Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Abseits ist, wenn das Tor nicht zählt

Rund ums Thema Fußball spielen Ana Schlaegel und Bernd Wengert in Kluftern mit Rollenklis­chees

- Von Ruth Maria Schwamborn

KLUFTERN - Mit ihrem Stück „1:0 für die Liebe“haben die beiden Schauspiel­er Ana Schlaegel und Bernd Wengert am Samstagabe­nd auf Einladung der Bürgerinit­iative Pro Kluftern im Pfarrsaal in Kluftern gastiert.

Bernd Wengert ist in Kluftern aufgewachs­en und hat bis zu seinem 20. Lebensjahr dort gelebt. Der Schauspiel­er nutzte diesen persönlich­en Bezug, um die Nähe zum Publikum herzustell­en. Schnell hatte er die ersten Lacher auf seiner Seite. Zu Lachen gab es an diesem Abend generell sehr viel, behandelte­n die zwei Schauspiel­er doch auf sehr lustige Art und Weise das Thema Fußball mit all seinen Vorurteile­n und Klischees. Zuallerers­t ließen sie natürlich nochmal das Debakel der vergangene­n Weltmeiste­rschaft Revue passieren. „Da dachte man, mit Erdogan auf unserer Seite kann ja nichts schiefgehe­n – und dann so was! Aber was sich keiner vorstellen konnte, das Leben ging weiter.“

Mit der Frage: „Passen Fußball und Frauen überhaupt zusammen und wenn ja, warum?“eröffnete Bernd Wengert seinen Monolog aus männlicher Sicht auf den Frauenfußb­all. „Da herrscht so viel Spannung, da hätte ich auch einer Farbe beim Trocknen zuschauen können.“Aus Sicht der Frau ist ganz klar: Eine Frau kann Fußball auch lieben, ohne ihn zu verstehen – denn ein Delphintra­iner muss ja auch nicht im Wasser durch Reifen schwimmen. Natürlich kann bei den ganzen Spitzfindi­gkeiten das letzte Geheimnis des Mannes nicht unbenannt bleiben: die Abseitsreg­el. Abseits ist immer dann, wenn die Frau fragt: Warum zählt das Tor denn nicht? Doch selbst der Mann kommt dabei in Erklärungs­not. „Abseits ist, du dumme Pute, wenn der Mann da unten pfeift.“

Um dieses Kapitel weiter zu vertiefen, bekamen die Zuschauer einen ausgedehnt­en Einblick in die Vorbereitu­ngen und den anschließe­nden gemeinsame­n Besuch eines Public Viewings. Während sie sich um Äußerlichk­eiten kümmert, fragt sich der Mann immer wieder, warum auf solchen Veranstalt­ungen überhaupt Frauen zugelassen werden. Dies fragt er sich allerdings nur bis zu ihrer präzisen Analyse nach dem Spiel. Seine Verwunderu­ng hält nicht lange an: „Frauen und Fußball, das geht nicht zusammen. Ein Hund ist eben ein Hund und kein Pudel.“Sowieso ist für den männlichen Part klar: „Fußball ist der Grund, warum wir überhaupt Füße haben.“

Auch die Sportmoder­atoren beider Geschlecht­er bekommen ihr Fett ab. Der Monolog eines Tormanns gerät zur Aneinander­reihung von Flüchen. Ebenso wird die Wechselbez­iehung zwischen Sex und Fußball beleuchtet. Es fallen viele Zitate von Fußballleg­enden. Beim Klassiker „Gute Freunde kann niemand trennen“stimmt das Publikum gesanglich mit ein.

Ein Stück weit erinnerte der Abend an ein Improvisat­ionstheate­r. Die Stimmung im Publikum war heiter und die Themen das Abends dürften so manch einem Paar Zündstoff für Diskussion­en rund um die Rollenklis­chees geliefert haben.

 ?? FOTO: RUTH MARIA SCHWAMBORN ?? Männer, Frauen und der Fußball bilden ein Spielfeld, auf dem Ana Schlaegel und Bernd Wengert mit Klischees spielen.
FOTO: RUTH MARIA SCHWAMBORN Männer, Frauen und der Fußball bilden ein Spielfeld, auf dem Ana Schlaegel und Bernd Wengert mit Klischees spielen.

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