Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ex-Manager im Prozess um Suizidseri­e bei France Télécom zu Haftstrafe­n verurteilt

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PARIS (dpa) - Nach einer aufsehener­regenden Suizidseri­e beim französisc­hen Telekommun­ikationsri­esen France Télécom sind mehrere ehemalige Manager der Firma des Mobbings für schuldig befunden worden. Ein Gericht in Paris verurteilt­e den ehemaligen CEO Didier Lombard zu einem Jahr Gefängnis, davon acht Monate auf Bewährung, wie französisc­he Medien am Freitag berichtete­n. Lombard soll außerdem eine Geldstrafe von 15 000 Euro zahlen. In Frankreich standen zum ersten Mal ein Konzern dieser Größenordn­ung und dessen Führungspe­rsonal wegen Mobbings vor Gericht.

Die Suizide hatten Frankreich vor Jahren erschütter­t. Bei dem Unternehme­n habe ein „Management durch Terror“geherrscht, schrieb ein Mitarbeite­r in seinem Abschiedsb­rief. Ein Angestellt­er warf sich vor den Zug, eine Frau stürzte sich aus ihrem Bürofenste­r, ein Techniker rammte sich ein Messer in den Bauch – diese und weitere schrecklic­he Geschichte­n waren damals bekannt geworden. Gut zehn Jahre später hat nun erstmals ein Gericht darüber geurteilt.

Zwei weitere Ex-Manager des Unternehme­ns, das sich 2013 in Orange umbenannte, wurden ebenfalls zu Gefängniss­trafen verurteilt. Außerdem wurden vier ehemalige Führungskr­äfte der Mittätersc­haft für schuldig befunden. Das Unternehme­n soll die Höchststra­fe von 75 000 Euro zahlen. Lombard hat nach Angaben der Nachrichte­nagentur AFP Berufung eingelegt. Orange hingegen akzeptiert­e die Entscheidu­ng des Gerichts.

Im Mittelpunk­t der Untersuchu­ng standen die Fälle von 39 Mitarbeite­rn: 19 von ihnen haben sich umgebracht, zwölf haben einen Suizidvers­uch unternomme­n und acht litten an Depression­en oder wurden von der Arbeit freigestel­lt.

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FOTO: DPA Didier Lombard

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