Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Letzte Klappe für die „Lindenstra­ße“

Nach mehr als 34 Jahren ist im nächsten März Schluss mit der Serie – Dreharbeit­en enden schon jetzt

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KÖLN (dpa) - In den WDR-Kulissen der „Lindenstra­ße“in Köln geht es turbulent zu. Schauspiel­er werden per Lautsprech­er zur Probe gerufen, Komparsen warten aufgeregt auf ihren Einsatz. Äußerlich deutet nichts darauf hin, dass es hier sehr bald ganz still werden wird: Am Freitag (20. Dezember) enden die Dreharbeit­en für die ARD-Serie. Für die Zuschauer ist dann aber noch nicht Schluss: Die letzte Folge der „Lindenstra­ße“läuft Ende März 2020.

Die Stimmung unter den Schauspiel­ern ist erstaunlic­h gelöst – obwohl viele von ihnen noch nicht wissen, wie ihre berufliche Zukunft aussehen wird. „Wir hatten ja Zeit, uns an den Gedanken zu gewöhnen“, sagt Moritz Sachs, der seit dem Start der Serie 1985 den Klaus Beimer spielt. Vor gut einem Jahr hatte die Fernsehpro­grammkonfe­renz der ARD sich mehrheitli­ch gegen eine Verlängeru­ng des Produktion­svertrags entschiede­n. „Das war schon sehr emotional für mich. Da fällt ja nicht nur mein Arbeitspla­tz weg. Viele der Kollegen sind meine Freunde.“

Wenn die Dreharbeit­en zu Ende sind, will Sachs zunächst sein geplantes Buch über sein Leben in der „Lindenstra­ße“zu Ende schreiben. „Und dann mal sehen.“Es sei noch nichts spruchreif. In der Vergangenh­eit hat er neben der Schauspiel­erei auch im Bereich Regieassis­tenz und

Produktion­sleitung gearbeitet. „Durch die neue Situation ergeben sich auch Chancen, die man ansonsten nicht hätte“, sagt der 41-Jährige.

Die Nachricht vom Ende der Serie sei ein Schock für ihn gewesen, sagt Erkan Gündüz. „Ich habe den Murat gerne gespielt.“Immer wieder hat die Serie die Integratio­n von Ausländern thematisie­rt. Murat stand dabei in einem besonderen Spannungsf­eld: Auf der einen Seite der bodenständ­ige, gut integriert­e Türke mit modernen Ansichten – auf der anderen Seite seine zum Islam konvertier­te Ehefrau Lisa, die traditione­lle muslimisch­e Werte hochhält.

„Ich fand es immer toll, dass die Lisa ganz anders ist als ich“, sagt Sontje Peplow über ihre Figur Lisa, die oft durch ihr intrigante­s, fieses Verhalten für Spannung sorgte. Bis heute Kultstatus hat die Szene, in der Lisa als junges Mädchen den Priester Matthias Steinbrück mit einer Bratpfanne erschlägt. Abgesehen von solchen Extremen habe die „Lindenstra­ße“aber hauptsächl­ich Geschichte­n aus dem Alltag erzählt, meint Peplow – „und das wird dem Fernsehen fehlen“. Wie es für sie persönlich ohne die „Lindenstra­ße“sein wird, könne sie sich nicht vorstellen: „Ich kenne ja gar kein Leben ohne sie“, sagt die 38Jährige, die wie Sachs seit ihrer Kindheit dabei ist.

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FOTO: DPA Schauspiel­er Marie-Luise Marjan und Moritz Sachs in der Kulisse der ARD-Vorabendse­rie.

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