Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wohnraum ist wichtiger
Zu „Diesel könnte 70 Cent teurer werden“(6.12.):
Wenn ich das „Verkehrskonzept“des Umweltbundesamtes lese, habe ich den Eindruck, dort sind Leute, die noch nie in ihrem Leben mit den Händen gearbeitet haben. Entweder haben die keine Ahnung, oder sie ignorieren, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer ihren Lebensunterhalt mit Arbeit verdienen müssen. Wenn man verhindern möchte, dass Leute täglich 60 oder noch mehr Kilometer zur Arbeit fahren müssen, so muss man zuerst in den Städten und nahe bei den Betrieben für bezahlbaren Wohnraum sorgen. Wieso müssen Arbeitnehmer auf das Land ziehen, wo oftmals der Öffentliche Nahverkehr fehlt oder ungenügend ist? Nicht nur wegen der schönen Lage, sondern weil da die Mieten noch erschwinglich sind. Und wenn einer meint, mit einer funktionierenden Breitbandversorgung wären alle Probleme gelöst, dann soll er doch einmal überlegen, ob der Maurer, der Zimmermann, der Flaschner, der Dachdecker, oder der Arbeiter, der Autos zusammenbaut, dies per Mausklick online machen kann.
Bad Wurzach
Das Gegenteil von Sparen
Zu „Daimler streicht bis 2022 Tausende Stellen“(30.11.):
Es ist natürlich richtig, dass man die Kosten senken kann, wenn man weniger Menschen bezahlen muss. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Wenn die Unternehmensführung richtig arbeitet, dann erwirtschaften die Mitarbeiter Geld. Die Kosten für den Mitarbeiter sind weniger als das Geld, dass durch seine Arbeit in die Firma kommt. So etwas nennt man dann Gewinn. Wenn man also Mitarbeiter abbaut, die Gewinn erwirtschaften, dann hat man am Ende des Tages weniger Gewinn. Das ist das Gegenteil von Sparen. Es kann natürlich auch sein, dass die Manager von Daimler einfach nur ihre Arbeit schlecht machen. Wenn die Manager die Mitarbeiter nicht so einsetzen, dass dabei Geld herauskommt, dann machen die Manager was falsch. Dann wäre die Lösung, fähige Manager anzustellen, anstatt die Mitarbeiter zu entlassen.
Aulendorf
Dialog mit Landwirten führen
Zu „Wütende Bauern demonstrieren in Berlin“(27.11.):
Wenn man die Berichte der einzelnen Bauerndemos und Proteste, wie in Berlin und Bonn verfolgt, sieht man, wie die Extistenzangst die Landwirte bedroht. Aufgrund dessen sollte man meinen, dass die Verantwortlichen endlich reagieren und Zeichen setzen – und dieses mal aber zugunsten der Landwirte und nicht immer zum Vorteil der großen Lebensmitteleinzelhändler, der Verbraucher und irgendwelchen selbsternannten Tier- und Umweltschützern. Jetzt geht es darum, mit den Landwirten zusammen einen Dialog zu führen und zu finden. Wenn man den Begriff „Landwirtschaft“in Internet-Suchmaschinen eingibt, steht als Definition: „Planmäßiges Betreiben
von Ackerbau und Viehzucht zum Erzeugen von pflanzlichen und tierischen Produkten.“Aus heutiger Sicht müsste diese Definition längst überarbeitet sein und in etwa so lauten: „Landwirtschaft ist die Kunst, Geld zu verlieren, während man zirka 400 Stunden pro Monat arbeitet, um Leute mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen, die denken, dass man sie vergiften und umbringen will.
Schussenried
Bad
Gut organisierter Kuschelmodus Zu „Die Revolution fiel aus“(7.12.): Seit Längerem glänzen die sogenannten Volksparteien bei Wahlen und Umfragen mit desaströsen Verlusten. Der dazu parallel anhaltende Aufstieg der AfD liegt mit an der sedativen und empathielosen Politik der GroKo! Aber jetzt soll „alles anders“werden: weit gefehlt! Esken und Walter-Borjans sind die allerersten Politiker, die ich erlebt habe, die schon vor der Wahl in ein Amt ihre Wahlkampfaussagen wieder einkassiert haben! Ein „Strategiepapier“wurde so lange mit der deutschen Sprache malträtiert, bis Substanzlosigkeit und Opportunismus den Kern der Sache ausmachten. Im gut organisierten Kuschelmodus wurden sämtliche Macht- und Konkurrenzkämpfe entschärft: Dabei wurde vor keinem Fettnapf haltgemacht. Der politischen Auseinandersetzung unwürdig waren die Wahlen der stellvertretenden Vorsitzenden: Damit nichts aus dem Ruder lief, gibt es jetzt fünf statt drei Pöstchen! Die Mitglieder der Regierungskoalition eint nur noch ein einziger Punkt: Die panische Angst vor Neuwahlen. Zurecht: Viele Protagonisten des aktuellen Personals (Abgeordnete und Minister) wäre nach Neuwahlen wieder zurück in ihren alten Berufen! Aber: „Die SPD hat Prinzipien, und wenn die ihnen nicht gefallen, so hat sie auch noch andere.“
Weingarten
Der Steuerzahler wirds richten Zum Artikel „Blankoscheck aus Berlin“(12.12.):
Der Präzedenzfall ist geschaffen: Leute, bucht Fernreisen! Wenn etwas schief gehen sollte, der Steuerzahler tritt für eure Vergnügungsreisen ein und das Klima wird’s euch danken! Der Normalbürger wird hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen!
Friedrichshafen