Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Abknickende Vorfahrt soll in wenigen Wochen kommen
Eisenbahnbundesamt verzichtet auf formelle Prüfung der Verkehrsänderung am Bahnübergang Gutenbergstraße/Enisheimer Straße
MARKDORF - Es kommt Bewegung in das Dauerproblem am Bahnübergang in Markdorf. In wenigen Wochen soll eine abknickende Vorfahrt auf der Achse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße die Situation für alle Verkehrsteilnehmer entspannen. Das Eisenbahnbundesamt verzichte auf eine formelle Prüfung der eingereichten Planunterlagen, berichtete Thomas Lutz, Leiter der Produktionsdurchführung der Bahntochter DB Netz AG Ulm. Das beschleunige eine Lösung erheblich: „Nun reden wir nicht mehr von Monaten, sondern von Wochen“, versprach Lutz am Donnerstagvormittag.
Eine neue Anlage ist langfristig geplant
Seit mehreren Jahren bestehen Probleme mit der Ampelanlage, die an die Bahnschranken gekoppelt ist. Immer wieder kam es zu Störungen und Ausfällen. Letzte Konsequenz: Vor gut einem Jahr schaltete die Stadtverwaltung die Ampelanlage komplett ab. Seither läuft ein sogenanntes Bahnnotprogramm.
Dies aktiviert an allen vier Seiten der Kreuzung gleichzeitig ein rotes Lichtsignal, sobald sich ein Zug nähert. Gleichzeitig schließen sich die Schranken. Sobald sich diese wieder öffnen, erlischt das Lichtsignal komplett und die Verkehrsteilnehmer müssen regelkonform die Kreuzung queren. Das führt regelmäßig zu gefährlichen Situationen. Da eine neue Ampelanlage zeitaufwendig geplant werden muss, setzt die Stadt als kurzfristige Lösung auf eine neue Verkehrsregelung: eine abknickende Vorfahrt auf der Achse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße. „Langfristig wollen wir die Anlage erneuern“, versichern Bürgermeister Georg Riedmann und DB-Mann Lutz. „Doch bei dem erforderlichen Pla- nungsaufwand sprechen wir von einem Zeithorizont von sechs bis acht Jahren.“Die Stadt setzt deshalb auf eine neue Verkehrsregelung. Statt die parallel zur Bahnlinie führende Ensisheimer Straße vorfahrtsberechtigt zu belassen, setzt sie auf eine abknickende Vorfahrt.
Die Planungen dazu beauftragte der Markdorfer Gemeinderat bereits im Frühjahr 2018. Da an der Änderung der Verkehrsführung viele verschiedene Stellen beteiligt sind, zog sich die Lösung des Problems in die Länge. Seit Mittwoch, 6. Februar, liegen die Unterlagen zur finalen Prüfung beim Eisenbahnbundesamt versichern Riedmann und Lutz: „Wir müssen nachweisen, dass die angestrebte Lösung genauso sicher ist wie das derzeitige Notprogramm“, erklärt Lutz.
Sobald die Stadt grünes Licht bekommt, können die notwendigen Arbeiten starten – davon zeugt der bereits angefräste Straßenbelag: „Wir haben die neue Markierung der Straße bereits beauftragt. Die Firma steht Gewehr bei Fuß“, berichtet Bürgermeister Riedmann. Auch wenn der Straßenbelag witterungsbedingt zu kalt sein sollte, will Riedmann Farbe aufbringen lassen. Eine weitere Ver- zögerung will er nicht hinnehmen. „Notfalls tragen wir im Frühjahr eine weitere Schicht auf, sollte die Markierung nicht halten.“Zusätzlich werde die Polizei die Kreuzung verstärkt kontrollieren. Denn die langen Rotphasen der Ampel verleite einige Verkehrsteilnehmer, das Rotlicht zu ignorieren.
1700 Unterschriften belegen Dringlichkeit
Wie sehr die Markdorfer die Situation am Bahnübergang bewegt, belegen zudem 1700 Unterschriften, die Riedmann an Bahnvertreter Lutz überreichte. Anita Fauser vom Elternbeirat des Gymnasiums am Bildungszentrum berichtet, dass sie diese innerhalb kürzester Zeit zusammengetragen hätten. „Als die Schranken im Dezember an einem Sonntag für ein paar Stunden gar nicht mehr schlossen, war das Maß voll“, berichtet sie und ergänzt: „Stadt, Schule und Eltern ziehen hier an einem Strang. Nun muss die Bahn noch ihr Notwendiges dazu tun.“