Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Katzen sind echte Bewegungswunder“
Die aus Tettnang stammende Fotografin Julia Christe lässt Katzen „fliegen“
TETTNANG - Julia Christe begeistert sich als Fotografin vor allem für die Begleiter des Menschen – Hunde wie Katzen gleichermaßen. Im Sommer ist nun ihr Fotobuch „Flying Cats“erschienen, in dem Katzen in ungewöhnlichen Posen, nämlich überwiegend fliegend, beziehungsweise fallend, fotografiert werden. Im Interview mit der Schwäbischen Zeitung spricht die Fotokünstlerin über das Projekt.
Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Buch?
Das habe ich Max, Socks und Dreizehn zu verdanken – unseren eigenen Katzen. Eigentlich bin ich ein überzeugter Hundemensch, aber dann fand ich auf unserem Hof einen Wurf ganz junger Kätzchen. Ihre Mutter war eine dieser sehr scheuen, verwilderten Katzen – und so kommt es, dass wir auf unserem Hof nun drei zutrauliche Katzen haben. Die ganze Geschichte erzähle ich im Buch. Das Buch selbst ist die logische Fortsetzung der „fliegenden Hunde“, die vor zwei Jahren in den USA und vor einem Jahr in Deutschland erschienen sind.
Wie haben Sie die Samtpfoten dazu gebracht, zu „fliegen“?
Das war ganz unterschiedlich, je nach Charakter der Katze. Einige, besonders die jungen und verspielten Katzen, sind gern einem Spielzeug hinterhergesprungen. Andere wiederum, besonders die, die „kameraerfahren“sind, wurden auf dem Arm gehalten und etwa aus Hüfthöhe auf eine weiche Matte fallen gelassen.
Wie gewöhnen Sie die Tiere an die Studioatmosphäre?
Katzen sind echte Bewegungswunder. Sie bewegen sich sicher und sehen dabei sehr elegant aus. Während einige Hunde nur gehalten und die fliegenden Haare mithilfe eines Föns erreicht wurden, können Katzen sehr sicher landen. Viele der abgebildeten Katzen sind durch Ausstellungen und Shows trainiert und haben kein Problem, mit der ungewohnten Umgebung im Fotostudio zurechtzukommen und dabei noch sehr unerschrocken aufzutreten. Die gewöhnliche Hauskatze ist dabei viel zurückhaltender. Es wollten dann auch nicht alle „Models“springen oder sich vom Arm fallen lassen. Sie haben dann einfach nur zugeschaut oder geschlafen. Viel schwieriger war es eigentlich, die „ruhigen“Motive in den Kasten zu bekommen. Aufheller, Leinwand und Stative sorgten erstmal für Unruhe. Doch nach einiger Zeit waren diese Dinge wieder so uninteressant, dass sich viele der Katzen auch von ihrer ruhigen Seite ablichten ließen. Es gab auch Katzen, die sich gar nicht fotografieren lassen wollten, egal ob in der Bewegung oder auf dem Podest. Das muss man als Fotograf akzeptieren und sie in Ruhe lassen. Gezwungen wurde keine Katze und es hat sich auch keine verletzt.
Welche Tiere sind leichter zu fotografieren: Katzen oder Hunde?
Leichter oder schwerer kann man nicht sagen. Hunde sind gut mit Lec- kerchen oder Spielzeug zu kriegen. Katzen auch, aber wie gesagt, eher wenn sie noch ganz jung sind.
Wie lange hat es gedauert, bis Sie alle Fotos im Kasten hatten?
Tierfotografie ist zeitintensiv. Ich habe mehrere Shooting-Wochenenden in Berlin und Frankfurt am Main verbracht. Tiermodels sind nicht so einfach „planbar“. Und nach dem Fotografieren müssen dann ja noch die Bilder gesichtet und sortiert werden. Alles in allem ist das Buch über einen Zeitraum von einem Jahr entstanden.
Haben Sie Vorbilder, die Sie beeinflusst haben? Und wie sind Sie zur Tierfotografie gekommen?
Ich schätze die Arbeiten von Jeff Wall sehr. Und der überwiegende Teil meiner Arbeiten hat mit Tierfotografie nichts zu tun. Durch einige Aufträge für Magazine, Zeitschriften und Werbekampagnen, in denen Tiere vorkamen, hat die Tierfotografie mich dann teilweise vereinnahmt. Und dabei habe ich auch meinen eigenen Stil entwickeln können.
Mit welcher Kamera arbeiten Sie am liebsten?
Im Mittelformat. Diese Kamera ist aber für die Art der Tierfotografie mit schnellen Bewegungen nicht geeignet. Ich habe extra für diese Art der Fotografie eine Sony alpha 99 II angeschafft, die zehn Bilder pro Sekunde aufnehmen kann. Die tierischen Stillleben habe ich dagegen mit einem Phase One-Digitalrückteil realisiert. Die Flugbilder sind im Kleinbildformat entstanden. Kleinbild ist in diesem Falle das Mittel der Wahl. Ich schätze es viel mehr, im Mittelformat ein Bild zu gestalten, bei schnellen Objekten benötige ich dagegen viel Material und etwas Glück, den richtigen Moment einzufangen.
Haben Sie schon neue Pläne für ein Fotoprojekt?
„Fliegende Pferde“werden es wohl nicht. Derzeit arbeite ich an einem Landleben-Projekt, am liebsten wieder als Buch, vielleicht ein Kinderbuch. Meine Tochter mit ihrem Esel, den Hunden und Katzen inspirieren mich schon seit einiger Zeit, daran zu arbeiten. Mal sehen, was dabei herauskommt.
Haben Sie noch einen Bezug zu Tettnang? Sind Sie ab und zu mal hier?
Nein, höchstens mal auf der Durchreise. Ansonsten leider überhaupt nicht mehr.