Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Steil bergauf
Benedikt Doll gewinnt den Biathlon-Sprint in Le Grand Bornand, weil erstmals seit Langem alle Scheiben fallen
LE GRAND BORNAND (SID/dpa) - Eiskalt am Schießstand, blitzschnell in der Loipe: Völlig ausgepumpt jubelte Benedikt Doll den Fans im Zielbereich zu und grinste über beide Backen. Mit einer Glanzleistung hat der Ex-Weltmeister den deutschen Biathleten zum Auftakt des Weltcups im französischen Le Grand Bornand im Sprint den ersten Saisonsieg beschert. Erst zum zweiten Mal in seiner Karriere stand der Breitnauer ganz oben auf dem Podium.
„Ich hätte absolut nicht gedacht, dass es heute für diese Topplatzierung reicht“, sagte Doll. „Ich habe mich heute Morgen doch nicht ganz so frisch gefühlt.“Davon war ihm am Donnerstagmittag aber rein gar nichts mehr anzumerken. „Der macht heute ein extrem gutes Rennen und ist verdient vorne“, lobte Teamkollege Arnd Peiffer. Doll brannte die zweitschnellste Laufzeit in die Loipe und traf am Schießstand alle zehn Scheiben, wobei er gestand: „Ich hatte heute auch ein bisschen Glück. Ich hatte einen randigen Schuss, da habe ich gesehen, wie die Scheibe ganz langsam umklappt.“Mehr als zweieinhalb Jahre hatte Doll auf so einen Moment warten müssen. Denn zuvor hatte er in seiner gesamten WeltcupKarriere erst dreimal fehlerfrei geschossen. Am 11. Februar 2017 war ihm das bei seinem WM-Gold im Sprint – seinem bislang einzigen Karriereerfolg – , das letzte Mal gelungen
In den vorherigen vier Einzelrennen des Winters hatte das MännerTeam des Deutschen Skiverbandes (DSV) keinen Podestplatz verbuchen können, doch schon der nur hauchdünn verpasste Sieg in der Staffel von Hochfilzen hatte am Sonntag ordentlich Rückenwind gegeben. „Die Leistungskurve geht steil bergauf“, analysierte Doll. Als einziger weiterer DSV-Athlet kam allerdings nur Johannes Kühn (Reit im Winkl/2) als 14. in die Top 20.
Erlösung am Schießstand
Vor allem Dolls tadellose Leistung am Schießstand wirkte wie eine Erlösung, hatte das deutsche Team dort zuvor doch arge Schwächen präsentiert. Als auch die zehnte Scheibe fiel, ballte Bundestrainer Mark Kirchner die Faust. Im Ziel hatte Doll 9,4 Sekunden
Vorsprung auf den Norweger Tarjei Bö (0 Strafrunden), Lokalmatador Quentin Fillon Maillet (Frankreich/0/11,3 Sekunden zurück) wurde Dritter.
Erst zum zweiten Mal in diesem Winter geschlagen wurde der norwegische Star Johannes Thingnes Bö. Der Gesamtweltcupsieger, der zuvor drei der vier Rennen gewonnen hatte, verpasste nach zwei Strafrunden als Vierter das Podest trotz der schnellsten Laufleistung knapp.
Am Freitag (14.15 Uhr/ZDF und Eurosport) wollen die Frauen nachziehen, im Sprint wollen sie Wiedergutmachung für den Weltcup in Hochfilzen betreiben. In der Vorwoche hatten sie einen geschichtsträchtigen Tiefpunkt erlebt, im Sprint verpassten sie geschlossen die Top 40, die Staffel landete auf Rang zwölf – beides in der erfolgreichen Historie noch nie da gewesen. Kritisch beäugt wird das Ganze von der früheren Biathlonkönigin Laura Dahlmeier, die im ZDF ihr Debüt als Expertin geben wird.