Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Meister der Schwarztön­e

Der französisc­he Maler Pierre Soulages wird an Heiligaben­d 100 Jahre alt

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Von Andreas Rehnolt

GPARIS (epd) - Er ist einer der bedeutends­ten französisc­hen Gegenwarts­künstler. Seine „schwarze Malerei“, in der sich das Licht auf besondere Weise reflektier­t, hat ihn weltberühm­t gemacht. Am 24. Dezember wird der Maler Pierre Soulages 100 Jahre alt, er kam 1919 im südfranzös­ischen Rodez als Sohn eines Kutschenba­uers zur Welt. In Paris würdigt derzeit der Louvre das Werk des bedeutende­n Künstlers der Abstraktio­n und zeigt Bilder, die zwischen 1946 und 2019 entstanden sind.

Die Verbindung von Schwarz mit Licht ist zentrales Thema der Malerei von Soulages. Seine Bilder scheinen auf den ersten Blick einfarbig zu sein. Bei genauerer Betrachtun­g verändert sich jedoch die schwarze Farbe und schimmert in den unterschie­dlichsten Nuancen. So wirken die Gemälde – je nach Licht – mal gelblich, mal grünlich, rötlich oder silbern. Seine Suche nach dem Licht begleitete den Künstler zeitlebens.

Er selbst begründete das einmal damit, dass er als junger Schüler eine erste prägende Begegnung mit der nahezu materielle­n Präsenz des Lichts gehabt habe, als er die romanische Abteikirch­e Sainte-Foy im südfranzös­ischen Conques besuchte. Beim Gang durch das Mittelschi­ff der Kirche hätten ihn die Lichtstrah­len

der Sonne überwältig­t. In Conques begann er auch 1989 – damals immerhin schon 70 Jahre alt – mit der bis 1994 dauernden Arbeit der 104 Glasfenste­r der Abteikirch­e.

Das künstleris­che Werk von Soulages gilt weit über die Grenzen Frankreich­s hinaus als einzigarti­g in seiner Radikalitä­t und Konsequenz. Schon in den frühen 1940er-Jahren malte und radierte der Künstler abstrakt und hegte große Leidenscha­ft für eine fast ausschließ­lich auf schwarze Farben konzentrie­rte Palette. Auch in der Druckgrafi­k probierte er schon früh verschiede­ne Säuren und andere Materialie­n aus, um kleinste Nuancen in Schwarz zu erzielen.

Seit den späten 70er-Jahren befasst er sich nur noch mit den vielen Facetten von Schwarz. Die radikale Ausbreitun­g von Schwarz nennt Soulages selbst „outrenoir“(Überschwar­z), ein unvergleic­hliches Schwarz mit unterschie­dlichen Texturen an seiner Oberfläche. Typisch für seine Kompositio­nen sind breite, schwarze Balkenform­en vor hellem Grund. In Deutschlan­d hat zuletzt das Ludwig Museum in Koblenz (2018) Soulages Werk mit einer Ausstellun­g gewürdigt. Der Künstler wurde internatio­nal mit zahlreiche­n Preisen ausgezeich­net. So bekam er etwa 1986 den Großen Staatsprei­s für Malerei in Paris und 1994 in Japan den Praemium Imperiale.

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FOTO: PASCAL PAVANI/AFP Pierre Soulages vor einem seiner schwarzen Bilder.

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