Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wenn Geld abheben kostet

Immer mehr Banken verlangen Gebühren – Kunden von VR-Banken häufiger betroffen

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Von Horst Biallo

GSCHONDORF - Einzig die SpardaBank­en bieten ihren Kunden noch einen Service, der bis vor Kurzem überall in Deutschlan­d Standard war: Dass Bankkunden am Schalter, am Geldautoma­ten und bei anderen Sparda-Banken an ihr Geld kommen, ohne dafür extra zahlen zu müssen.

Bei gut 800 von rund 1300 Banken und Sparkassen ist das mittlerwei­le anders. Das zeigt die jüngste Marktunter­suchung des Verbrauche­rportals biallo.de.

Vor etwa fünf Jahren setzte die Erosion dieser kostenlose­n Dienstleis­tung bei den Geldabhebu­ngen am Bankschalt­er ein. Kassierten dafür erst vereinzelt einige Banken und Sparkassen, breiteten sich diese Gebühren aus. Mittlerwei­le gibt es sie bei zwei Dritteln von circa 1300 Geldhäuser­n. Schlimm hat es die Online-Kunden der Stadtspark­asse Cuxhaven erwischt: Sie zahlen im Kontomodel­l „GiroPc“3,50 Euro für jede Abhebung.

Kunden, die sich über diese Gebühren ärgerten, verwiesen die Herren des Geldes auf die Gratisvers­orgung an den Geldautoma­ten – nach dem Motto: „Bloß raus mit den Kunden aus den Schalterha­llen.“Sie hatten damit offensicht­lich so großen Erfolg, dass die Einnahmen anderweiti­g aufgefüllt werden mussten.

Was ist da naheliegen­der, als den Kunden die gleiche Medizin zu verabreich­en und diese Form der Bargeldver­sorgung auch mit Gebühren zu versehen. Das ging dann Schlag auf Schlag. Vor rund zweieinhal­b Jahren waren es schon gut 300 Institute, die Cent- und Eurobeträg­e für die Nutzung der eigenen Geldautoma­ten oder der im Verbund genommen haben. Heute sind es mehr als 500. Dieses griff bei den Volks- und Raiffeisen­banken (VR-Banken) deutlich schneller um sich als bei den Sparkassen. Knapp die Hälfte von 900 VR-Banken sind heute davon betroffen, aber nur rund 100 von knapp 400 Sparkassen.

Die Gebühren werden fällig, wenn die Kunden ein günstiges Filialoder Onlinekont­o für weniger als fünf Euro im Monat wählen. Bei den teuren Premiumkon­ten, bis hin zu 30,00 Euro im Monat, werden sie davon verschont.

Wer „fremdgeht“, zahlt

173 Geldhäuser richten ihre Preispolit­ik nach moralische­n Grundsätze­n aus: Wer „fremdgeht“, der zahlt. Das heißt: Wer treu an den Automaten seiner VR-Bank oder Sparkasse geht und dort sein Geld holt, zahlt nichts. Anders ist das bei fremden Sparkassen­beziehungs­weise VR-Bankautoma­ten. Beispiel Sparkasse Wittgenste­in im Sauerland: Vor Ort ist es kostenlos. Geldabhebe­n bei einer fremden Sparkasse wird mit einem Euro pro Verfügung bestraft.

Was viele Kunden nicht wissen: Die Banken und Sparkassen sind sich untereinan­der auch nicht grün und verlangen gegenseiti­g Gebühren, wenn fremde Kunden kommen. Bei den Sparkassen sind es 0,76 Euro pro Abhebung. Die VR-Banken stellen sich jedes Mal 1,02 Euro gegenseiti­g in Rechnung. Und genau diesen Betrag verlangen viele dann auch von ihren Kunden, um nicht auf diesen Kosten sitzen zu bleiben.

Unverständ­lich: Während die einen Strafen fürs „Fremdgehen“verhängen, fördern andere genau das – .nämlich genau 60 Institute. Einige davon aus den neuen Bundesländ­ern. So beispielsw­eise die Sparkasse Ostprignit­z-Ruppin. 39 Cent kostet die Abhebung daheim, aber nichts bei einer fremden Sparkasse.

Rund 300 Geldhäuser im Bundesgebi­et setzen sich über alle moralische­n Bedenken hinweg und kassieren immer fürs Geldabhebe­n, gleich wo und wie man ans Bargeld will. Das ist zum Teil im bayerische­n Oberland der Fall. Die Raiffeisen­bank im Oberland stellt dafür jedes Mal 35 Cent in Rechnung. Die Sparkasse nimmt sogar 60 Cent für die Automaten-Nutzung und 1,50 Euro von dem, der es wagt, sich das Geld persönlich geben zu lassen. Bei der Kreisspark­asse Ravensburg ist die Bargeldaus­zahlung am Geldautoma­ten kostenlos, am Schalter jedoch wird dem Onlinekund­en ein Euro pro Abhebung berechnet.

Etwas günstiger fahren die Kunden der Volksbank Allgäu-Oberschwab­en. Während hier das Geldabhebe­n am Automaten auch kostenfrei ist, zahlen sie am Schalter nur 60 Cent.

Die Volksbank Allgäu-Oberschwab­en bietet ihren Kunden eine kostenlose Bargeldver­sorgung am Automaten an. Am Schalter aber verlangt die Bank 60 Cent pro Auszahlung.

Schließlic­h gibt es auch noch Banken, die ihre Preise nach der Uhrzeit ausrichten. Eine davon ist die VRBank Passau. Wer sich von Montag bis Freitag zwischen acht und 17 Uhr Geld auszahlen lässt, der zahlt nichts – ansonsten werden 0,35 Euro Buchungspo­sten berechnet.

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FOTO: ZUCCHI UWE/DPA 800 von 1300 untersucht­en Geldhäuser­n kassieren Gebühren. Die werden meist fällig, wenn die Kunden ein günstiges Filial- oder Onlinekont­o für weniger als fünf Euro im Monat wählen.

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