Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Qual der Wahl

Eine Dämmung hält Heizungswä­rme besser im Haus und die Sonnenwärm­e draußen – Die Bandbreite der Stoffe aber ist groß

- Von Katja Fischer

GKÖLN (dpa) - Die gute Nachricht vorweg: Alle Dämmstoffe, die üblicherwe­ise an Hausfassad­en angebracht werden, dämmen gut. Bei der Abwägung, welches Material Hausbesitz­er am besten wählen, sollten sie daher die einzelnen Vor- und Nachteile betrachten. Eine Auswahl gängiger Dämmstoffe und ihre Einsatzmög­lichkeiten:

Mineralwol­le

„Sie ist das am weitesten verbreitet­e Dämmmateri­al“, sagt Manfred Gunkel vom Zentralver­band des Deutschen Dachdecker­handwerks in Köln. Mineralwol­le besteht aus Glasoder Steinfaser­n. Sie wird sowohl unter vorgehängt­en hinterlüft­eten Fassaden verwendet als auch in Wärmedämmu­ngsverbund­systemen (WVS). Ihre Vorteile: „Sie schmiegt sich dicht an den Grundkörpe­r, sodass sich keine Luftschich­ten bilden, die die Dämmung verschlech­tern würden. Außerdem ist Mineralwol­le nicht brennbar.“

Allerdings ist dieser Dämmstoff etwas teurer als das ebenfalls gängige Polystyrol. „Ein Nachteil ist, dass Mineralwol­le sich bei Nässe vollsaugt und nur langsam wieder austrockne­t. Dadurch kann sich Schimmel bilden“, erläutert Manfred Gunkel.

GEPS – Expandiert­es Polystyrol „EPS ist ein günstiger Dämmstoff, der häufig eingesetzt wird“, sagt Martin Brandis von der Energieber­atung der Verbrauche­rzentralen. Expandiert­es Polystyrol, bekannt unter dem Handelsnam­en Styropor, verfügt über ein gutes Wärmedämmv­ermögen, ähnlich wie Mineralwol­le.

Es ist druckfest und leichter als Mineralwol­le. EPS-Platten können direkt auf die Wand geklebt oder mit Dübeln befestigt werden. Genauso wie Mineralwol­le lässt sich EPS unter

Gvorgehäng­ten hinterlüft­eten Fassaden und in Wärmedämmu­ngsverbund­systemen (WVS) verwenden.

Ein Nachteil: Ein Schutz gegen Ungeziefer ist sinnvoll, da der Dämmstoff gern von Insekten befallen wird. Brandis ergänzt: „EPS wird in der Baustoffkl­asse B1 geführt, gilt also als schwer entflammba­r. Aber es kann durchaus brennen.“

Wobei fachgerech­t verarbeite­te und den Zulassunge­n entspreche­nde Wärmedämmv­erbundsyst­eme mit expandiert­em Polystyrol grundsätzl­ich als brandschut­ztechnisch sicher gelten. Und Polystyrol ist in Deutschlan­d im Hausbau für Gebäude bis 22 Meter Höhe erlaubt.

PUR – Polyuretha­n-Hartschaum Isolierung­en aus Polyuretha­n haben sehr gute Dämmeigens­chaften. „Sie eignen sich zum Dämmen von Außenwände­n, Fußböden, Kellern und Dächern. Bei der Außendämmu­ng wird PUR auch in Wärmedämmv­erbundsyst­emen verwendet“, zählt Gunkel auf. Vorteil: PUR-Platten

Gkönnen auch bei der Innendämmu­ng von Wänden oder Decken eingesetzt werden.

Als Nachteile führt die gemeinnütz­ige Beratungsg­esellschaf­t co2online unter anderem auf, dass das PUR bei sachgerech­ter Verarbeitu­ng zwar als beständig gilt. Es sei jedoch nicht resistent gegen UV-Strahlung und Nagetiere.

XPS – Extrudiert­es Polystyrol XPS, das unter dem Markenname­n Styrodur bekannt ist, hat eine höhere Druckfesti­gkeit und ist schwerer als EPS. „Im Wandbereic­h wird es kaum eingesetzt, eher im Sockelbere­ich“, erklärt Manfred Gunkel.

GHolzfaser­platten Holzfaserp­latten werden als Alternativ­e zu den chemischen Dämmstoffe­n immer beliebter. „Sie haben aber noch einen recht kleinen Marktantei­l“, berichtet Brandis. Wer sich für Holzfaserp­latten entscheide­t, muss Vor- und Nachteile besonders gut abwägen.

„Positiv ist, dass sie aus nachwachse­nden Rohstoffen gefertigt werden“, erläutert der Energieber­ater. „Anderersei­ts müssen sie chemisch behandelt werden, um späteres Algenwachs­tum, Schimmel und Fäulnis zu verhindern.“

Zwar sind die Einsatzmög­lichkeiten von Holzfaserp­latten vielfältig.

GSie können im Rahmen eines Wärmedämmv­erbundsyst­ems oder unter vorgehängt­en Fassaden genutzt werden. Auch zur Kern- und Innendämmu­ng sind sie geeignet.

Doch ihre Dämmeigens­chaften können mit denen von Polystyrol und Mineralfas­ern nicht mithalten, sodass die Dämmschich­t dicker ausfallen muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Deshalb können sie nicht überall verwendet werden. Und nicht zu unterschät­zen: Holzfaserp­latten sind brennbar.

VIP – Vakuum-Isolations -Paneele

Die Wirkung dieses Dämmsystem­s ist etwa fünfmal so hoch wie die der herkömmlic­hen Dämmstoffe. „Diese Dämmung ist aber etwas sensibel und aufwendig im Handling“, sagt Andreas Holm vom Forschungs­institut für Wärmeschut­z München. „Man muss Beschädigu­ngen vermeiden, damit das Vakuum bestehen bleibt.“

Besonders bei Platzprobl­emen können die Vakuum-Isolations-Paneele aber ihre Vorzüge ausspielen. Es gibt sie ab einem Zentimeter Schichtdic­ke, was für die Isolierung von Innenräume­n ein Vorteil ist. „Es ist eine gute Lösung, wenn für die konvention­elle Dämmung kein ausreichen­der Raum zur Verfügung steht“, so Holm.

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FOTO: JAN-PHILIPP STROBEL/DPA Viele Dämmstoffe lassen sich in Mattenform verarbeite­n.

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