Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Stadt prüft noch immer die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Konzerte unter freiem Himmel platzen erneut – Stadt lässt Rechtslage weiter prüfen
Von Harald Ruppert
GFRIEDRICHSHAFEN - Auch im nächsten Jahr wird es keine großen Open-Air-Konzerte beim GZH geben. Das teilt die Stadt auf Anfrage der SZ mit. Hintergrund sind Beschwerden zweier Anwohner wegen Lärmbelästigung. Sie hatten der Stadt und dem Veranstalter Vaddi Concerts mit Klagen vor dem Verwaltungsgericht in Sigmaringen gedroht, falls die Konzerte von Michael Patrick Kelly und Nena vor dem GZH stattfinden sollten. Daraufhin wurden die Auftritte ins Innere des GZH verlegt.
Die Entscheidung wurde in Friedrichshafen kontrovers diskutiert – und führte zur Gründung der Petition „Aufleben in FN“durch die Ailingerin Alissa Lipp. Gerade mit Blick auf den öffentlichen Raum in der Innenstadt will sie Schwung in die Veranstaltungskultur der Stadt bringen. In wenigen Wochen hatte sie über 2600 Unterschriften von Unterstützern gesammelt, die an Kulturbürgermeister Andreas Köster übergeben wurden. Wegen dieser Resonanz steht das Rathaus in der Frage nach der Zukunft der Open-Air-Konzerte unter öffentlichem Druck. Oberbürgermeister Brand sagte denn auch schon im August vor dem Gemeinderat, die Stadt wolle 2020 einen zweiten Anlauf mit den Open-Air-Konzerten wagen. Wörtlich sagte der OB: „Wir wollen Rechtssicherheit für 2020.“
Das ist nun hinfällig. Die Stadt ist immer noch in der Phase der Prüfung. Nach Auskunft der Pressestelle der Stadt wurde ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben. Ziel sei es, die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten, wie sie in der „Freizeitlärmrichtlinie für Veranstaltungen im Außenbereich“geregelt seien. Falls die Richtwerte laut Gutachten beim GZH nicht eingehalten würden, seien zusätzliche Schallschutzmaßnahmen notwendig.
Marc Oßwald, Geschäftsführer von Vaddi Concerts, hatte indes bereits im August gesagt, dass Vaddi sich bei den Open-Air-Konzerten am GZH an die geltenden Lärmschutzbestimmungen halte. Doppelt genäht hält aber wohl doch besser: Die
Stadt teilt nun nämlich mit, die Tontechniker von Vaddi Concerts erarbeiteten mit den Verantwortlichen des GZH ein Konzept zur Reduzierung der Lärmimissionen – parallel zum Lärmgutachten, dessen Ergebnis noch gar nicht vorliegt.
Die beste Nachricht, die daraus folgt, ist, dass Vaddi Concerts als Veranstalter noch immer an Bord ist. Das war keineswegs klar: Der SZ sagte Oßwald wenige Wochen nach den Konzerten von Nena und Michael Patrick Kelly, dass zwischen ihm und der Stadt Funkstille herrsche. Damals hatte er auch erklärt, warum er die beiden Konzerte in den Saal verlegt hatte: Weil die Stadt nicht bereit gewesen sei, im Fall einer Klage der Anwohner gegen die Freiluftkonzerte finanziell in Mithaftung zu gehen.
Ob sich an dieser Haltung etwas geändert hat, darüber kann man nur orakeln. Eine entsprechende Frage der SZ lässt die Stadt unbeantwortet. Im ersten Quartal 2020 sollen die Open-Air-Konzerte jedenfalls im Gemeinderat behandelt werden, als Teil des Themas „Veranstaltungen in der Innenstadt/Uferpromenade“.