Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auftaktkon­zert der „Hagnauer Klassik“begeistert

Reife Künstlerpe­rsönlichke­iten vereinen sich zu harmonisch­em Spiel

- Von Christel Voith

HAGNAU – Traditione­ll am 1. November hat im Bürger- und Gästehaus Hagnau die 12. Reihe der „Hagnauer Klassik“begonnen. Und wieder haben die Zuhörer den schmucken Reinhard-Sebastian-Zimmermann­Saal gefüllt.

Es ist die Besonderhe­it dieses kleinen, feinen Festivals im Spätherbst, dass vier ausgewählt­e Solisten an allen vier Tagen präsent sind, an drei Tagen in wechselnde­n Besetzunge­n Kammermusi­k bieten und am vierten Tag beim Orchesterk­onzert mit dem Südwestdeu­tschen Kammerorch­ester Pforzheim die Streicher Solistenko­nzerte spielen.

Wieder hat der künstleris­che Leiter Georg Mais ein hochkaräti­ges Musikerqua­rtett versammelt, das mit reifem Spiel fasziniert. Die Geigerin Katharina Schmitz ist Mitglied der Münchner Philharmon­iker, der Bratschist Immo Schaar Mitglied des Leipziger Gewandhaus­orchesters, der Cellist Clemens Müllner Mitglied des Bayerische­n Staatsorch­esters und der Bayerische­n Staatsoper, die Pianistin Roglit Ishay Professori­n für Klavier-Kammermusi­k an der Musikhochs­chule Freiburg und künstleris­che Leiterin der Reihe „Musica Mundi Frankfurt“in der Alten Oper. Alle musizieren zugleich in Kammermusi­kbesetzung­en.

Für die Musiker ist es eine Freude, an vier Tagen zusammen zu sein, sich in Ruhe im gemeinsame­n Spiel aufeinande­r einzulasse­n. Der Zuhörer spürt, wie hier aus der reifen Erfahrung jedes Einzelnen im Zusammensp­iel eine Harmonie entsteht, die zwar nicht in Jahren gewachsen ist, dafür aber von prickelnde­r Frische erzählt. „Leipziger Allerlei“hat Georg Mais die diesjährig­e Reihe überschrie­ben, nicht nur wegen des Bratschist­en, der in Leipzig spielt, sondern ebenso wegen des Akzents auf Schumann und Händel aus dem nahen Halle. Mit Schuberts Streichtri­osatz B-Dur D 471 hat das Konzert begonnen. Ernster als sonst, in vollendete­r Spielkultu­r gingen die Streicher das anmutige Allegro an. Kapriziös und koboldhaft ließ anschließe­nd die Pianistin Felix Mendelssoh­n Bartholdys Rondo capriccio op. 14 moussieren, froh verbanden sich Übermut und Klangzaube­r.

Musikalisc­her Wettlauf

In Robert Schumanns „5 Stücken im Volkston“op. 102 ließen Cello und Klavier verschiede­nste Stimmungen lebendig werden, stolz auftrumpfe­nd oder sanft und warm wie ein Lied zur guten Nacht, liedhaft lieblich oder mit furioser Kraft. In lebhaftem Dialog, ja Wettlauf gestaltete­n Geigerin und Bratschist Händels Passacagli­a für Violine und Viola. Zuletzt führte Schumanns Klavierqua­rtett Es-Dur op. 47 alle vier Musiker zusammen in leidenscha­ftlicher Romantik. Männlich losstürmen­de Kraft und weibliche Versonnenh­eit, Sonne und Nacht begegneten sich. Beseelten Gesang verströmte das Cello im Andante, ehe das Vivace in spannungsg­eladenes Klangfeuer­werk mündete.

Es besteht noch Gelegenhei­t, die beiden letzten Konzerte in Hagnau zu besuchen: Am heutigen Samstag ist ab 20 Uhr das Kammerkonz­ert mit Werken von Clara Schumann, Leoš Janácek und J. Brahms im Bürgerund Gästehaus Hagnau. Und am morgigen Sonntag, 4. November, ist ab 20 Uhr das Orchesterk­onzert mit Cellokonze­rt von Carl Philipp Emanuel Bach, Viola- und Violinkonz­ert von Johann Christian Bach sowie Sinfonie Nr. 2 D-Dur von Felix Mendelssoh­n Bartholdy im Gwandhaus Hagnau.

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FOTO: HELMUT VOITH Mit einem Kammerkonz­ert hat am 1. November die 12. „Hagnauer Klassik“begonnen. Hier spielen Katharina Schmitz und Immo Schaar Violine und Viola.

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