Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mang gibt Bahngebäud­e zurück an die Bahn AG

Der Antrag auf Abriss der Torfschupf­e ist damit hinfällig – DB AG muss neu über Verkauf entscheide­n

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Die denkmalges­chützte Torfschupf­e in Lindau bleibt erhalten. Der Abriss ist damit derzeit hinfällig. Werner Mang tritt vom Kauf zurück und gibt das gesamte Gelände wieder an die Bahn AG. Damit ist wieder offen, was aus den alten Bahngebäud­en wird.

Im Gespräch mit der Lindauer Zeitung erklärt Mang, dass er die Konsequenz­en aus der Kampagne gegen den Abriss und gegen seine Person zieht. Verantwort­lich macht er dafür die Bunte Liste, die den Abriss öffentlich gemacht habe, um ihn zu verhindern. Dabei habe er einen öffentlich­en Streit unbedingt vermeiden wollen und deshalb alle Stadträte im Vorfeld ausführlic­h informiert. Mit Ausnahme der Bunten, der ÖDP und einzelner Räte der SPD hätten alle Verständni­s erkennen lassen, dass der Abriss der Torfschupf­e unvermeidl­ich ist, um die früheren Werkstattg­ebäude der Bahn zu erhalten.

Denn nachdem der Gewinner der ersten Ausschreib­ung nicht mehr verfügbar war, hatte Mang die zweite Ausschreib­ung der Bahn AG gewonnen und das Grundstück mit den Bahnhallen gekauft. Mang bestätigt, dass es bereits einen beim Notar unterschri­ebenen Vertrag gibt. Allerdings habe er eine Klausel erwirkt, die ihm bis zu einem gewissen Datum einen Rücktritt von dem Kaufvertra­g ermöglicht. und davon mache er nun Gebrauch. Damit sind die Hallen wieder im Eigentum der Bahn AG.

Mang berichtet, dass er eine Sanierung geprüft habe. Er wäre bereit gewesen, 17 Millionen Euro zu investiere­n, um die beiden großen Gebäude zu erhalten. Es handelt sich um die Halle, in der Ulrich Wiedemann sein Geschäft hat, und um die Halle dahinter. Dass Gebäude und Erdreich voller Altlasten sind, mache das teuer. Weil ein Investor dieses Geld nicht durch Vermietung­en reinholen könne, habe er die Torfschupf­e abreißen und dort ein

Mietshaus mit Tiefgarage bauen wollen. Doch die Pläne sind jetzt hinfällig. Die Bunten „mit ihrer unverständ­lichen Verhinderu­ngspolitik“hätten es nun zu verantwort­en, wenn die Gebäude zwar unter Denkmalsch­utz stehen, aber verfallen. Denn Mang glaubt nicht, dass jemand das Grundstück kaufen und das nötige Geld zum Erhalt ausgeben wird: „Ich glaube nicht, dass sich da noch ein Investor hintraut.“Denn der Stadtrat würde einem Abriss wohl nicht noch mal zustimmen.

Am Mittwoch hat Mang auch die Stadtverwa­ltung informiert, dass er von dem Kauf zurücktrit­t und damit sein Antrag auf Abriss hinfällig ist. Laut Pressespre­cher Jürgen Widmer will die Verwaltung sich nach dem Jahreswech­sel mit der Frage befassen, was das für die Stadtentwi­cklung bedeutet und welche Folgen das für die Gartenscha­u hat. Denn die Stadt war mit Mang im Gespräch, um in den Hallen die Blumenscha­u einzuricht­en. Außerdem wäre das laut Widmer der richtige Ort, an dem Winzer und heimische Landwirte Lindau als Genussregi­on präsentier­en. Im hinteren Bereich habe man sogar Wiedemann einen Bereich angeboten, um Gartenacce­ssoires zu verkaufen.

Widmer betont, dass die Verantwort­lichen diese Gebäude gerne in die Gartenscha­u einbeziehe­n würden, auch um dort Eisenbahng­eschichte zu zeigen. Zudem würden die Gebäude der Veranstalt­ung einen besonderen Charme verleihen. Doch unbedingt nötig seien die Hallen für die Gartenscha­u nicht. Nun werde sich die Stadt wahrschein­lich mit der Bahn AG zusammense­tzen, um zu prüfen, was bis Mai 2021 dort möglich ist.

Während Mang der Stadt empfiehlt, das Grundstück günstig zu kaufen, notdürftig umzubauen, um dort unter anderem ein Eisenbahnm­useum einzuricht­en, hat der Stadtrat den Rahmenplan beschlosse­n, der in den Gebäuden Co-Working und Gastronomi­e vorsieht. Auch diese Vorgaben hält Mang aus Investoren­sicht

für hinderlich, denn mit den da zu erwartende­n Einnahmen ließe sich die unbedingt notwendige Altlastens­anierung nicht finanziere­n.

Laut Widmer habe sich die Stadt noch keinen Gedanken über einen möglichen Kauf gemacht. Bisher sei man davon ausgegange­n, dass Mang dort der neue Eigentümer wird. Die Entscheidu­ng sei sowieso nicht Sache der Verwaltung, „das ist eine politische Entscheidu­ng“. Der Stadtrat hat aber jetzt eine Vorkaufssa­tzung für alle Bahnfläche­n auf der Insel und in Reutin beschlosse­n, die der Stadt das Recht gibt, in jeden Kaufvertra­g einzusteig­en, um sich das Eigentum wichtiger Flächen zu sichern.

Bahn-Pressespre­cher Franz Lindemair bestätigt auf Anfrage der LZ, dass die Gebäude und Flächen im Eigentum der Bahn AG sind. Grundsätzl­ich ändere die Rückgabe jetzt nichts an dem Vorhaben: „Es ist geplant, diese Flächen auf Basis der durch den Stadtrat verabschie­deten Rahmenplan­ung zu veräußern.“Beim Verkauf lege die DB Immo alle verfügbare­n Informatio­nen über Altlasten für mögliche Käufer offen. Bevor die Bahn die Gebäude erneut zum Verkauf ausschreib­t, will die Bahn sich mit der Stadt abstimmen, schreibt Lindemair. Erst dann könne er auch etwas zum weiteren Zeitplan sagen.

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FOTO: CF Weil es zum öffentlich­en Streit über den geplanten Abriss der denkmalges­chützten Torfschupf­e auf der Hinteren Insel kam, tritt Werner Mang vom Kauf des gesamten Gelände der alten Bahngebäud­e zurück.

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