Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auch Berlin hat Partner brüskiert

- Von Ulrich Mendelin u.mendelin@schwaebisc­he.de

Deutschlan­d und die Vereinigte­n Staaten sind, man muss es inzwischen wieder eigens betonen, Partner. Sie sollten es jeden- falls sein. Sanktionen unter Partnern aber sind ein Unding. Die Bundesregi­erung tut recht daran, das Vorgehen der USA als Einmischun­g in die inneren Angelegenh­eiten zurückzuwe­isen. Zumal gerade bei Donald Trump die Sorge vor einer zu großen Abhängigke­it Europas von russischer Energiezuf­uhr doch recht scheinheil­ig wirkt. Wenn sich jemand in eine ungute Abhängigke­it von Russland gebracht hat, dann ist es das selbsterkl­ärte „stabile Genie“im Weißen Haus. Und dass Trump keine Hemmungen hat, in internatio­nalen Handelsbez­iehungen – hier: beim Verkauf von teurem US-Flüssiggas

– auf Erpressung zu setzen, ist bekannt.

Dennoch hat sich die Bundesregi­erung den Ärger auch selbst eingebrock­t. Denn so wie die USA den Verbündete­n Deutschlan­d brüskieren, hat die Bundesregi­erung ihre eigenen Nachbarn brüskiert – die Polen, Balten und Ukrainer, die den Pipelineba­u aus gutem Grund kritisch sehen. Berlin sah keine Notwendigk­eit für einen Konsens mit den Regierunge­n in Mittel- und Osteuropa und nahm in Kauf, dass die deutsch-russische Zusammenar­beit dort alte Ängste neu befeuerte. Wer sich so verhält, muss sich nicht wundern, dass einer wie Trump die Chance ergreift, einen weiteren Keil zwischen die Europäer zu treiben.

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