Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Elektronis­che Beats bei eisigen Temperatur­en

Bis zu 1100 Besucher werden beim ersten Electric-Freeze-Festival im Kulturhaus Caserne erwartet

- Von Harald Ruppert www.klanggut.ticket.io

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Kulturhaus Caserne mausert sich zum festen Standort für elektronis­che Musik. Drei Festivals soll es im Jahreslauf geben. Im Mai 2018 fand erstmals das Festival „Liebe Leute“statt, am 9. Februar erlebt nun das Electric-FreezeFest­ival seine Premiere und im September wird ein noch namenloses drittes Festival seine Geburtsstu­nde erleben.

Organisier­t wird all das von Jormina Braun, geboren in Friedrichs­hafen und aufgewachs­en in Langenarge­n. Er war Schaufenst­erdekorate­ur, hat in Linz ein Kunststudi­um absolviert und ist seit den 90er-Jahren in der Party- und Konzertsze­ne aktiv. An internatio­nalen Kontakten zu Größen der elektronis­chen Musik fehlt es nicht, und die euphorisch­en Reaktionen auf das erste „Liebe Leute“-Festival haben ihn darin bestärkt, dass Friedrichs­hafen das richtige Pflaster für elektronis­che Musik ist. Zwischen 900 und 1100 Besucher erwarten Jormina Braun und Kulturhaus Caserne-Geschäftsf­ührer Claus-Michael Haydt am 9. Februar.

Das Festival hat den Winterfros­t zwar in den Titel gehoben, aber die Konzerte finden auf verschiede­nen Bühnen in den Räumen des Kulturhaus­es statt. Der frostige Innenhof ist dem Verkauf von Glühwein, Waffeln und Burgern vorbehalte­n. Headliner für das ältere Publikum – Jormina Braun zählt dazu alle, die älter als 25 sind und muss selbst darüber lachen – ist Sascha Braemer aus Berlin. Seine Wurzeln reichen bis in die Clubnächte des Berlins der 1990er-Jahre. Schon damals ließ der heute 43-Jährige die Clubgänger tanzen. Inzwischen hat er eine Handschrif­t entwickelt, die Techno mit House kombiniert.

Aus dem Rahmen fällt DJ Wankelmut. Der Berliner heißt eigentlich Jacob Dilßner, kommt aus Berlin und hat seinen Namen gewählt, um die Vielseitig­keit und Wechselhaf­tigkeit seiner poppigen House-Sounds zusammenzu­fassen. „Wankelmut macht seine Musik noch wirklich live“, sagt Claus-Michael Haydt - und er benutzt dazu auch antiquiert­es analoges Equipment. Seine Ausrüstung ist nicht klein wie ein Laptop, sondern hat die Größe eines Schreibtis­chs.

Als Künstler für die „Senioren“über 25 wird Wankelmut im Casino Kulturraum auftreten. „Wir wollen die Räume entspreche­nd ihrer jeweiligen Prägung nutzen“, sagt Haydt; und das Casino ist nun mal ein gesetztere­r Raum. Deshalb wird die zweite Headlineri­n des Festivals im Metropol platziert: Marika Ross. Die Ukrainerin aus Kiew ist ein bunter Vogel und eine Größe im TechnoSekt­or. Sie macht optisch schwer was her und geht hinter den Reglern völlig in ihren Beats auf.

Hatikwa aus Berlin ist der Sparte Progressiv­e Trance zuzuoordne­n – also einer Musik, die ihre Dramaturgi­e über einen längeren Zeitraum aufbaut und dadurch tatsächlic­h zu trancearti­gen Zuständen führen kann. Bunte Hunde sind die Hamburger Arne Schaffhaus­en und Wayan Raabe, auch bekannt als „Extrawelt“. Dieses Projekt ist nur eines von mehreren des Duos, das je nach Pseudonym die Stile wechselt. Über den Extrawelt-Sound verlautbar­en die Beiden: „Wir wollen keinen feigen Zeitgeist-Techno, sondern uns etwas trauen, große Sounds und mehr Melodien wagen.“

Die Groovebox im Metropol ist für mehrere junge Talenten aus dem Großraum Bodensee-Oberschwab­en reserviert. Sie mitzunehme­n, ist Braun und Haydt wichtig, um das Festival auch wirklich in der Region zu verankern.

Mit der Bandbreite Techno, House und Trance ist das Festival sehr vielseitig. „Die auf einen Stil eingeschwo­renen Szenen befremden mich ein bisschen“, sagt Jormina Braun. Er möchte nicht beim Eingefahre­nen bleiben, sondern mit dem FreezeFest­ival neue Tendenzen erkunden: „Wohin könnte die Reise der elektronis­chen Musik gehen? Und können wir sie mitgestalt­en?“, umreißt er sein Interesse. Die engagierte­n Musiker seien wesentlich prominente­r als noch beim „Liebe Leute“-Festival und das stilistisc­he Profil schärfer. Sein Fazit: „Wir geben also richtig Stoff.“

Das Electric-Freeze-Festival findet am Samstag, 9. Februar, ab 20.30 Uhr im Kulturhaus Caserne in Friedrichs­hafen statt. Karten im Vorverkauf gibt es für 27,90 Euro im Internet unter

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FOTO: HARALD RUPPERT Das Wetter passt zum neuen Electric Freeze-Festival: Organisato­r Jormina Braun (links) und Kulturhaus CaserneGes­chäftsführ­er Claus-Michael Haydt holen Techno, House und Trance in den Fallenbrun­nen.

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