Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Unternehmer plant „Brückenwelt Bodensee“
Günter Eberhardt will aus alter Eisenbahnbrücke ein Museum mit Bistro machen – auch gegen Widerstände
Von Tanja Poimer
GKRESSBRONN - Fußgängerhängebrücke in Bad Wildbad, Moschee in Algerien, Thyssenkrupp-Testturm in Rottweil: Günter Eberhardt setzte mit seinem Bewehrungsbau-Unternehmen bereits einige exotische Projekte um oder war beteiligt. Und der Geschäftsmann hat auch schon die nächste ungewöhnliche Idee: Er will aus der alten Eisenbahnbrücke, die bis vor Kurzem über die Argen führte und im Zuge der Elektrifizierung ausgetauscht worden ist, in Gohren ein Brückenmuseum mit Bistro machen. Dass Kressbronns Bürgermeister keine Chance für eine Genehmigung sieht, davon lässt sich der Brückenbauer aus dem Landkreis Sigmaringen nicht abhalten.
Nachdem weder Bahn noch Kreis Geld in die Hand nehmen wollen, um das Bauwerk aus dem Jahr 1898 zu erhalten, wartete auf die alte Eisenbahnbrücke eigentlich nur noch die Schrottpresse. Von diesem finalen Plan hält Günter Eberhardt aus Hohentengen nichts. Für ihn ist die Konstruktion ein Kulturdenkmal, das es zu erhalten gilt – und zwar in Form eines Museums mit Bistro, das er bauen und betreiben will.
„Die Brücke ist ein Beispiel für Baukunst, wie sie vor mehr als 100 Jahren geschaffen wurde“, sagt der Stahlhändler. Dazu kommt die Kabelhängebrücke von 1896/97, die weiter südlich noch immer zwischen Langenargen und Kressbronn über die Argen führt. Günter Eberhardt überlegte, was aus der Kombination zu machen sei und entwickelte mit Unterstützung von Architekt und Stadtplaner Alfons Bürk das Konzept einer „Brückenwelt Bodensee“.
Wie diese Welt genau aussehen und welchen Inhalt sie haben soll, steht zu diesem Zeitpunkt nicht fest. Das Landesdenkmalamt habe aber seine inhaltliche Unterstützung zugesagt. Und die DB, Eigentümerin der Eisenbahnbrücke, signalisierte dem Unternehmer zufolge, „dass sie das Projekt nicht verhindern will“.
Der Kaufpreis sei noch nicht verhandelt, bei einem Gewicht von 400 Tonnen und dem aktuellen Schrottwert abzüglich der Demontagearbeiten, die bei einem Erhalt wegfallen, rechnet Günter Eberhardt mit 20 000 Euro. Zudem erledigt: Eine Bauvoranfrage, die Architekt Thomas Hirthe ausarbeitete, ist an die Gemeinde Kressbronn gestellt.
Das Problem: Kressbronns Bürgermeister Daniel Enzensperger ist ganz und gar nicht überzeugt. Pressesprecherin Karin Wiech zufolge teilte er dem Geschäftsmann in einem persönlichen Gespräch mit, dass er bei einer „Hochbaumaßnahme mitten im Landschaftsschutzgebiet“keine Möglichkeit für eine Genehmigung sieht. Auf Wunsch von
Gemeinderatsmitgliedern werde das Vorhaben jedoch im Januar im Ausschuss für Umwelt und Technik diskutiert. Auch Achim Krafft, Bürgermeister der direkt angrenzenden Nachbargemeinde Langenargen, bezeichnete die Pläne „als in jeder Hinsicht schwierig“.
Deswegen will Günter Eberhardt aber nicht aufgeben. Im Gegenteil: „Wir arbeiten mit Fachbüros zusammen und schauen, was möglich ist. Und wir sind froh um jede kritische Stimme, die uns hilft, das Projekt zu verbessern.“Jetzt hat der Unternehmer jedoch erst einmal eine andere wichtige Aufgabe zu erledigen: einen Aufschub für die Verschrottung der Brücke zu erreichen. Die Demontage soll Mitte Januar starten.