugänge, die alle vier Treffer erzielten – und auf ihren überragenden Goalie Jonas Langmann. „Das ist gute Werbung für die DEL2 gewesen. Ich habe in dieser Saison hier noch kein besseres Spiel gesehen“, war Towerstars-Trainer Jiri Ehrenberger zufrieden. Auch sein Kaufbeurer Trainerkollege Andreas Brockmann stimmte teilweise zu: „Ich habe ein sehr gutes Spiel gesehen. Mit dem Spiel bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis nicht.“
Erster gegen Dritter, brisantes und erwartungsgeladenes Derby, 3418 Zuschauer, so viele wie seit Ende Dezember nicht – in der Eissporthalle war alles angerichtet für ein großes Eishockeyspiel. Beide Mannschaften starteten aber mit dosiertem Risiko, lange gab es etwa keine Strafzeit. Das erste Tor schossen die Ravensburger. Der seit einer Woche wie befreit aufspielende Olivier Hinse (7.) überwand Kaufbeurens Goalie Stefan Vajs mit seinem vierten Saisontor. Postwendend hatte der aktuell beste Torschütze der Liga, Sami Blomqvist, eine Antwort. Schön frei gespielt hatte er wenig Mühe, den Puck zum 1:1 (8.) unterzubringen. Auch nach diesen beiden Treffern blieb es bei der kontrollierten
Ravensburg Towerstars – ESV Kaufbeuren 4:3 (1:1, 3:2, 0:0) Tore: 1:0 (6:07) Olivier Hinse (Kokes), 1:1 (7:10) Sami Blomqvist (Eichinger, Ketterer), 1:2 (21:18) Branden Gracel (Eichinger), 2:2 (28:39) Thomas Merl (Pfaffengut), 2:3 (30:09 ÜZ) Sami Blomqvist (Gracel), 3:3 (34:27) Thomas Merl (Schwamberger), 4:3 (36:44 UZ) Robbie Czarnik,
Zuschauer: 3418. Strafminuten: Ravensburg 8, Kaufbeuren 4. Offensive, glasklare Torchancen waren nicht dabei. Sowohl Kaufbeuren als auch Ravensburg überstanden die jeweils einzige Unterzahl in diesem Drittel unbeschadet. Waren diese ersten 20 Minuten etwa nur die Ruhe vor dem Sturm oder neutralisierten sich hier zwei DEL2-Spitzenmannschaften auf hohem Niveau?
Das zweite Drittel sprach anfangs eher für das Duell zweier Topteams, wobei Kaufbeuren zunächst ein leichtes Übergewicht hatte – und Sami Blomqvist. Nach zwischenzeitlichen Toren von Branden Gracel und Thomas Merl sorgte der Toptorjäger mit einer einzigen Aktion wieder für die 3:2-Führung der Gäste.
Merl trifft doppelt und dreht die Partie
In einer Ravensburger Unterzahl war Daniel Pfaffengut zuvor mit einem Alleingang an Vajs gescheitert, den sich im Gegenzug bietenden Platz nutzte der Kaufbeurer Goldhelm eiskalt aus und überwand Jonas Langmann nahezu mühelos. Doch die Towerstars haben in dieser Saison genügend Qualität auf dem Eis, um auch in solch einer Situation antworten zu können. Der aus Kassel gekommene Merl besorgte völlig frei stehend den Ausgleich, in Unterzahl erzielte der aus Crimmitschau gekommene Robbie Czarnik das 4:3. Ausgangspunkt war ein offensiv angreifende Daniel Schwamberger, der die Kaufbeurer Defensive zu einer schlampigen Abwehr zwang und damit Czarnik den Weg bereitete. Am Ende des zweiten Drittels sah es dann eher nach dem Sturm auf, dem die Ruhe im ersten Drittel vorausgegangen war. Den Zuschauern wurde großer Eishockeysport geboten.
So eng und umkämpft das Derby war, so fair war es auch im Schlussdrittel. Beide Mannschaften lieferten sich ein hochklassiges Duell, mit sehr wenig Strafzeiten. Die Towerstars hatten früh die Chancen, auf 5:3 zu erhöhen. Doch sowohl Mathieu Pompei als auch Tim Brunnhuber scheiterten am stark haltenden Vajs (47. und 48.). Auch die Kaufbeurer blieben ein ums andere Mal am schon die ganze Saison über exzellent haltenden Langmann hängen.
Erst in den Schlussminuten kam echtes Derbygift in die Partie. Eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Martin Kokes ließ die Emotionen hochkochen, zumal Langmann nach einem Getümmel vor seinem Tor benommen liegenblieb. Doch irgendwie hielten die Ravensburger den Vorsprung. Auch die letzte Minute, in der Vajs für einen sechsten Feldspieler vom Eis ging, hielt das 4:3. Mit seinen letzten Paraden verdiente sich Langmann die Auszeichnung des „Spieler des Spiels“redlich. Die Fans feierten ihre Mannschaft. „Oh, wie ist das schön“, hallte durch die Eissporthalle.