Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Strom intelligenter zählen
Der Pflichteinbau von intelligenten Stromzählern rückt nach Zulassung eines dritten Gerätes näher
BERLIN (dpa) - Die Waschmaschine springt an, wenn die Energie günstig ist. Die Photovoltaikanlage speist Strom vom eigenen Dach bei guten Preisen ins Netz. Smart Meter sollen das in Zukunft möglich machen. Die Einführung dieser Stromzähler mit Internetanschluss ist einen wichtigen Schritt vorangekommen. Ein drittes Gerät der sogenannten SmartMeter-Gateways hat die Prüfungen durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bestanden. Der Hersteller erhielt am Donnerstag das Prüfzertifikat, wie das BSI mitteilte.
Die Zertifizierung von drei dieser Kommunikationsmodule ist eine Voraussetzung für den Pflichteinbau der intelligenten Zähler, die für die Digitalisierung der Stromnetze wichtig sind. Das BSI sprach von einem „Meilenstein für die Energiewende“. Die neuen Geräte sollen unter anderem die Nutzung variabler Stromtarife mit niedrigen Preisen in der Nacht und höheren Kosten bei Verbrauchsspitzen erleichtern.
Ein Pflichteinbau von Smart Metern ist nur für Betriebe und Haushalte mit einem Stromverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden im Jahr vorgesehen. Aber auch bei Haushalten mit geringerem Verbrauch, kann der Messstellenbetreiber ein Smart Meter einbauen.
Bei den Betriebskosten gibt es gesetzliche Preisobergrenzen. Ein VierPersonen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr kann laut Bundeswirtschaftsministerium mit bis zu 40 Euro zur Kasse gebeten werden. Bei einem Verbrauch von 6000 bis 10 000 Kilowattstunden fallen bis zu 100 Euro
an. Die Preise für Zusatzleistungen sind dagegen nicht gedeckelt.
Bevor der Pflichteinbau endgültig starten kann, muss das BSI noch eine sogenannte Markterklärung veröffentlichen. Das soll Anfang kommenden Jahres erfolgen.
Wer trägt die Kosten? Verbraucherschützer forderten, der Einbau der Smart Meter dürfe nicht zu Lasten der Kunden gehen. „Jetzt müssen die Netz- und Messstellenbetreiber variable Tarife anbieten und eingesparte Kosten vollständig weitergeben“, forderte Thomas Engelke von der Verbraucherzentrale Bundesverband. Die Verbraucher dürften „nicht zusätzlich belastet werden“. Die Geräte der ersten Generation seien auch nicht in der Lage, Ladestationen für Elektrofahrzeuge je nach Netzauslastung selbstständig zu steuern oder vernetzbare Haushaltsgeräte eines Smart Homes an- und abzuschalten.
Die Smart Meter sollen helfen, Stromnachfrage und Stromerzeugung besser in Einklang zu bringen. Dazu verbinden sie Stromerzeuger, Netzbetreiber und Verbraucher miteinander.
Die Energiebranche wartet seit längerem auf den Startschuss für die Smart Meter, der eigentlich schon 2017 fallen sollte. „Ab sofort können Stadtwerke von der Planungs- in die Umsetzungsphase gehen“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Michael Wübbels. Die neuen Geräte müssten jetzt beweisen, dass sie die angekündigten Mehrwerte bieten und praxistauglich seien.