Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mang gibt Bahngebäude zurück an die Bahn AG
Der Antrag auf Abriss der Torfschupfe ist damit hinfällig – DB AG muss neu über Verkauf entscheiden
LINDAU - Die denkmalgeschützte Torfschupfe in Lindau bleibt erhalten. Der Abriss ist damit derzeit hinfällig. Werner Mang tritt vom Kauf zurück und gibt das gesamte Gelände wieder an die Bahn AG. Damit ist wieder offen, was aus den alten Bahngebäuden wird.
Im Gespräch mit der Lindauer Zeitung erklärt Mang, dass er die Konsequenzen aus der Kampagne gegen den Abriss und gegen seine Person zieht. Verantwortlich macht er dafür die Bunte Liste, die den Abriss öffentlich gemacht habe, um ihn zu verhindern. Dabei habe er einen öffentlichen Streit unbedingt vermeiden wollen und deshalb alle Stadträte im Vorfeld ausführlich informiert. Mit Ausnahme der Bunten, der ÖDP und einzelner Räte der SPD hätten alle Verständnis erkennen lassen, dass der Abriss der Torfschupfe unvermeidlich ist, um die früheren Werkstattgebäude der Bahn zu erhalten.
Denn nachdem der Gewinner der ersten Ausschreibung nicht mehr verfügbar war, hatte Mang die zweite Ausschreibung der Bahn AG gewonnen und das Grundstück mit den Bahnhallen gekauft. Mang bestätigt, dass es bereits einen beim Notar unterschriebenen Vertrag gibt. Allerdings habe er eine Klausel erwirkt, die ihm bis zu einem gewissen Datum einen Rücktritt von dem Kaufvertrag ermöglicht. und davon mache er nun Gebrauch. Damit sind die Hallen wieder im Eigentum der Bahn AG.
Mang berichtet, dass er eine Sanierung geprüft habe. Er wäre bereit gewesen, 17 Millionen Euro zu investieren, um die beiden großen Gebäude zu erhalten. Es handelt sich um die Halle, in der Ulrich Wiedemann sein Geschäft hat, und um die Halle dahinter. Dass Gebäude und Erdreich voller Altlasten sind, mache das teuer. Weil ein Investor dieses Geld nicht durch Vermietungen reinholen könne, habe er die Torfschupfe abreißen und dort ein
Mietshaus mit Tiefgarage bauen wollen. Doch die Pläne sind jetzt hinfällig. Die Bunten „mit ihrer unverständlichen Verhinderungspolitik“hätten es nun zu verantworten, wenn die Gebäude zwar unter Denkmalschutz stehen, aber verfallen. Denn Mang glaubt nicht, dass jemand das Grundstück kaufen und das nötige Geld zum Erhalt ausgeben wird: „Ich glaube nicht, dass sich da noch ein Investor hintraut.“Denn der Stadtrat würde einem Abriss wohl nicht noch mal zustimmen.
Am Mittwoch hat Mang auch die Stadtverwaltung informiert, dass er von dem Kauf zurücktritt und damit sein Antrag auf Abriss hinfällig ist. Laut Pressesprecher Jürgen Widmer will die Verwaltung sich nach dem Jahreswechsel mit der Frage befassen, was das für die Stadtentwicklung bedeutet und welche Folgen das für die Gartenschau hat. Denn die Stadt war mit Mang im Gespräch, um in den Hallen die Blumenschau einzurichten. Außerdem wäre das laut Widmer der richtige Ort, an dem Winzer und heimische Landwirte Lindau als Genussregion präsentieren. Im hinteren Bereich habe man sogar Wiedemann einen Bereich angeboten, um Gartenaccessoires zu verkaufen.
Widmer betont, dass die Verantwortlichen diese Gebäude gerne in die Gartenschau einbeziehen würden, auch um dort Eisenbahngeschichte zu zeigen. Zudem würden die Gebäude der Veranstaltung einen besonderen Charme verleihen. Doch unbedingt nötig seien die Hallen für die Gartenschau nicht. Nun werde sich die Stadt wahrscheinlich mit der Bahn AG zusammensetzen, um zu prüfen, was bis Mai 2021 dort möglich ist.
Während Mang der Stadt empfiehlt, das Grundstück günstig zu kaufen, notdürftig umzubauen, um dort unter anderem ein Eisenbahnmuseum einzurichten, hat der Stadtrat den Rahmenplan beschlossen, der in den Gebäuden Co-Working und Gastronomie vorsieht. Auch diese Vorgaben hält Mang aus Investorensicht
für hinderlich, denn mit den da zu erwartenden Einnahmen ließe sich die unbedingt notwendige Altlastensanierung nicht finanzieren.
Laut Widmer habe sich die Stadt noch keinen Gedanken über einen möglichen Kauf gemacht. Bisher sei man davon ausgegangen, dass Mang dort der neue Eigentümer wird. Die Entscheidung sei sowieso nicht Sache der Verwaltung, „das ist eine politische Entscheidung“. Der Stadtrat hat aber jetzt eine Vorkaufssatzung für alle Bahnflächen auf der Insel und in Reutin beschlossen, die der Stadt das Recht gibt, in jeden Kaufvertrag einzusteigen, um sich das Eigentum wichtiger Flächen zu sichern.
Bahn-Pressesprecher Franz Lindemair bestätigt auf Anfrage der LZ, dass die Gebäude und Flächen im Eigentum der Bahn AG sind. Grundsätzlich ändere die Rückgabe jetzt nichts an dem Vorhaben: „Es ist geplant, diese Flächen auf Basis der durch den Stadtrat verabschiedeten Rahmenplanung zu veräußern.“Beim Verkauf lege die DB Immo alle verfügbaren Informationen über Altlasten für mögliche Käufer offen. Bevor die Bahn die Gebäude erneut zum Verkauf ausschreibt, will die Bahn sich mit der Stadt abstimmen, schreibt Lindemair. Erst dann könne er auch etwas zum weiteren Zeitplan sagen.