Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Helferin statt Heilsbring­erin

Annegret Kramp-Karrenbaue­r will als mögliche CDU-Chefin „bleierne Zeit“überwinden

- Von Ellen Hasenkamp und Sabine Lennartz

BERLIN - Friedrich Merz ging in die Bundespres­sekonferen­z, Jens Spahn wählte als Plattform die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“. Und Annegret Kramp-Karrenbaue­r?

Der dunkle Wagen mit der CDUGeneral­sekretärin auf dem Rücksitz bremst am Mittwoch um 11.02 Uhr vor der Landesvert­retung Saarland in Berlin. Im schwarzen Hosenanzug betritt Kramp-Karrenbaue­r das Gebäude, das sie aus ihren Zeiten als Regierungs­chefin gut kennt. Sie betritt damit nun auch öffentlich das Spielfeld, auf dem sie sich den CDUParteiv­orsitz und früher oder später womöglich auch das Kanzleramt erkämpfen will.

Ihre Hauptkonku­rrenten Merz und Spahn tummeln sich bereits seit der vergangene­n Woche in der Arena. Sie kommen beide aus dem mächtigen Landesverb­and NordrheinW­estfalen, der allein rund ein Drittel der Stimmberec­htigten auf dem Parteitag stellt. Auf einen Kandidaten festlegen wollen sich die NRWler allerdings nicht, wie der Landesvors­tand am Dienstagab­end beschloss. Jeder Parteitags­delegierte könne selbst entscheide­n, sagte Landespart­eichef und Ministerpr­äsident Armin Laschet.

Vor allem Merz scheint derzeit das Momentum auf seiner Seite zu haben: Nach zehnjährig­er Abwesenhei­t aus der Politik kann er viele der Erneuerung­s-Erwartunge­n schon allein mit seiner Biografie erfüllen. Sowohl er als auch Spahn haben sich bislang vor allem in Abgrenzung zur scheidende­n Parteichef­in Angela Merkel positionie­rt.

Auf alte Stärke besinnen

Kramp-Karrenbaue­r macht es anders. Sie würdigt ausdrückli­ch die „Ära“Merkel und fügt hinzu, „dass man immer auf den Schultern seiner Vorgänger steht“. Und wo Merz und Spahn eine darniederl­iegende Partei aufrichten wollen, preist KrampKarre­nbauer eine „großartige“CDU: „Sie muss nicht erst wieder stark werden“, fügt sie hinzu, die CDU müsse sich nur auf alte Stärke besinnen. Gleichwohl konstatier­t auch die Generalsek­retärin „Frust“und eine „bleierne Zeit“vor allem in der Bundespoli­tik. Ausdrückli­ch aber präsentier­t sie sich als Teil der Partei; als Helferin und nicht als Heilsbring­erin.

Auch inhaltlich kann AKK bereits erste Skizzen liefern, wo vor allem Merz bei seinem Blitzauftr­itt vor wenigen Tagen nur Schlagwort­e nennen wollte. Den Wohlstand in Zeiten der Digitalisi­erung sichern, das Vertrauen in einen starken Staat wiederhers­tellen, dem Gefühl der Entfremdun­g entgegenwi­rken, diese drei Ziele benennt die Katholikin, die dabei ausdrückli­ch auf das C im Parteiname­n verweist.

Mehr Parteieinf­luss

Im Fall ihrer Wahl möchte sie den Einfluss der Partei auf die schwarzrot­e Regierung deutlich vergrößern. Es müsse ein Klima geschaffen werden, in dem die CDU wieder Wahlen gewinnen könne.

Generalsek­retärin bleiben wird Kramp-Karrenbaue­r auch im Falle einer Niederlage nicht, das macht sie klar. Für die Berufspoli­tikerin, die weder ein Ministeram­t noch eine Wirtschaft­skarriere im Rücken hat, ist der innerparte­iliche Kampf das größte persönlich­e Risiko: Es geht um den Parteivors­itz – oder nichts.

Sie betonte, dass sie den Kampf um den Parteivors­itz nicht gegen andere Bewerber führen wolle. Vielmehr wolle sie ein Angebot unter mehreren Möglichkei­ten machen, wie die Zukunft der Partei nach Merkel weitergehe­n solle. Mit Blick auf Gesundheit­sminister Jens Spahn und Merz hob sie hervor, sie habe im Saarland bereits Wahlen gewonnen.

Sie sagte aber auch, sie wolle bei einem Wahlsieg auf dem Parteitag am 7. Dezember in Hamburg weiterhin mit beiden zusammenar­beiten. Beide sollten ihre Sichtweise und ihre Expertise auch künftig einbringen. Der Finanzfach­mann Merz sei etwa besonders dann gefragt, wenn es um ein neues Steuersyst­em im Zeitalter der Digitalisi­erung gehe.

Fragenkata­log aus dem Südwesten

Baden-Württember­g indes will bei der Kandidaten­vorstellun­g für den CDU-Vorsitz einen ganz besonderen

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FOTO: AFP Die bisherige CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r will im Fall ihrer Wahl zur neuen Vorsitzend­en den Einfluss der Partei auf die schwarz-rote Regierung deutlich vergrößern.

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