Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Nahwärme und Glasfaser für die Nordstadt
Der zweite Bauabschnitt kann beginnen – Industrie liefert ökologische Wärme
FRIEDRICHSHAFEN - Was 2014 begann, mit der Umsetzung in der Heinrich-Heine-Straße erste sichtbare Zeichen setzte und im November vergangenen Jahres auch für die öffentlichen Gebäude der Nordstadt in den Gremien des Gemeinderates beschlossen wurde, ist nun in einem Vertrag zwischen Stadt und Stadtwerk am See festgeschrieben worden: Das Nahwärmenetz in der Nordstadt wird ausgebaut, die Fördersumme von 1,7 Millionen Euro vom Land Baden-Württemberg dürfte sicher sein.
Diese Fördersumme setzte voraus, dass öffentliche Gebäude angeschlossen werden, ein Schritt, dem der Gemeinderat im November grünes Licht gegeben hat, obgleich einige Heiziungsanlagen noch ein paar Jahre gehalten hätten. Ökologisch sinnvoller aber, so die Gutachten damals, sei ein Anschluss an das Nahwärmenetz. Um das Geld zu bekommen, hat das Stadtwerk am See einen Antrag auf Verlängerung des Förderzeitraums gestellt, dem laut Aussage von Alexander-Florian Bürkle seitens des Landes stattgegeben werde. Es habe entsprechende Gespräche gegeben.
Die Idee, die hinter diesem Großprojekt von Stadtwerk und Stadt steht, ist einfach. Die Abwärme der Industrie, von der es in dieser Stadt einiges gibt, wird genutzt, um damit Häuser zu heizen. Technisch ist das schon lange möglich, allein der Wille und die Umsetzung fehlten bislang. Damit aber wurde 2014 mit dem Projekt in der Heinrich-Heine-Straße begonnen. Dort wurden neben den Gebäuden der Städtischen Wohnungsbau Gesellschaft (SWG) auch die Gockelwerkstatt, das Vereinsheim des Vereins zur Pflege des Volkstums Friedrichshafen sowie die Herberge und weitere zwei Gebäude angeschlossen.
Ökologisch sinnvoll
Die Wärme kommt aus dem MTUWerk und wird damit sehr effektiv genutzt. Die MTU, wohlwissend, dass diese Abwärme auch einen Wert hat, lässt sich das natürlich bezahlen, ökologisch aber ist diese Art der Wärmenutzung viel sinnvoller, statt sie einfach in die Atmosphäre zu jagen. Während die Heinrich-HeineStraße, der Bauabschnitt 1 dieses Projektes, direkt von der Industrie versorgt wird, muss für die Nordstadt zunächst ein Blockheizkraftwerk auf dem Gelände zwischen Graf-Zeppelin-Gymnasium und Pstalozzi-Schule entstehen. Diese gasbetriebene Anlage wird sowohl Strom wie auch Wärme liefern und soll eine Auslastung von rund 90 Prozent errreichen. Zum Vergleich: Zentrale, konventionelle Kraftwerke erreichen einen Wirkungsgrad von 35 bis 46 Prozent.
Auf lange Sicht aber ist auch für das Nahwärmenetz Nordstadt ein Anschluss an das industrielle Abwärmenetz gedacht, die Leitungen dafür liegen zum Teil bereits im Boden. „Wir sind mit mehreren Industriebetrieben im Gespräch“, sagt Udo Woble, Leiter der Energiewirtschaft beim Stadtwerk am See. Einige Betriebe seien durch diese Gespräche auch darauf gekommen, die Abwärme zunächst für sich selbst zu nutzen.
Die Idee, das Nahwärmenetz auch in Richtung Osten zu erweitern, ist gegeben, das Stadtwerk am See betreibt mit der Nordstadt eines von insgesamt zwölf Netzen.
Beim Ausbau soll gleichzeitig auch Glasfaser verlegt werden, damit den Häusern, die an das Nahwärmenetz angeschlossen werden sollen, auch schnelles Internet zur Verfügung steht. Somit, prophezeit Alexander-Florian Bürkle, könnte bereits 2020 im ganzen Stadtteil zwischen der Riedleparkstraße und der Allmandstraße und zwischen Keplerstraße und Charlottenstraße, teilweise auch darüber hinaus, ökologische Wärme und Glasfaser zur Verfügung stehen.
Bereits im Sommer 2021 sollen das Graf-Zeppelin-Gymnasium, das Karl-Maybach-Gymnasium, die Pestalozzi-Schule und die Musikschule, das Max-Grünbeck-Haus und die Bodensee-Sporthalle angeschlossen sein.
Wer heute schon Interesse an einem Anschluss hat, kann sich beim Stadtwerk am See oder der Teledata, die für das Glasfasernetz zuständig ist, melden. Nahwärme: michael.amann@ stadtwerk-am-see.de Glasfaser:
vito.petrizzo@teledata.de