Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Neue alte Farben
Frischekur für Isenheimer Altar macht Fortschritte
COLMAR (dpa) - Vier der elf Bildtafeln des berühmten Isenheimer Altars erstrahlen wieder in neuem alten Glanz. Der Fortschritt der Restaurierung des spätgotischen Wandelaltars sei sehr zufriedenstellend, sagte die Direktorin des Museums Unterlinden, Pantxika De Paepe, bei der Vorstellung des aktuellen Stands im elsässischen Colmar.
Insgesamt seien vier Jahre für die Restaurierung angesetzt. Die Restaurierung erfolge in kleinen und langsamen Schritten, dabei würden auch feine Details wieder besser sichtbar, erklärte die Museumsdirektorin. So kamen bei der Frischekur unter anderem Feinheiten der Kleidung des Heiligen Antonius zum Vorschein, sagte De Paepe. An einem Gewand eines Engels sei eine gelbe Abschlussborte gefunden worden, erklärte der Leiter des Restaurierungsteams, Anthony Pontabry. Wegen der gelblichen Schicht sei diese zuvor nicht sichtbar gewesen.
„Man entdeckt plötzlich klitzekleine Engel oder Steine, die davor nicht zu sehen waren“, sagte Pontabry. Das Ziel der Arbeit an dem spätgotischen Altar ist es, die verschmutzte Firnisschicht bis auf einen hauchdünnen Rest abzutragen, um die darunterliegende Malschicht wieder besser sichtbar zu machen.
31 Experten beschäftigt Insgesamt 31 Experten arbeiten an dem Altar, den Matthias Grünewald von 1512 bis 1516 geschaffen hat. Allein für die Wiederherstellung der ursprünglichen Farbe seien zehn Menschen im Einsatz, sagte Pontabry. Dafür wird die verschmutzte Firnisschicht mit Lösungsmittel und Skalpellen in Kleinstarbeit entfernt. Farben, die zuvor wie Grün erschienen, zeigen sich ohne die gelbliche Schicht dann in strahlendem Blau.
Doch nicht nur die Bildtafeln werden erneuert – auch die Schnitzfiguren von Niklaus von Hagenau und die Altarkästen werden erneuert. Der Restaurierung im Museum Unterlinden können Besucher auch phasenweise zusehen. Die erste Restaurierungsphase hatte Ende 2018 begonnen. Für die gesamte Frischekur sind Kosten von rund 1,2 Millionen Euro veranschlagt.