Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
In der Hocke durchgeknüppelt
Thomas Dreßen wird trotz geschwollenen Knies und Nebels Dritter beim Super-G in Gröden
GRÖDEN (SID/dpa) - Thomas Dreßen musste warten und warten und warten. Doch das ewig lange Ausharren am Start und später dann am Fuße der zumeist nebelverhangenen Saslong lohnte sich für den besten deutschen Skirennläufer: Drei Wochen nach seinem sensationellen Sieg bei der Abfahrt in Lake Louise sorgte der 26-Jährige beim Super-G im Grödnertal für einen weiteren Höhepunkt in seiner ohnehin schon traumhaften Comeback-Saison. „Einfach geil“, sagte er lachend. Dreßen war von seiner Platzierung völlig überrascht – im Ziel jubelte er entsprechend über Rang drei hinter dem WM-Zweiten Vincent Kriechmayr (Österreich) und Kjetil Jansrud (Norwegen), Olympiasieger von 2014. „Man hat ja gesehen, wie ich mich gefreut habe“, sagte er zu seiner Reaktion, „damit habe ich nicht gerechnet. Aber ich nehme es natürlich trotzdem gerne mit.“Nur 0,22 Sekunden fehlten Dreßen zum ersten Sieg in der zweitschnellsten alpinen Disziplin.
Vor allem im unteren Streckenabschnitt holte der Mittenwalder wichtige Zehntelsekunden heraus. „Ich habe mir vorgenommen, dass ich alles in Hocke durchknüppel, ich hab’ mir gedacht, ich hab’ ja nix zu verlieren“, berichtete er. Auch von seinem seit Tagen angeschwollenen rechten Knie, in dem er sich Ende November 2018 einen Totalschaden zugezogen hatte, ließ er sich nicht bremsen. „Ich hab’ mir einfach gedacht: ,Scheiß drauf, heute ist Rennen.‘“Im März 2018 in Åre war Dreßen zum ersten, bislang einzigen Mal in einem Super-G aufs Podest gefahren, ebenfalls als Dritter.
Geduld ist gefragt
Mit der Nummer 18 gestartet, erlebte er allerdings eine harte Geduldsprobe: Wegen des immer wieder über die Strecke kriechenden Nebels wurde das Rennen nach Startnummer 20 ein zweites Mal unterbrochen – 1:34 Stunden lang ging zwischenzeitlich nichts. Damit ein Rennen gewertet wird, müssen aber mindestens 30 Läufer gestartet sein. Also wartete und hoffte man.
Bereits nach vier Läufern hatte das Rennen ein erstes Mal gestoppt werden müssen – die Zwangspause dauerte 47 Minuten. Andreas Sander (Ennepetal) lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang zwei, Josef Ferstl (Hammer) auf Rang vier. Am Ende belegte Sander einen guten zwölften Rang, Ferstl, der vor zwei Jahren an gleicher Stelle seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte, wurde 27. Auch Dominik Schwaiger, der beim endgültigen Abbruch nach 48 Läufern – und 3:45 Stunden nach der ursprünglichen Startzeit (11.45 Uhr) – auf Rang 29 lag, erhielt noch Weltcup-Punkte.
Und Thomas Dreßen? Staunte. Über sich selbst: „Ich habe gewusst, dass mir der Super-G liegen könnte. Dass es sich so ausgeht, das hätte ich aber nicht gedacht.“