Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Markdorf gehen die Gewerbeflächen aus
Ortsansässige Unternehmen werden bevorzugt – Betriebe könnten in die Höhe wachsen
MARKDORF - Markdorf stößt an seine Grenzen – zumindest was Gewerbeflächen anbelangt. In früheren Jahren hatte die Stadt stets genügend Grundstücke zur Verfügung, sodass sich dort auch neue Betriebe ansiedeln konnten. Heute aber sollen die freien Flächen, die noch vorhanden sind, in erster Linie für ortsansässige Betriebe vorgehalten werden.
„Markdorfs Wirtschaft wird bis heute von einigen erfolgreichen Unternehmensgründungen geprägt“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Auch dadurch habe sich Markdorf von einer Schlafstadt, von der viele Arbeitnehmer zum Beispiel nach Friedrichshafen gependelt seien, zu einem Gewerbestandort entwickelt, an dem auch geschlafen und gewohnt wird. „Das war ein riesiger Glücksfall für die Stadt“, betont er. Dieses Wachstum sei nun auf räumlicher Ebene nahezu ans Ende geraten. Doch die Stadt wolle verhindern, dass Unternehmen, die sich vergrößern wollen, aus Markdorf wegziehen, weil sie keinen Platz für eine Erweiterung haben.
Im vergangenen Jahr hat Markdorf mit dem vierten Abschnitt in Riedwiesen sein vorläufig letztes größeres Gewerbegebiet erschlossen. Von den insgesamt 4,5 Hektar sind dort nur 3,5 Hektar nutzbar. Hinzu kommen 1,5 Hektar Gewerbeflächen, die die Stadt derzeit noch an der Eisenbahnstraße erschließt. Verglichen mit der bisherigen Entwicklung ist das nicht gerade üppig. Doch schon der Blick auf die Flächen zeigt, wie eng es in Markdorf geworden ist. Riedwiesen IV befindet sich im Osten der Stadt, auf der einen Seite wird es von der Dornierstraße begrenzt, auf der anderen vom Campingplatz in Steibensteg. Die Fläche ist in neun Grundstücke eingeteilt. Die Grundstücke an der Eisenbahnstraße erstrecken sich entlang der Bahnlinie. Begrenzt wird das Wachstum dort von den Schienen auf der einen Seite und von den bereits bestehenden Betrieben auf der anderen Seite.
Gemeinderat bestimmt über Vergabe freier Grundstücke
„Die Anforderungen für die Vergabe sind deshalb heute ganz anders, als noch vor zehn oder 15 Jahren“, sagt Kämmerer Michael Lissner. „Für große Teile dieser Flächen gibt es schon feste Nutzungskonzepte. Diese Bereiche sind nicht für den freien Markt vorgesehen, sondern für ortsansässige Betriebe reserviert“, sagt er. Nur ein kleiner Teil solle in die Vermarktung gehen, mit einer möglichen Bebauung solle sehr sorgsam umgegangen werden. „Mittelfristig sind es die letzten freien Flächen, die die Stadt Markdorf hat“, sagt Lissner.
Weil die Flächen inzwischen so begrenzt sind, will der Gemeinderat noch Kriterien für die Vergabe formulieren, bevor die freien Grundstücke zur Vermarktung freigegeben werden. In Riedwiesen, wo lediglich noch die abwassertechnische Erschließung erfolgen müsse, sei eine erste Vergabe von Grundstücken ab Sommer 2019 möglich. „Bereits heute ist eine stattliche Anzahl an Bewerbern für Gewerbegrundstücke bei der Stadt vorgemerkt, was sicherlich dazu führen wird, dass bei weitem nicht alle Interessen berücksichtigt werden können“, sagt Lissner. „Aufgrund der knappen Flächenressourcen wird im Gemeinderat sicherlich dem Aspekt der Arbeitsplatzdichte und der Flächenauslastung eine große Rolle beigemessen.“
Eine Möglichkeit zu wachsen, gibt es für Markdorf trotzdem noch: Statt in die Breite zu gehen, könnten die Betriebe in die Höhe gehen. „Wir müssen über eine stärkere Nachverdichtung nachdenken“, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Es sei zu prüfen, ob es für Betriebe mehr Befreiungen von Bebauungsplänen geben sollte. Insbesondere bei Büround Verwaltungsgebäuden sei es technisch machbar, aufzustocken. Sogar Produktionshallen könnten mehrstöckig gebaut werden. „Gemeinderat und Rathaus sind sich einig“, sagt Riedmann. Andererseits stünden viele Markdorfer solchen Ideen auch kritisch gegenüber, weil damit auch eine Einschränkung der Sicht auf Bodensee und Alpen verbunden sei.