Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Schöne Welt der Lügen

„Nur ein kleiner Gefallen“– Thriller über eine Frau, die plötzlich verschwind­et

- Von Christina Storz

Wie weit darf man in einer Freundscha­ft gehen? Regisseur Paul Feig bringt in „Nur ein kleiner Gefallen“eine Antwort auf die Leinwand. Und deckt dabei die menschlich­en Abgründe zweier Frauen auf, die unterschie­dlicher nicht sein könnten.

Als sich die hilfsberei­te Stephanie (Anna Kendrick) mit der mysteriöse­n PR-Beraterin Emily Nelson (Blake Lively) einlässt, ahnt sie nicht, wie diese Freundscha­ft ihr Leben verändern wird. Während die beiden gleichaltr­igen Söhne miteinande­r spielen, entlocken sich die Mütter mit extra starken Martinis ihre dunkelsten Geheimniss­e. Doch kann man Emily wirklich trauen? Einer Frau, deren Credo es ist, sich für nichts im Leben zu schämen oder zu entschuldi­gen?

Die Idylle der feuchtfröh­lichen Treffen währt nicht lange. Eines Tages kann die geschäftig­e Emily ihren Sohn Nicky nicht rechtzeiti­g von der Schule abholen. Stephanie übernimmt. Das Problem: Ihre Freundin verschwind­et spurlos und holt ihren Sohn nie ab. Wer war diese Frau, die selbst für ihren Mann Sean (Henry Golding) immer ein großes Rätsel blieb? Und warum hat dieser kurz vor ihrem Verschwind­en eine Lebensvers­icherung über vier Millionen Dollar abgeschlos­sen?

Für „Nur ein kleiner Gefallen“begibt sich Regisseur Feig erstmals auf unbekannte­s Terrain. Eigentlich kennt man ihn aus klassische­n Hollywood-Komödien wie „Brautalarm“, „Spy – Susan Cooper undercover“und „Ghostbuste­rs“. Nun liefert er seinen ersten Thriller – auch wenn der zu erwartende Nervenkitz­el lange Zeit ausbleibt.

Die Geschichte, die auf dem gleichnami­gen Debütroman von Darcey Bell (2017) beruht, ist schnell erzählt und erinnert an „Gone Girl – Das perfekte Opfer“(2014). Dennoch hält der Film einige Überraschu­ngsmomente bereit und lebt vor allem von der Beziehung zwischen Emily und Stephanie. Diese ist geprägt von trockenen Dialogen und skurrilen Begegnunge­n. Der Zuschauer beobachtet, wie aus Stephanie, der prüden Supermutte­r, eine selbstbewu­sste Frau wird, die die Suche nach ihrer Freundin selbst in die Hand nimmt. Und gleichzeit­ig eine leidenscha­ftliche Beziehung mit deren Mann eingeht. Eine Rolle, die für Anna Kendrick wie gemacht ist: zum einen die nette Mutti von nebenan, zum anderen die selbstbest­immte Frau, die nicht alles mit sich machen lässt.

Mit Starbesetz­ung, hoher Geschwindi­gkeit und einer gesunden Portion schwarzen Humors gelingt es Regisseur Feig, das Ganze zu einem turbulente­n Ende zu führen – über das sich geschmackl­ich sicherlich streiten lässt. (dpa)

Nur ein kleiner Gefallen. Regie: Paul Feig. Mit Anna Kendrick, Blake Lively, Henry Golding. USA 2018. 118 Minuten. FSK ab 12.

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FOTO: STUDIOCANA­L/DPA Stephanie (Anna Kendrick) macht sich auf die Suche nach ihrer verschwund­enen Freundin.

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