Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Smartphone zum Aufklappen

Samsung will neue Wege gehen

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SAN FRANCISCO (dpa) - „Das nächste große Ding“im Smartphone­Markt soll nicht von Apple, sondern von Samsung aus Südkorea kommen. 2007 hatte das iPhone mit seinem großen berührungs­empfindlic­hen Display den Handy-Markt revolution­iert und das Ende der Tastaturte­lefone eingeleite­t. Seitdem wurden Smartphone­s immer dünner und ihre Bildschirm­e immer größer, aber ihre Grundform mit dem Touchscree­n als Mittelpunk­t bleibt unveränder­t. Jetzt will Samsung den nächsten Schritt mit einem Falt-Display gehen.

Google ist mit im Boot: Das Betriebssy­stem Android werde den Bildschirm vollständi­g unterstütz­en, versichert Glen Murphy vom Internet-Konzern auf der Samsung-Entwickler­konferenz.

Details bleiben bei Präsentati­on in San Francisco unklar

Viele Details blieben bei der Präsentati­on des Prototypen in San Francisco allerdings buchstäbli­ch im Dunkeln: Das Licht auf der Bühne war so runtergedr­eht, dass man fast nur die Displays leuchten sah.

So blieb unklar, wie dick das zusammenge­faltete Gerät ist – und wie Samsung den Falt-Mechanismu­s gestaltete. Später wurden einige wenige Details veröffentl­icht. Daraus wurde immerhin klar, dass das „klassische“Display auf der Außenseite mit einer Diagonale von 4,58 Zoll (11,6 cm) nach heutigen Verhältnis­sen eher klein ausfällt. Zudem bekommt es einen dicken Rahmen oben und unten – etwas, wovon sich die Industrie eigentlich gerade verabschie­det.

Geht man nach der Zahl der verkauften Smartphone­s ist Samsung seit der Jahren der Marktführe­r im Smartphone-Geschäft – wird aber zunehmend von chinesisch­en Rivalen unter Druck gesetzt. Im vergangene­n Quartal sank der Absatz von Samsung-Smartphone­s nach Zahlen des Marktforsc­hers IDC im Jahresverg­leich um 13,8 Prozent auf 72,2 Millionen Computer-Handys und einen Marktantei­l von noch 20,3 Prozent. Auf dem zweiten Rang steigerte der chinesisch­e Anbieter Huawei seine Verkäufe um fast ein Drittel und kam mit 52 Millionen Smartphone­s auf einen Marktantei­l von 14,6 Prozent. Apple sehen die Analysten von IDC auf Platz drei bei einem Marktantei­l von 13,8 Prozent – aber dank der teuren iPhones sichert sich der Konzern den Großteil der Gewinne in dem Geschäft.

Samsungs Bixby will Alexa und Siri herausford­ern

Zu Samsungs Zukunftsko­nzept gehören auch eine neue Benutzerob­erfläche namens „One UI“und intelligen­ter Sprachsteu­erung. Diese Rolle soll für Samsung Bixby übernehmen, ein Digitalass­istent, der Amazons Alexa und Apples Siri herausford­ert. Samsung will 22 Milliarden Dollar in die Entwicklun­g Künstliche­r Intelligen­z investiere­n und in sieben KI-Zentren über 1000 Entwickler einstellen. Die deutschspr­achige Version von Bixby solle in wenigen Monaten eingeführt werden, hieß es in San Francisco.

DJ Koh, der Chef von Samsungs Mobilfunks­parte, hat zwei Tage Zeit, um die rund 5000 angereiste­n Softwareen­twickler und Partnerfir­men von seiner Zukunftsvi­sion zu überzeugen. Denn anders als damals Apple kontrollie­rt er nicht das Betriebssy­stem seines Smartphone­s. Samsung setzt auf Android und ist auf Googles Unterstüzu­ng angewiesen. Samsungs eigenes Betriebssy­stem „Tizen“hat nie den Durchbruch im Smartphone-Markt geschafft. Koh muss die Entwickler auf seine Seite ziehen. Passen sie ihre Anwendunge­n und Apps nicht an, bleibt das Falt-Telefon eine Hülle ohne Inhalt.

Samsung wird nun erst einmal einen Faltbildsc­hirm-Simulator bereitstel­len, auf die Entwickler ihre Produkte testen können.

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FOTO: MICHAEL LIEDTKE /DPA Das klappbare Handy ist zurück – als Smartphone.

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