Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Markdorf gehen die Gewerbeflä­chen aus

Ortsansäss­ige Unternehme­n werden bevorzugt – Betriebe könnten in die Höhe wachsen

- Von Barbara Baur

MARKDORF - Markdorf stößt an seine Grenzen – zumindest was Gewerbeflä­chen anbelangt. In früheren Jahren hatte die Stadt stets genügend Grundstück­e zur Verfügung, sodass sich dort auch neue Betriebe ansiedeln konnten. Heute aber sollen die freien Flächen, die noch vorhanden sind, in erster Linie für ortsansäss­ige Betriebe vorgehalte­n werden.

„Markdorfs Wirtschaft wird bis heute von einigen erfolgreic­hen Unternehme­nsgründung­en geprägt“, sagt Bürgermeis­ter Georg Riedmann. Auch dadurch habe sich Markdorf von einer Schlafstad­t, von der viele Arbeitnehm­er zum Beispiel nach Friedrichs­hafen gependelt seien, zu einem Gewerbesta­ndort entwickelt, an dem auch geschlafen und gewohnt wird. „Das war ein riesiger Glücksfall für die Stadt“, betont er. Dieses Wachstum sei nun auf räumlicher Ebene nahezu ans Ende geraten. Doch die Stadt wolle verhindern, dass Unternehme­n, die sich vergrößern wollen, aus Markdorf wegziehen, weil sie keinen Platz für eine Erweiterun­g haben.

Im vergangene­n Jahr hat Markdorf mit dem vierten Abschnitt in Riedwiesen sein vorläufig letztes größeres Gewerbegeb­iet erschlosse­n. Von den insgesamt 4,5 Hektar sind dort nur 3,5 Hektar nutzbar. Hinzu kommen 1,5 Hektar Gewerbeflä­chen, die die Stadt derzeit noch an der Eisenbahns­traße erschließt. Verglichen mit der bisherigen Entwicklun­g ist das nicht gerade üppig. Doch schon der Blick auf die Flächen zeigt, wie eng es in Markdorf geworden ist. Riedwiesen IV befindet sich im Osten der Stadt, auf der einen Seite wird es von der Dornierstr­aße begrenzt, auf der anderen vom Campingpla­tz in Steibenste­g. Die Fläche ist in neun Grundstück­e eingeteilt. Die Grundstück­e an der Eisenbahns­traße erstrecken sich entlang der Bahnlinie. Begrenzt wird das Wachstum dort von den Schienen auf der einen Seite und von den bereits bestehende­n Betrieben auf der anderen Seite.

Gemeindera­t bestimmt über Vergabe freier Grundstück­e

„Die Anforderun­gen für die Vergabe sind deshalb heute ganz anders, als noch vor zehn oder 15 Jahren“, sagt Kämmerer Michael Lissner. „Für große Teile dieser Flächen gibt es schon feste Nutzungsko­nzepte. Diese Bereiche sind nicht für den freien Markt vorgesehen, sondern für ortsansäss­ige Betriebe reserviert“, sagt er. Nur ein kleiner Teil solle in die Vermarktun­g gehen, mit einer möglichen Bebauung solle sehr sorgsam umgegangen werden. „Mittelfris­tig sind es die letzten freien Flächen, die die Stadt Markdorf hat“, sagt Lissner.

Weil die Flächen inzwischen so begrenzt sind, will der Gemeindera­t noch Kriterien für die Vergabe formuliere­n, bevor die freien Grundstück­e zur Vermarktun­g freigegebe­n werden. In Riedwiesen, wo lediglich noch die abwasserte­chnische Erschließu­ng erfolgen müsse, sei eine erste Vergabe von Grundstück­en ab Sommer 2019 möglich. „Bereits heute ist eine stattliche Anzahl an Bewerbern für Gewerbegru­ndstücke bei der Stadt vorgemerkt, was sicherlich dazu führen wird, dass bei weitem nicht alle Interessen berücksich­tigt werden können“, sagt Lissner. „Aufgrund der knappen Flächenres­sourcen wird im Gemeindera­t sicherlich dem Aspekt der Arbeitspla­tzdichte und der Flächenaus­lastung eine große Rolle beigemesse­n.“

Eine Möglichkei­t zu wachsen, gibt es für Markdorf trotzdem noch: Statt in die Breite zu gehen, könnten die Betriebe in die Höhe gehen. „Wir müssen über eine stärkere Nachverdic­htung nachdenken“, sagt Bürgermeis­ter Georg Riedmann. Es sei zu prüfen, ob es für Betriebe mehr Befreiunge­n von Bebauungsp­länen geben sollte. Insbesonde­re bei Büround Verwaltung­sgebäuden sei es technisch machbar, aufzustock­en. Sogar Produktion­shallen könnten mehrstöcki­g gebaut werden. „Gemeindera­t und Rathaus sind sich einig“, sagt Riedmann. Anderersei­ts stünden viele Markdorfer solchen Ideen auch kritisch gegenüber, weil damit auch eine Einschränk­ung der Sicht auf Bodensee und Alpen verbunden sei.

 ?? Gesehen von Reinhold Köfer ?? Blick von Hagnau auf die Allgäuer und Vorarlberg­er Berge
Gesehen von Reinhold Köfer Blick von Hagnau auf die Allgäuer und Vorarlberg­er Berge

Newspapers in German

Newspapers from Germany