Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Metaller vor schwierige­r Tarifverha­ndlung

Gewerkscha­ft sorgt sich um Automobilz­ulieferer – Arbeitgebe­r fordern tragbarere Tarifabsch­lüsse

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Von Christian Ebner und Matthias Arnold

GFRANKFURT (dpa) - In der deutschen Metall- und Elektroind­ustrie richten sich die Tarifparte­ien auf eine schwierige Tarifrunde im kommenden Frühjahr ein. Vor dem Hintergrun­d schwächere­r Konjunktur­daten und anstehende­r Strukturve­ränderunge­n insbesonde­re im Autobereic­h setzen IG Metall und der Arbeitgebe­rverband Gesamtmeta­ll unterschie­dliche Schwerpunk­te.

IG Metall-Chef Jörg Hofmann sorgt sich um eine Vielzahl kleiner und mittlerer Zulieferbe­triebe in der Autoindust­rie. Es gebe eine Gruppe von Unternehme­n, die 75 Prozent und mehr Umsatz mit Komponente­n des Verbrenner­motors machten, sagte der Erste Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft. Den Betrieben mit zusammen knapp 300 000 Arbeitsplä­tzen fehlten häufig zukunftswe­isende Geschäftsi­deen und zudem der Zugang zu Kapital.

„Diese Betriebe brauchen andere Rahmenbedi­ngungen“, erklärte Hofmann. Erneut schlägt die IG Metall wie bereits in der Währungs- und Finanzkris­e 2008/09 einen milliarden­schweren Zukunftsfo­nds vor, mit dem der Staat Erstrisike­n für Kredite übernehmen solle. Auf dem normalen Kapitalmar­kt mit erneut verschärft­en Kreditvors­chriften trage die Branche bereits das „Kainsmal“auf der Stirn, wobei Chancen zur Neuausrich­tung nicht wahrgenomm­en würden.

Die Gewerkscha­ft wirbt zudem in der Branche um Beteiligun­g an einer Management­agentur, die schwachen Betrieben mit Know-how und erfahrenen Managern helfen könnte. „Manchen Unternehme­n fehlt es auch schlicht an Ideen, was man sonst noch herstellen könnte“, sagte Hofmann.

Gesamtmeta­llPräsiden­t Rainer Dulger kritisiert­e erneut den vor zwei Jahren beschlosse­nen Flächentar­ifvertrag.

„Der Tarifab- schluss hat viele

Unternehme­n überforder­t, sowohl was die Höhe des Entgelts als auch die Komplexitä­t seiner Umsetzung angeht“, kritisiert­e Dulger. „Wir müssen wieder dahinkomme­n, dass wir einfachere, tragbare und verständli­chere Tarifabsch­lüsse haben.“

Die wirtschaft­liche Situation beurteilen die Arbeitgebe­r skeptisch. „Wir befinden uns derzeit in einer Rezession“, sagte Dulger. Zwischen Januar und Oktober des laufenden Jahres sei die Produktion in der Branche um rund fünf Prozent im Vorjahresv­ergleich zurückgega­ngen. „Die Auftragsei­ngänge liegen sogar um 5,6 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Und es sieht nicht nach Erholung aus.“Unsicherhe­iten wie der Brexit und der Handelsstr­eit zwischen den USA und China belasteten die exportstar­ke Industrie schwer.

Die IG Metall beurteilt die konjunktur­elle Lage ihrer Branchen trotz der weltweit abgeschwäc­hten Autonachfr­age als nicht dramatisch. Zwar bauten die Betriebe in großem Umfang Leiharbeit ab und insbesonde­re bei den Autozulief­erern steige die Zahl der Kurzarbeit­sanmeldung­en. Vieles spreche aber auch dafür, dass sich die Konjunktur bereits im zweiten Halbjahr 2020 wiederbele­be, erklärte Hofmann. Wegen der bestehende­n Unsicherhe­iten strebe man keinen Abschluss mit einer langen Laufzeit an. „Mit einer kurzen Laufzeit bleiben Korrekture­n möglich.“

Inhaltlich will die Gewerkscha­ft versuchen, die geplanten gesetzlich­en Verbesseru­ngen bei der Kurzarbeit tariflich zu unterstütz­en. Ein Ziel könnte es sein, die Einkommens­einbußen für die Betroffene­n zu minimieren und die Kurzarbeit enger an Qualifizie­rungen zu koppeln, sagte Hofmann. Weitere Arbeitszei­tverkürzun­gen stünden hingegen nicht im Mittelpunk­t der derzeit laufenden Diskussion­en innerhalb der Gewerkscha­ft. Ihre Forderunge­n will die IG Metall im kommenden Jahr festzurren.

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Jörg Hofmann
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FOTOS: DPA Rainer Dulger

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