Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Keine Blackouts im Südwesten
Umweltministerium: Stromversorgung auch nach Aus für Kernkraftwerk Philippsburg gesichert
GSTUTTGART - Die grün-schwarze Landesregierung in Stuttgart hat Befürchtungen zurückgewiesen, wonach es durch die Abschaltung von Block 2 des Kernkraftwerkes Philippsburg (KKP 2) zu möglichen Engpässen in der Stromversorgung oder gar zu Blackouts im Südwesten kommen könnte. „Alle Untersuchungen zeigen, dass die Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg auch ohne Atomstrom nicht gefährdet ist“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Sonntag.
KKP 2, das, wie vom Atomgesetz vorgesehen, spätestens am Jahresende abgeschaltet wird, hat laut Ministerium in der Vergangenheit rund 13 Prozent des Stromverbrauchs in Baden-Württemberg abgedeckt. „Diese Menge müssen wir ersetzen“, sagte der Minister. „Das gelingt durch einen Maßnahmenmix aus Stromimport, Erzeugung durch erneuerbare Energien und Netzausbau.“Nötig sei dafür, den Netzausbau voranzutreiben und die Erzeugungskapazitäten durch erneuerbare Energien zu erhöhen. Dies umso mehr, als in drei Jahren mit Neckarwestheim II auch das letzte Kernkraftwerk in Baden-Württemberg endgültig heruntergefahren werden solle.
Wegen der Abschaltung von KKP 2 werde verstärkt auf Importe aus anderen Regionen Deutschlands und aus dem benachbarten Ausland zurückgegriffen, sagte das für Technik zuständige Vorstandsmitglied des Energieversorgers EnBW, Hans-Josef Zimmer, der „Stuttgarter Zeitung“und den „Stuttgarter Nachrichten“. „Wir sind überzeugt, dass wir noch eine gewisse Zeit auch Kohlekraftwerke
und mittelfristig Gaskraftwerke brauchen, um zuverlässig jeden Tag 24 Stunden lang Elektrizität liefern zu können“, ergänzte Zimmer.
Rückbau soll 2020 beginnen
Am vergangenen Donnerstag hatte Betreiber EnBW zudem die Genehmigung für die Stilllegung und den Abbau von KKP 2 vom Umweltministerium Baden-Württemberg erhalten. KKP 2 ist damit das dritte der fünf Kernkraftwerke im Südwesten, dessen Abbauprogramm genehmigt wurde.
Nach Informationen von Jörg Michels, Chef der EnBW-Kernkraftsparte, soll der eigentliche Rückbau im zweiten Halbjahr 2020 starten. In ihrer aktuellen Abschätzung geht die EnBW davon aus, dass die Arbeiten etwa zehn bis 15 Jahre in Anspruch nehmen werden.
In der Genehmigung erklärte das Umweltministerium außerdem seine grundsätzliche Zustimmung zu dem von der EnBW favorisierten „Sprengabbruch“des Kühlturms von KKP 2. Das könne, so Michels, noch im Jahr 2020 passieren.
Die beiden Kühltürme – neben dem Kühlturm von KKP 2 steht dort noch der Kühlturm von Block 1 des Kernkraftwerks Philippsburg, für das die Abbaugenehmigung noch aussteht – sollen weichen, weil auf diesem Teil des Kraftwerksgeländes die TransnetBW ein Gleichstromumspannwerk (Konverter) errichten will. Der Konverter wird laut EnBW ein wichtiger Knotenpunkt im Übertragungsnetz sein, um Strom aus erneuerbaren Energien im Süden Deutschlands nutzbar zu machen. Er sei damit ein zentrales Projekt der Energiewende.