Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lehrer fehlen an Claude-Dornier-Schule
Im Bundesvergleich sind die Berufsschulen in Friedrichshafen personell gut versorgt
FRIEDRICHSHAFEN - Die Berufsschulen in Friedrichshafen sind personell gut versorgt. Das teilt das Regierungspräsidium (RP) Tübingen auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung mit. Damit zeichnet sich die Situation in Friedrichshafen deutlich weniger dramatisch ab als bundesweit. In ganz Deutschland sollen laut einer Studie der BertelsmannStiftung bis 2030 60 000 Lehrkräfte fehlen. Trotzdem sind nicht alle Stellen in Friedrichshafen besetzt.
In einzelnen beruflichen Fächern sei die Lehrerversorgung in Friedrichshafen nicht zufriedenstellend, teilt das RP mit. Dieser Engpass treffe aktuell auf die Claude-DornierSchule in den Fächern Sanitär-, Heizungsund Klimatechnik, Bautechnik und Nahrung zu. Aus einer Statistik vom RP für das Schuljahr 2017/ 18 geht hervor, dass die Unterrichtsversorgung bei 103,4 Prozent liegt. Das bedeutet, dass die Lehrerwochenstunden über dem Soll von hundert Prozent liegen. Die dort arbeitenden Lehrer müssen also zusätzlich Stellen ausfüllen, die derzeit nicht besetzt sind. An der DrosteHülshoff-Schule liegt die Unterrichtsversorgung bei 99,8 Prozent und an der Hugo-Eckener-Schule bei 97,4 Prozent. Im Vergleich: Im gesamten Regierungsbezirk Tübingen besteht eine Unterrichtsversorgung von 99,20 Prozent und landesweit bei 98,30 Prozent. Aktuelle Zahlen für das laufende Schuljahr wird es, so das RP, erst nach der Herbststatistik geben. Trotzdem zeichne sich schon jetzt ab, dass sich die Zahlen ähnlich darstellen werden.
Die Zahlen für das vergangene Schuljahr begründet das RP mit einem Mangel an Bewerbern. „Wie bereits im vergangenen Jahr ist das Regierungspräsidium Tübingen auch in diesem Jahr wieder bestrebt, durch frühzeitige und gezielte Ausschreibungen im Mangelfachbereich Bewerber aus der freien Wirtschaft zu gewinnen“, teilt ein Sprecher des RP mit. Anders sieht es bei den allgemeinbildenden Schulen in Friedrichshafen aus. Dort konnte eine Versorgung des Pflichtbereichs erreicht werden. Darüber hinaus seien auch ergänzende schulische Angebote möglich.
Damit sich die Situation an den beruflichen Schulen im Land nicht zuspitzt, beabsichtige das Kultusministerium für den Doppelhaushalt 2020/21 ein zusätzliches Budget für Berufsschullehrer zu beantragen. Das teilt eine Sprecherin des Ministeriums auf Nachfrage mit. „Wir haben den Bedarf erkannt und wollen uns für 200 zusätzliche Stellen für Lehrer an Berufsschulen einsetzen“, sagt sie. Es sei wichtig, das strukturelle Unterrichtsdefizit, also der Ausfall von Schulstunden, weiter abzubauen. In den vergangenen Jahren habe sich das bereits deutlich verbessert. 2017 lag es noch bei 2,6 Prozent, in diesem Jahr liegt es bei 1,7 Prozent.
Vor wenigen Tagen hatte die Bertelsmann-Stiftung eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass bis 2030 bundesweit 60 000 Lehrkräfte an Beruflichen Schulen fehlen werden. Bis 2020 benötigen Berufsschulen jährlich durchschnittlich 4000 neue Lehrer. Ausgebildet werden laut Studie derzeit allerdings nur 2000 Lehrkräfte pro Jahr. Rund ein Drittel der Lehrkräfte an Berufsschulen sind Quer- und Seiteneinsteiger.