Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Die CDU will das Bebauen von Baulücken in den ländlichen Teilorten Friedrichshafens erleichtern und dafür die erst zwei Jahre alten Klarstellungssatzungen zur Abgrenzung von baurechtlichem Innenund Außenbereich wieder aufheben. Der große Wurf zur Behebung der akuten Wohnraumknappheit wäre das zwar nicht, aber immerhin ein kleines Mosaiksteinchen – zumal man den Eindruck hat, dass in Friedrichshafen fast nur noch große Mehrfamilienhäuser mit maximaler Flächenausnutzung gebaut werden. Vor dem Hintergrund besagter Wohnraumknappheit ergibt das zwar durchaus Sinn – Bedarf an schnuckeligen Einfamilienhäuschen im Grünen gibt’s aber ganz sicher ebenfalls.
Und zwar gibt es diesen Bedarf ohne Ende, was der CDU freilich bekannt ist. Daher darf man hinter ihrem Vorschlag, der bei vielen Häflern gut ankommen wird, auch einen Hauch von Wahlkampfmodus vermuten. Als Nebenwirkung sorgt der verwirklichte Traum vom schnuckeligen Einfamilienhaus im Grünen für Verkehrsfluss ohne Ende. Morgens fahren alle von den Teilorten in die Innenstadt zur Arbeit, nach Feierabend wieder zurück. Ein Plan zur Entlastung der Straßen ist der Antrag der CDU zur Aufhebung der Klarstellungssatzungen damit also nicht. Wie der aussehen könnte, zeigt die IHSE-GmbH in Oberteuringen: Mit einem Leasing-Model für EBikes will sie erreichen, dass die im Umkreis von 15 Kilometern um die Firma wohnenden Mitarbeiter das Auto stehen lassen und mit dem Zweirad zur Arbeit kommen. Städtisch geförderte E-Bikes für Bewohner der Teilorte – das wäre eine Idee, die die Häfler CDU ins Programm aufnehmen könnte. Die Kreistagsfraktion der Grünen hat es bereits getan. Ihr Antrag auf ein kreisweites Leihsystem für E-Bikes steht diesen Dienstag auf der Tagesordnung des Kreis-Umweltausschusses.
Ein ganz wichtiger Baustein für die Verkehrsinfrastruktur am Bodensee ist die Elektrifizierung und der Ausbau der Bodenseegürtelbahn zwischen Friedrichshafen und Radolfzell. Zuständig dafür wäre eigentlich der Bund, aber der hat ja bekanntlich andere Probleme, man denke nur an den BER oder Stuttgart 21. Um das berühmte „Dieselloch“auf dieser Strecke zu verhindern, nehmen Kreis und Kommunen jetzt lieber selbst Geld in die Hand und gehen mittels eines Interessenverbands mit der Planung in Vorleistung. Sehr gut, meinen die Spießgesellen, auch wenn das Risiko besteht, dass nach abgeschlossener Planung trotzdem kein Geld vom Bund da ist und die Pläne in der Schublade verschwinden.
Prisma kauft die Zeppelin-Apotheke und will sie erhalten – das ist eine gute Nachricht, für die man sich bei dem Unternehmen bedanken muss. Anstatt das alte Haus abzureißen, soll das Gemäuer renoviert und ein Neubau drangesetzt werden. Dass dort Büroflächen entstehen sollen, kann man für den einzigen Pferdefuß der Planungen halten, wo doch überall Wohnraum gebraucht wird. Aber dass eventuell im Erdgeschoss Raum für einen Laden entstehen soll, lässt hoffen, dass Prisma durch einen attraktiven Ladenmieter zur Belebung der Ecke am Sparkassen-Kreisel beiträgt – wenn ein Laden denn überhaupt realisiert wird. Zusammen mit einem neuen Konzept für die Markthalle könnte das die Attraktivität des Handels in der Nordstadt steigern.