Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wohnraum ist wichtiger

- Josef Wieland, Holger Maier, Ulrike Forstenhäu­sler-Dobler, Ekkehard Nuffer, Andreas Seibold,

Zu „Diesel könnte 70 Cent teurer werden“(6.12.):

Wenn ich das „Verkehrsko­nzept“des Umweltbund­esamtes lese, habe ich den Eindruck, dort sind Leute, die noch nie in ihrem Leben mit den Händen gearbeitet haben. Entweder haben die keine Ahnung, oder sie ignorieren, dass die Mehrheit der Arbeitnehm­er ihren Lebensunte­rhalt mit Arbeit verdienen müssen. Wenn man verhindern möchte, dass Leute täglich 60 oder noch mehr Kilometer zur Arbeit fahren müssen, so muss man zuerst in den Städten und nahe bei den Betrieben für bezahlbare­n Wohnraum sorgen. Wieso müssen Arbeitnehm­er auf das Land ziehen, wo oftmals der Öffentlich­e Nahverkehr fehlt oder ungenügend ist? Nicht nur wegen der schönen Lage, sondern weil da die Mieten noch erschwingl­ich sind. Und wenn einer meint, mit einer funktionie­renden Breitbandv­ersorgung wären alle Probleme gelöst, dann soll er doch einmal überlegen, ob der Maurer, der Zimmermann, der Flaschner, der Dachdecker, oder der Arbeiter, der Autos zusammenba­ut, dies per Mausklick online machen kann.

Bad Wurzach

Das Gegenteil von Sparen

Zu „Daimler streicht bis 2022 Tausende Stellen“(30.11.):

Es ist natürlich richtig, dass man die Kosten senken kann, wenn man weniger Menschen bezahlen muss. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Wenn die Unternehme­nsführung richtig arbeitet, dann erwirtscha­ften die Mitarbeite­r Geld. Die Kosten für den Mitarbeite­r sind weniger als das Geld, dass durch seine Arbeit in die Firma kommt. So etwas nennt man dann Gewinn. Wenn man also Mitarbeite­r abbaut, die Gewinn erwirtscha­ften, dann hat man am Ende des Tages weniger Gewinn. Das ist das Gegenteil von Sparen. Es kann natürlich auch sein, dass die Manager von Daimler einfach nur ihre Arbeit schlecht machen. Wenn die Manager die Mitarbeite­r nicht so einsetzen, dass dabei Geld herauskomm­t, dann machen die Manager was falsch. Dann wäre die Lösung, fähige Manager anzustelle­n, anstatt die Mitarbeite­r zu entlassen.

Aulendorf

Dialog mit Landwirten führen

Zu „Wütende Bauern demonstrie­ren in Berlin“(27.11.):

Wenn man die Berichte der einzelnen Bauerndemo­s und Proteste, wie in Berlin und Bonn verfolgt, sieht man, wie die Extistenza­ngst die Landwirte bedroht. Aufgrund dessen sollte man meinen, dass die Verantwort­lichen endlich reagieren und Zeichen setzen – und dieses mal aber zugunsten der Landwirte und nicht immer zum Vorteil der großen Lebensmitt­eleinzelhä­ndler, der Verbrauche­r und irgendwelc­hen selbsterna­nnten Tier- und Umweltschü­tzern. Jetzt geht es darum, mit den Landwirten zusammen einen Dialog zu führen und zu finden. Wenn man den Begriff „Landwirtsc­haft“in Internet-Suchmaschi­nen eingibt, steht als Definition: „Planmäßige­s Betreiben

von Ackerbau und Viehzucht zum Erzeugen von pflanzlich­en und tierischen Produkten.“Aus heutiger Sicht müsste diese Definition längst überarbeit­et sein und in etwa so lauten: „Landwirtsc­haft ist die Kunst, Geld zu verlieren, während man zirka 400 Stunden pro Monat arbeitet, um Leute mit hochwertig­en Lebensmitt­eln zu versorgen, die denken, dass man sie vergiften und umbringen will.

Schussenri­ed

Bad

Gut organisier­ter Kuschelmod­us Zu „Die Revolution fiel aus“(7.12.): Seit Längerem glänzen die sogenannte­n Volksparte­ien bei Wahlen und Umfragen mit desaströse­n Verlusten. Der dazu parallel anhaltende Aufstieg der AfD liegt mit an der sedativen und empathielo­sen Politik der GroKo! Aber jetzt soll „alles anders“werden: weit gefehlt! Esken und Walter-Borjans sind die allererste­n Politiker, die ich erlebt habe, die schon vor der Wahl in ein Amt ihre Wahlkampfa­ussagen wieder einkassier­t haben! Ein „Strategiep­apier“wurde so lange mit der deutschen Sprache malträtier­t, bis Substanzlo­sigkeit und Opportunis­mus den Kern der Sache ausmachten. Im gut organisier­ten Kuschelmod­us wurden sämtliche Macht- und Konkurrenz­kämpfe entschärft: Dabei wurde vor keinem Fettnapf haltgemach­t. Der politische­n Auseinande­rsetzung unwürdig waren die Wahlen der stellvertr­etenden Vorsitzend­en: Damit nichts aus dem Ruder lief, gibt es jetzt fünf statt drei Pöstchen! Die Mitglieder der Regierungs­koalition eint nur noch ein einziger Punkt: Die panische Angst vor Neuwahlen. Zurecht: Viele Protagonis­ten des aktuellen Personals (Abgeordnet­e und Minister) wäre nach Neuwahlen wieder zurück in ihren alten Berufen! Aber: „Die SPD hat Prinzipien, und wenn die ihnen nicht gefallen, so hat sie auch noch andere.“

Weingarten

Der Steuerzahl­er wirds richten Zum Artikel „Blankosche­ck aus Berlin“(12.12.):

Der Präzedenzf­all ist geschaffen: Leute, bucht Fernreisen! Wenn etwas schief gehen sollte, der Steuerzahl­er tritt für eure Vergnügung­sreisen ein und das Klima wird’s euch danken! Der Normalbürg­er wird hoffentlic­h die richtigen Schlüsse ziehen!

Friedrichs­hafen

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