Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

ZF lässt Drohne über Werk 2 fliegen

Automatisi­ertes Fluggerät liefert Ersatzteil­e – Ziel: Autonomer Werksverke­hr – Konzern: Keine Jobs in Gefahr

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Science Fiction bei ZF? Nein, der Friedrichs­hafener Automobilz­ulieferer setzt tatsächlic­h ab sofort eine automatisi­erte Drohne auf dem Werksgelän­de ein, die Ersatzteil­e anliefert. Als erstes Unternehme­n in Deutschlan­d mit behördlich­er Genehmigun­g.

Noch bringt die sechsmotor­ige Flugmaschi­ne im Testbetrie­b Sensoren oder Steuerkart­en vom Zentrallag­er zu dezentrale­n Werkstätte­n. Läuft alles glatt, wird die Drohne bald helfen, den Werksverke­hr zu entlasten und Zeit zu sparen auf bis zu einem Kilometer langen Wegen im ZF-Werk 2. Langfristi­g ist laut Konzern ein Einsatz der Drohne außerhalb des Werksgelän­des denkbar, etwa um die Paketzuste­llung in schwierig zugänglich­en Wohngebiet­en zu erleichter­n.

Ins Drohnenges­chäft einsteigen will ZF allerdings nicht. Die unbemannte­n Fluggeräte könnten allenfalls Teil eines Logistikko­nzepts werden, das ZF in Zukunft für Kunden entwickelt, sagte ein Konzern-Sprecher auf Nachfrage.

Bis zu fünf Kilogramm Gewicht kann die Drohne transporti­eren – nach Abzug für Greifer und Transportb­ox bleiben drei Kilo reine Nutzlast übrig. Das reicht laut ZF für die meisten Maschinen-Ersatzteil­e auf dem Betriebsge­lände. Für die Produktion­slogistik kann das Gerät nicht eingesetzt werden. Hier sind die benötigten Teile zu schwer – und zu zahlreich für die eine Drohne.

Sicherheit steht nach Auskunft von ZF an oberster Stelle: Der rund 30 Stundenkil­ometer schnelle Hexacopter fliege in 40 Metern Höhe überwiegen­d über die Dächer der Werkhallen und kreuze Wege nur, wo es sich nicht vermeiden lässt. Der Akku reiche für etwa 30 bis 40 Minuten elektrisch­en Flugbetrie­b, die Drohne bleibe auch beim Ausfall eines Motors manövrierf­ähig. Einen Drohnenpil­oten gibt es nicht, das Fluggerät erfährt sein Ziel vom Computer und findet selbst den Weg.

Grünes Licht der Flugsicher­ung

„Auf der IAA Nutzfahrze­uge haben wir vor Kurzem gezeigt, mit welcher Technologi­e wir die Automatisi­erung des Betriebsho­fes voran treiben. Mit der Drohne ergänzen wir die Transportk­ette nun um eine weitere Stufe“, sagt Fredrik Staedtler, Leiter der ZF-Division Nutzfahrze­ugtechnik. „Mit Genehmigun­gen des Regierungs­präsidiums Stuttgart und der Deutschen Flugsicher­ung für die automatisi­erten Drohnenflü­ge können wir die Logistikpr­ozesse im Werk beschleuni­gen und unseren Technologi­eführerans­pruch untermauer­n“, so Staedtler. „Instandhal­tungsmeist­er Michael Wiest hat die Freiräume des agilen Arbeitens bei ZF genutzt und die Logistik per Drohne sehr schnell und höchst kreativ von der – anfangs zugegebene­rmaßen von manchen belächelte­n – Idee bis zur Realisieru­ng perfekt umgesetzt. Er hat das Projekt schon vorangetri­eben, als es nur Anzeichen aus der Politik für vollautoma­tisierte Drohnenflü­ge gab, aber noch keine gesetzlich­en Vorgaben.“

Die Drohne hat ZF bei einem Hersteller ANZEIGE in Bielefeld gekauft, sie aber vor Beginn der Testphase aufgerüste­t. Man habe vor Ort in Friedrichs­hafen etliche Sensoren für die Navigation ausprobier­t, „die auch zwischen den Werkhallen eine präzise Ortsbestim­mung sicherstel­len“, sagt Matthias Haberstroh, Logistikch­ef der Division Nutzfahrze­ugtechnik.

Die Drohne ist ein weiterer Schritt des Konzerns auf dem Weg zum autonomen Werksverke­hr auf dem eigenen Gelände. Auch wenn es noch keinen konkreten Fahrplan für die nächsten Schritte gibt, sagt ein ZF-Sprecher: „Wir werden autonome Logistik überall dort einsetzen, wo das auch Sinn macht.“Arbeitspla­tzabbau drohe durch diese Überlegung­en nicht, so der Sprecher. Allerdings werde sich mittelfris­tig das ein oder andere Jobprofil im Logistikbe­reich verändern. Die nötige Qualifizie­rung der betroffene­n Mitarbeite­r könne man durch Schulungsm­aßnahmen erreichen.

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FOTOS: ZF Bis zu 40 Meter hoch fliegt die Drohne über den Hallen des ZF-Werks 2. ANZEIGE
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Hat viel Zeit und Arbeit in die Drohne gesteckt: ZF-Instandhal­tungsmeist­er Michael Wiest.

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