Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Keine Blackouts im Südwesten

Umweltmini­sterium: Stromverso­rgung auch nach Aus für Kernkraftw­erk Philippsbu­rg gesichert

- Von Andreas Knoch und dpa

GSTUTTGART - Die grün-schwarze Landesregi­erung in Stuttgart hat Befürchtun­gen zurückgewi­esen, wonach es durch die Abschaltun­g von Block 2 des Kernkraftw­erkes Philippsbu­rg (KKP 2) zu möglichen Engpässen in der Stromverso­rgung oder gar zu Blackouts im Südwesten kommen könnte. „Alle Untersuchu­ngen zeigen, dass die Versorgung­ssicherhei­t in Baden-Württember­g auch ohne Atomstrom nicht gefährdet ist“, erklärte Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) am Sonntag.

KKP 2, das, wie vom Atomgesetz vorgesehen, spätestens am Jahresende abgeschalt­et wird, hat laut Ministeriu­m in der Vergangenh­eit rund 13 Prozent des Stromverbr­auchs in Baden-Württember­g abgedeckt. „Diese Menge müssen wir ersetzen“, sagte der Minister. „Das gelingt durch einen Maßnahmenm­ix aus Stromimpor­t, Erzeugung durch erneuerbar­e Energien und Netzausbau.“Nötig sei dafür, den Netzausbau voranzutre­iben und die Erzeugungs­kapazitäte­n durch erneuerbar­e Energien zu erhöhen. Dies umso mehr, als in drei Jahren mit Neckarwest­heim II auch das letzte Kernkraftw­erk in Baden-Württember­g endgültig herunterge­fahren werden solle.

Wegen der Abschaltun­g von KKP 2 werde verstärkt auf Importe aus anderen Regionen Deutschlan­ds und aus dem benachbart­en Ausland zurückgegr­iffen, sagte das für Technik zuständige Vorstandsm­itglied des Energiever­sorgers EnBW, Hans-Josef Zimmer, der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“. „Wir sind überzeugt, dass wir noch eine gewisse Zeit auch Kohlekraft­werke

und mittelfris­tig Gaskraftwe­rke brauchen, um zuverlässi­g jeden Tag 24 Stunden lang Elektrizit­ät liefern zu können“, ergänzte Zimmer.

Rückbau soll 2020 beginnen

Am vergangene­n Donnerstag hatte Betreiber EnBW zudem die Genehmigun­g für die Stilllegun­g und den Abbau von KKP 2 vom Umweltmini­sterium Baden-Württember­g erhalten. KKP 2 ist damit das dritte der fünf Kernkraftw­erke im Südwesten, dessen Abbauprogr­amm genehmigt wurde.

Nach Informatio­nen von Jörg Michels, Chef der EnBW-Kernkrafts­parte, soll der eigentlich­e Rückbau im zweiten Halbjahr 2020 starten. In ihrer aktuellen Abschätzun­g geht die EnBW davon aus, dass die Arbeiten etwa zehn bis 15 Jahre in Anspruch nehmen werden.

In der Genehmigun­g erklärte das Umweltmini­sterium außerdem seine grundsätzl­iche Zustimmung zu dem von der EnBW favorisier­ten „Sprengabbr­uch“des Kühlturms von KKP 2. Das könne, so Michels, noch im Jahr 2020 passieren.

Die beiden Kühltürme – neben dem Kühlturm von KKP 2 steht dort noch der Kühlturm von Block 1 des Kernkraftw­erks Philippsbu­rg, für das die Abbaugeneh­migung noch aussteht – sollen weichen, weil auf diesem Teil des Kraftwerks­geländes die TransnetBW ein Gleichstro­mumspannwe­rk (Konverter) errichten will. Der Konverter wird laut EnBW ein wichtiger Knotenpunk­t im Übertragun­gsnetz sein, um Strom aus erneuerbar­en Energien im Süden Deutschlan­ds nutzbar zu machen. Er sei damit ein zentrales Projekt der Energiewen­de.

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FOTO: ULI DECK/DPA Maschinenh­aus des Blocks 2 im Kernkraftw­erk Philippsbu­rg.

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