Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
SPD will DBT-Anteile des Bodenseekreises reduzieren
Kreistagsfraktion sieht Tourismusverbände und -betriebe in der Pflicht und stellt Notwendigkeit der DBT infrage
FRIEDRICHSHAFEN - Geht es nach der Kreistagsfraktion der SPD, sollte der Bodenseekreis sein finanzielles Engagement im Tourismus deutlich zurückfahren. Konkret beantragen die Sozialdemokraten, die Beteiligung an der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) von 70 auf maximal 50 Prozent zu reduzieren.
Die dadurch frei werdenden Anteile sollten aus ihrer Sicht Tourismusverbände oder auch einzelne Tourismusbetriebe übernehmen und damit auch die anteiligen Kosten. Dabei geht es um stattliche Beträge – vor allem im Zusammenhang mit der Echt Bodensee Card (siehe oben). In ihrem Antrag gibt die SPD zwar zu verstehen, dass sie das Ziel eines flächendeckenden EBC-Angebots unterstütze. Da der Tourismus am Bodensee seit Jahren boome, sehe man aber „keine weitere Veranlassung einer erhöhten Subvention der Tourismusbranche durch öffentliche Gelder aus dem Kreishaushalt“. Die Sozialdemokraten sehen hier stattdessen die Profiteure der Arbeit der DBT in der Pflicht, sprich: Tourismusunternehmen und -verbände. Auf Nachfrage konkretisiert Fraktionsvorsitzender Norbert Zeller dies und nennt als Beispiel den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Auch einzelne größere Hotels, Campingplätze oder auch touristische Einrichtungen könnten, so Zeller, Anteile übernehmen – immerhin könnten sie dann auch direkt ihre Interessen einbringen.
Landrat Lothar Wölfle hat für den Antrag der SPD wenig Verständnis. „Die DBT braucht jetzt Stabilität, also Gesellschafter, die zu ihren Zusagen und ursprünglichem Arbeitsauftrag stehen. Dann hat die DBT und ihr Team auch die Chance, ihren Auftrag zu erfüllen, nämlich ein übergreifendes Tourismusmanagement am nördlichen Bodenseeufer zu etablieren.“Was eine mögliche Beteiligung der Dehoga betrifft, winkt auch Thorsten Liszka, Verbandsjurist in der regionalen Dehoga-Geschäftsstelle Ravensburg, gegenüber der SZ ab. Der Dehoga-Kreisverband Bodenseekreis arbeite bereits eng mit der DBT zusammen und unterstütze die Gesellschaft in sämtlichen branchenspezifischen Fragen, eine Beiteiligung als Gesellschafter sei aber gar nicht möglich, da der Kreisverband nicht rechtsfähig sei. Der rechtsfähige Landesverband der Dehoga wiederum sei für ganz BadenWürttemberg zuständig und könne daher nicht in jeder regionalen Tourismusgesellschaft Gesellschafter sein.
Überraschend kommt der Antrag der SPD übrigens nicht. Als es im Kreistag 2012 um die Gründung der DBT ging, hatten die Sozialdemokraten bereits dagegen gestimmt. Aus ihrer Sicht könnte der Bodenseekreis die Mittel, die in die Gesellschaft fließen, anderweitig sinnvoller einsetzen. Die touristische Vermarktung der Region sei eigentlich Sache der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH (IBT), sagt Norbert Zeller. Und dann stelle sich die Frage, ob es allein für den Betrieb der EBC wirklich eine eigene Gesellschaft brauche – oder ob nicht auch dies die IBT übernehmen könne.