Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Gott kommt immer dann, wenn du ganz unten bist“
Johannes T. bricht entkräftet zusammen – Stadtdiakon Ulrich Föhr und „Häfler helfen“hilft, wenn Not herrscht
Von Felix Kästle
GFRIEDRICHSHAFEN - Was bleibt, wenn die Familie auseinanderbricht? Johannes T. (Name von der Redaktion geändert) hat das am eigenen Leib gespürt. Und: Der 42-Jährige ist daran zerbrochen. Kein Geld, keine Wohnung, keine Freunde – nichts ging mehr. Nach zwei Jahren im Ausland stand der Häfler vor dem Nichts. Und kurz darauf vor der Tür von Stadtdiakon Uli Föhr.
Schuppenflechten an Händen und Fingern – die Last der vergangenen Jahre hat bei Johannes T. sichtlich Spuren hinterlassen. Unterm Joch ist er zusammengebrochen – bildlich gesprochen. Wen wundert’s? Als der Häfler mit 22 Jahren Vater wurde, sah die Welt für ihn noch rosig aus: Arbeit, Geld, Familie - drei Kinder gingen aus der Beziehung zu seiner Frau hervor. Das Glück schien zum Greifen nahe, wie Johannes T. im Gespräch mit Uli Föhr deutlich macht. Dann der tiefe Einschnitt: die Trennung, Unterhaltszahlungen und harte Arbeit. Für Johannes T. bleibt unterm Strich nur wenig zum Leben. „Ich habe mich über Jahre hinweg abgerackert.
Mir blieb der Selbstbehalt von 1080 Euro im Monat. An den Wochenenden kamen die Kinder. Die Ausgaben stiegen unweigerlich. Und irgendwann mal hab‘ ich das alles nicht mehr gepackt. Dann ging es nur noch bergab. Die Schuppenflechten sind Ausdruck meines Dauerstresses. Das ist auch die Diagnose meines Hautarztes“, sagt der 42-jährige Häfler, der frisch verliebt sein Glück in der Ferne suchte. Doch das war nur von kurzer Dauer.
Nach zwei Jahren Auslandsaufenthalt war die Ausgangslage noch prekärer als zuvor. Zurück in Deutschland, hatte er sein letztes Geld seinem Sohn gegeben. „Ich war niedergeschlagen und völlig perspektivenlos. Uli Föhr war meine erste Anlaufstelle. Mit ihm konnte ich über alles reden. Und nach den Gesprächen ging ich motiviert wieder nach Hause – voller Kraft, etwas anzupacken“, blickt Johannes T. froh zurück.
Doch was die wirkliche Wende in seinem Leben bringen sollte, konnte der Häfler damals nicht erahnen, als er neben seinem Bett zusammenbrach.
ANZEIGE Noch gut erinnert sich Johannes T. an die Worte seiner Mutter in diesem Augenblick: „Deine Zeit ist gekommen.“Und in der Tat. „Tage darauf habe ich kurz vor dem Einschlafen eine helle Gestalt gesehen. Und eine innere Wärme gespürt. Es war, als ob mich jemand tief berührte. Und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es als ob ich ein neuer Mensch bin. Da war für mich klar. Gott kommt immer dann, wenn du ganz unten bist. Ich bin überzeugt, wir sind kein Zufallsprodukt“, ist sich Johannes T. ganz sicher. „Ich habe es selber erlebt. Ja, ich glaube an Gott.“
„Und es war wie ein Wunder: In den darauffolgenden Tagen und Wochen habe ich meine Probleme gelöst bekommen. Ich bekam sogar ein kleines Auto angeboten. Und über eine Zeitarbeitsfirma habe ich heute einen festen Arbeitsplatz in einem Lager“, ist der Häfler froh, nun in eine neue Zukunft blicken zu können. „Geholfen haben mir in dieser schwierigen Zeit die Gespräche mit Stadtdiakon Uli Föhr. Im Jobcenter hätte ich über solche Erlebnisse nie und nimmer sprechen können. Ich bin froh, dass ich herkommen durfte.“Johannes T. atmet sichtlich auf. Und nach einer kurzen Pause fragt der 42-Jährige vorsichtig: „Sie schreiben das aber schon, das mit Gott und wie es danach weiter ging, oder?“