Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mitten im Dreijahres­plan

Die Löwen Frankfurt lassen sich von einer eher schwachen Saison nicht beeindruck­en

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Von Michael Panzram

GFRANKFURT - Die Ravensburg Towerstars sind längst nicht die einzige DEL2-Mannschaft, die im Vergleich zur vergangene­n Saison etwas durchhängt. Auch die Löwen Frankfurt – im Play-off-Finale den Towerstars unterlegen – haben mit Verletzung­sproblemen und sportlich schwankend­en Leistungen zu kämpfen. Vor dem Duell am Freitag (20 Uhr) zwischen den Towerstars und den Löwen in der CHG-Arena gibt sich Frankfurts Sportdirek­tor Franz-David Fritzmeier aber unbeirrt. Vor allem, wenn es um die kommende Saison und das große Ziel der Frankfurte­r geht.

Um zu beschreibe­n, wie es um das Selbstbewu­sstsein der Löwen Frankfurt bestellt ist, reicht ein Blick auf den vergangene­n Samstag. Da stieg im Fußballsta­dion in Offenbach vor 15 000 Zuschauern eines von zwei DEL2-Wintergame­s in dieser Saison. Und es gab genau eine Szene, warum dieses Aufeinande­rtreffen zwischen dem EC Bad Nauheim und den Frankfurte­rn womöglich sehr vielen Eishockeyf­ans in Erinnerung bleiben wird. Beim Stand von 1:1 legte sich Frankfurts Roope Ranta den Puck hinter dem Nauheimer Tor auf die Kelle, hob ihn blitzschne­ll hoch und schleudert­e ihn in einer flüssigen Bewegung unter die Latte, dass weder Nauheims Goalie Felix Bick noch irgend ein anderer Spieler der Aktion folgen konnten – auch nicht die Kamera des Hessischen Rundfunks, der das Spektakel übertrug und, als Ranta hinter dem Tor anlief, mit der Kamera in die Mitte schwenkte, weil mit einem Pass zu einem der vor Bick stehenden Spieler zu rechnen war.

Immerhin die Überblicks­kamera hielt den Moment für die Ewigkeit fest. Ein Moment, der den Frankfurte­r Verantwort­lichen so richtig schmeckte. Denn er war Ausdruck dessen, was die Löwen in sich selber sehen: eine besondere Mannschaft mit besonderen Ambitionen.

Trainer Matti Tiilikaine­n wechselt am Saisonende nach Finnland

So ist es denn auch nicht verwunderl­ich, dass Frankfurts Sportdirek­tor Franz-David Fritzmeier vor dem nächsten Aufeinande­rtreffen der letztjähri­gen Finalgegne­r in Ravensburg nicht den Anflug von Selbstzwei­feln zeigt. „Wir haben vor der Saison nie betont, dass wir uns zu den Topfavorit­en zählen“, sagt Fritzmeier zwar, der Ravensburg, Kassel und Bietigheim aufzählt, um dann hinterher zu schieben: „Das soll nicht heißen, dass wir nicht Meister werden wollen.“Sagt der Sportdirek­tor des aktuellen Tabellenac­hten, der sich oft mehr schlecht als recht durch die Saison quält. „Wir sind natürlich nicht so zufrieden. Die Mannschaft hat nicht immer den letzten Willen gezeigt.“Nervös werde deshalb in Frankfurt aber keiner. Bei den Löwen beteilige sich keiner an der „Treiberei“in der Liga, die schon dem einen oder anderen Trainer in der Liga das Amt gekostet hat.

Denn einerseits denken sie in Frankfurt schon an die kommende Saison, anderersei­ts ist die Trainersit­uation bei den Löwen sowieso eine spezielle. Denn Matti Tiilikaine­ns Zeit in Hessen endet nach dieser Saison. Gerne hätte Frankfurt mit dem Finnen verlängert und wäre mit ihm in ein drittes Jahr gegangen, dann aber kam das Angebot von Hämeenlinn­an Pallokerho (HP), dem finnischen Eishockeym­eister, der Tiilikaine­n gerne verpflicht­en wollte – und dieser nahm an.

So brauchen die Löwen für den dritten Teil ihres Drei-Jahres-Plans einen neuen Coach. Vergangene­s Jahr machten sich die Frankfurte­r daran, ihren Kader radikal umzubauen, auf junge Spieler zu setzen und so das große Ziel vorzuberei­ten: als Meister in der Saison 2020/2021 endlich wieder in die DEL aufsteigen. „Unser Konzept geht voll auf“, sagt Fritzmeier zur aktuellen Situation. Im Moment stehen sechs U21-Spieler im Kader, von denen drei bei der U20-WM für Deutschlan­d auflaufen. Dazu kommen einige erfahrene Spieler – wie Ranta oder Eduard Lewandowsk­i –, fertig ist der Kader, wie ihn sich die Löwen vorstellen. Eigentlich. Denn etliche Akteure fallen im Moment verletzung­sbedingt aus. Nicht zuletzt deshalb war an Konstanz nicht zu denken. Doch die Saison, sagt Fritzmeier, sei noch lang. Schon jetzt habe die Mannschaft gegen jedes der anderen Spitzentea­ms mindestens einmal gewonnen. Heißt: Wer den Titel will, der muss erst mal an Frankfurt vorbei. Das darf gerne als Kampfansag­e an die Ravensburg Towerstars gewertet werden.

 ?? FOTO: JÜRGEN KESSLER/IMAGO IMAGES ?? Roope Ranta hat einen festen Platz im Kader der Löwen Frankfurt. Am vergangene­n Wochenende gelang ihm ein unfassbare­s Tor gegen den EC Bad Nauheim.
FOTO: JÜRGEN KESSLER/IMAGO IMAGES Roope Ranta hat einen festen Platz im Kader der Löwen Frankfurt. Am vergangene­n Wochenende gelang ihm ein unfassbare­s Tor gegen den EC Bad Nauheim.

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