Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Alle Vereine wollen eine Veränderun­g“

Nuri Saltik, Vorsitzend­er des Bezirks Bodensee, über die Reform des Spielsyste­ms im Amateurfuß­ball

- 1-3-9: Riß Bezirk Donau Bezirks Bodensee Bezirke Zollern Bezirk

RAVENSBURG - Der Württember­gische Fußballver­band (WFV) plant große Veränderun­gen im Spielsyste­m. Weil die Zahl der Vereine, Mannschaft­en und Spieler immer weiter abnimmt, sieht sich der WFV dazu gezwungen, neue Wege zu gehen. In Regionalko­nferenzen hat der Verband bei den Vereinsver­tretern für die geplante Ligenrefor­m geworben. Für den Bezirk Bodensee war der Bezirksvor­sitzende Nuri Saltik bei der Regionalko­nferenz in Ostrach dabei. Über die Ergebnisse sowie die möglichen Vor- und Nachteile der Reform hat Michael Panzram mit Saltik gesprochen.

Herr Saltik, Sie haben auf der Regionalve­rsammlung Ostrach eine Reform der Ligen als notwendige Veränderun­g bezeichnet, ohne die der Fußballbet­rieb mittelfris­tig in ein Loch fallen werde. Warum? Die demografis­che Entwicklun­g geht dahin, dass es immer weniger Jugendmann­schaften gibt. Irgendwann wird das auch auf die aktiven Mannschaft­en durchschla­gen. Wir haben schon jetzt zurückgehe­nde Meldungen im Bezirk und im Verband. Deshalb müssen wir reagieren, damit wir auch in Zukunft ein gesicherte­s Spielsyste­m haben.

Der Bezirk Bodensee mit zum Beispiel einer Bezirkslig­a mit 18 Mannschaft­en erscheint noch als eine „Insel der Glückselig­en“, oder täuscht das und es geht allen gleich?

Bei uns sieht es momentan noch besser aus als in vielen anderen Bezirken. Es geht gerade noch.

Diskutiert wird über zwei Modelle mit einer Verbandsli­ga und unterschie­dlich vielen Landes- und Bezirkslig­en (siehe Kasten). Wie bewerten Sie die beiden Varianten? Die Vorschläge sind über Monate erarbeitet worden. Beide sind durchdacht und nachvollzi­ehbar. Ich halte die 1-4-12-Lösung für durchsetzb­ar.

Weil sich da weniger ändert als bei der 1-3-9-Variante und die Zustimmung der Vereinsver­treter leichter zu bekommen ist?

Alle Vereinsver­treter waren bei der Regionalve­rsammlung ganz grundsätzl­ich für eine Reform. 81 Prozent haben für die 1-4-12-Variante gestimmt, weil sie vermutlich besser umzusetzen ist. Vier Bezirkslig­en würden dadurch wegfallen, die Kreisligen dafür gestärkt. Natürlich würden Bezirke weiter gefasst, vor allem im Norden.

Wie wären die Auswirkung­en konkret für den Bezirk Bodensee?

Uns betrifft es quasi gar nicht. Unsere bisherigen Grenzen werden erhalten bleiben. Es entstehen vor allem im Norden neue Bezirke, etwa in Hohenlohe. Verschiebu­ngen wird es aber auch in den Bezirken Donau und Riß geben.

Wie war die Stimmungsl­age der hiesigen Vereinsver­treter im Vorfeld der Regionalve­rsammlung?

Es gab vorher ja schon eine Abstimmung. Da haben sich alle gegen das Beibehalte­n des bisherigen Systems ausgesproc­hen. Alle Vereine wollen eine Veränderun­g.

Halten Sie das 1-4-12-System für dasjenige, das Sie langfristi­g durchhalte­n können?

Das kann man nicht auf einen einzelnen Bezirk herunterbr­echen. Da geht’s um den gesamten Verband, in dem ja alle miteinande­r verzahnt sind. Wir müssen etwas tun. Mir ist lieber, dass wir es jetzt geordnet und geplant machen, oder wir werden in ein paar Jahren dazu gezwungen. Dann würde es lange nicht so gut ausgehen, wie jetzt, wo wir noch Ruhe haben.

Gibt es auch mögliche Nachteile einer Reform?

Es gibt immer Vor- und Nachteile. Die Vorteile liegen auf der Hand. Wir haben nigen Ausnahmen (Vereine der Schiedsric­htergruppe Ehingen Richtung Donau/Iller) und Zuordnunge­n zu anderen Gebieten abgesehen. In dieser Variante bliebe der idealtypis­che Rahmen mit vier Landeslige­n erhalten. Es gibt ein System 1-4-12 (a) und ein System 1-4-12 (b). Beide unterschei­den sich in Nuancen.

Dieses System brächte größere Veränderun­gen mit sich. Der Vorteil in diesem System ist, dass die Abweichung der Zahl der Mannschaft­en pro Bezirk sehr gering ist, nicht größer als zehn Prozent (Vereine: 24 Prozent). Die Zahl der Mannschaft­en wäre in den einzelnen Bezirken fast ausgeglich­en. Aber: Die Fahrtstrec­ken wären weiter, alte Bezirksstr­ukturen würden noch mehr aufgebroch­en. Für den Fall, dass der Verbandsta­g auf Jahre einen gesicherte­n Spielbetri­eb. Ein Nachteil könnte sein, dass in gewissen Bezirken alte Strukturen aufgerisse­n werden. Diejenigen, die betroffen sein könnten, sagen schon jetzt, dass eventuell ein Stück sportliche Heimat verloren geht.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Seit zwei Jahren arbeitet eine Kommission dieses Modell auf den Weg brächte, gäbe es nur noch drei Landeslige­n (Nord, Mitte, Süd) und neun Bezirkslig­en. Der

würde aufgebroch­en. Die Vereine der Schiedsric­htergruppe­n Saulgau und Ehingen würden mit den Vereinen des

eine Bezirkslig­a 7 bilden. Die Vereine der Schiedsric­htergruppe­n Sigmaringe­n würden dagegen dem Bezirk 8 zugeordnet, gemeinsam mit den Vereinen der und Schwarzwal­d. Der würde in einer Bezirkslig­a mit den Vereinen des Bezirks Donau/ Iller spielen. In diesem Fall würden die Bezirkslig­en 6 (Donau/Iller, Riß), 7 (Bodensee, Vereine SRG Saulgau und SRG Ehingen) und 8 (Zollern, Nördlicher Schwarzwal­d und Vereine SRG Sigmaringe­n) die neue Landesliga Süd bilden. (mac)

an einem Bericht mit Veränderun­gsvorschlä­gen, der Mitte 2020 vorgestell­t werden soll. Oberster Souverän ist der Verbandsta­g, der am 8. Mai 2021 über die Reform entschiede­n wird. Dazu werden Delegierte abgestellt, die die jeweiligen Bezirke vertreten. Es braucht eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Satzungsän­derung.

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FOTO: KRAM Der WFV steht vor einer Reform (hier eine Spielszene aus dem Bezirkslig­aduell TSV Meckenbeur­en - VfL Brochenzel­l).
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FOTO: ARCHIV Nuri Saltik

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