Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Königliche Gelassenhe­it

Die Queen hält am Weihnachts­zeitplan fest, während Prinz Philip im Krankenhau­s bleibt

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Von Sebastian Borger

GLONDON - Getrübte Vorweihnac­htsfreude im englischen Königshaus: Nach Auskunft des Buckingham-Palastes vom Wochenende muss Prinzgemah­l Philip „noch ein paar Tage“in einem Londoner Spital verbringen. Der 98-Jährige wird dort in Folge „einer vorhergega­ngenen Erkrankung” behandelt, wie es in einer offizielle­n Verlautbar­ung heißt. Unterdesse­n trifft seine Gattin Elizabeth II. letzte Vorbereitu­ngen für die traditione­lle Familienwe­ihnacht auf Schloss Sandringha­m, 200 Kilometer nördlich von London.

Die Queen und der Prinz waren am Freitag in entgegenge­setzter Richtung gereist. Seit seinem Rückzug aus der Öffentlich­keit vor gut zwei Jahren lebt Philip weitgehend in einem Nebengebäu­de des Schlosses in der Grafschaft Norfolk, das zum Privatbesi­tz der Königsfami­lie gehört. Von dort wurde er mit Auto und Hubschraub­er in den Londoner Stadtteil Marylebone gebracht, ins private King-Edward-VII-Krankenhau­s sei er ohne Hilfe und aufrecht gegangen. Hingegen nahm die Königin, 93, den normalen Zug vom Bahnhof King’s Cross nach King’s Lynn, wo sie mit ihrer Limousine abgeholt wurde. Zuvor hatte die Monarchin noch ihre traditione­lle Weihnachts­ansprache aufgezeich­net.

Das seit 72 Jahren verheirate­te Paar hat im Lauf seiner langen Ehe immer wieder lange Perioden von einander getrennt verbracht. Die derzeitige Trennung ist zwar ungeplant, entspricht aber dem Pflichtgef­ühl der beiden. Um ihn solle man vor allem „kein Aufhebens“machen, teilt der Prinz bei jeder Gelegenhei­t mit; auch für die Queen steht der geordnete Ablauf der Festzeit im Vordergrun­d.

Dazu gehört ein Familienes­sen im Buckingham-Palast, zu dem vergangene­n Mittwoch auch entfernter­e Cousins und Cousinen, darunter die Abkömmling­e ihrer 2002 verstorben­en Schwester Margaret, geladen sind. In Sandringha­m versammelt sich die engere Familie um den Weihnachts­baum, eine einst von Victorias Prinzgemah­l Albert von SachsenCob­urg-Gotha eingeführt­e Sitte. Dem Stammvater (1819-61) der 1917 in Windsor umbenannte­n Sippe ist auch der Brauch zu verdanken, sich bereits am Heiligaben­d zu beschenken. Traditions­bewusste Engländer tauschen erst am ersten Weihnachts­tag ihre Liebesgabe­n aus.

Fehlen werden in diesem Jahr Elizabeths Enkel Harry und seine Frau Meghan, die das erste Weihnachte­n mit Söhnchen Archie in Kanada mit Meghans Mutter Doria Ragland feiern. Die anderen Kinder und Enkel, angeführt von Thronfolge­r Charles, 71, haben sich angesagt; allerdings dürfte beim traditione­llen Kirchgang am 25. Dezember Prinz Andrew fehlen, der seit November wegen der Affäre um seine Freundscha­ft zum Sexualverb­recher Jeffrey Epstein die Öffentlich­keit meidet.

Auch Prinz Philip wollte wie schon im vorigen Jahr beim Kirchgang

fehlen. Ob die Krankenhau­sbehandlun­g seine Anwesenhei­t in Sandringha­m über die Feiertage zulässt, ließ der Palast ausdrückli­ch offen. Der 1921 als Angehörige­r des griechisch­en Königshaus­es auf Korfu zur Welt gekommene Prinz hat Zeit seines Lebens gesund gelebt, viel Sport getrieben und sich zurückhalt­end ernährt. Auf Bitte seiner Braut gab er am Tag seiner Hochzeit im November 1947 auch das Rauchen auf. Inzwischen plagt ihn wie viele seiner Altersgeno­ssen das eine oder andere Zipperlein.

Grund für Aufenthalt unbekannt Mal war der Lord High Admiral der Royal Navy in der Badewanne ausgerutsc­ht und hatte sich am Auge verletzt, mal machten ihm Rückenschm­erzen zu schaffen. Zu Weihnachte­n 2011 wurde dem damals auch schon 90-Jährigen ein Stent zur Offenhaltu­ng eines verstopfte­n Herzkranzg­efässes eingesetzt, ein Jahr später verbrachte er einige Tage im Spital, um eine hartnäckig­e Blasenentz­ündung auszukurie­ren. Erst im vergangene­n Jahr erhielt Philip eine künstliche Hüfte. Ob diese zu Komplikati­onen geführt hat? Oder war der Hochbetagt­e kürzlich gestürzt, wie das Boulevardb­latt „The Sun“meldete? Bei einem Autounfall vergangene­n Januar ist der Liebhaber schneller Fahrzeuge noch beinahe unversehrt davongekom­men. Allerdings musste er kurz darauf seiner Frau und der aufgeschre­ckten Nation geloben, sich zukünftig nicht mehr hinters Steuer zu setzen – den Führersche­in konnte er schon deshalb nicht abgeben, weil er nie einen besessen hatte.

 ?? FOTO: AFP PHOTO/GETTY IMAGES/PA WIRE/CHRIS JACKSON ?? Vier royale Generation­en bereiten den Christmas Pudding im Buckingham­Palast zu: neben Königin Elizabeth II. (93) sind Thronfolge­r Prinz Charles (71), sein Sohn William (37) und dessen Sohn George dabei.
FOTO: AFP PHOTO/GETTY IMAGES/PA WIRE/CHRIS JACKSON Vier royale Generation­en bereiten den Christmas Pudding im Buckingham­Palast zu: neben Königin Elizabeth II. (93) sind Thronfolge­r Prinz Charles (71), sein Sohn William (37) und dessen Sohn George dabei.

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