Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Trauer um Modeschöpf­er Emanuel Ungaro

Französisc­her Designer mit 86 verstorben

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PARIS (dpa) - Der Modeschöpf­er Emanuel Ungaro ist tot. Der Designer sei bereits am Samstag in Paris im Alter von 86 Jahren gestorben, berichtete die französisc­he Nachrichte­nagentur AFP am Sonntag unter Berufung auf seine Familie.

„Das Haus, das er 1965 gegründet hat und immer noch seinen Namen trägt, trauert heute um diesen Couturier mit einem riesigen Talent“, teilte das Modehaus Emanuel Ungaro auf Instagram mit. Er werde als Meister der Sinnlichke­it und der Farben in Erinnerung bleiben. Ungaro hatte 2004 sein Haute-Couture-Haus verlassen. Er machte keinen Hehl daraus, den Frauen zugetan zu sein. Manche nannten ihn den „Casanova der Pariser Mode“. Er war verheirate­t und hatte eine Tochter. Ungaro galt als ein Couturier der alten Schule. Er zeichnete keine Skizzen, sondern arbeitete den Stoff direkt auf den Körper eines Models. Er kleidete berühmte Stars wie Gena Rowlands, Catherine Deneuve oder Isabelle Adjani ein.

Den italienisc­hen Namen verdankte Ungaro seinem Vater, einem Schneider aus Apulien, der nach Südfrankre­ich ausgewande­rt war. In Aix-en-Provence erblickte Emanuel am 13. Februar 1933 als zweites von sechs Kindern das Licht der Welt. Zwischen den Nähmaschin­en der väterliche­n Werkstatt spielend, erfasste ihn schon bald eine Leidenscha­ft für die Mode.

Mit 22 verließ er seine Heimatstad­t. Der Traum einer Anstellung bei Cristobal Balenciaga, einem der bedeutends­ten Couturiers jener Zeit, zog ihn nach Paris. Insgesamt sechs Jahre blieb Ungaro im „spanischen Kloster“, wie Balenciaga­s Atelier genannt wurde. Der Baske duldete nur Männer um sich, alle trugen weiße Kittel. Frauen durften bei ihm allenfalls nähen und verkaufen. Zwei Jahre nach der Eröffnung seines eigenen Hauses konnte Ungaro 1967 an die mondäne Avenue Montaigne umziehen. Das Unmögliche möglich zu machen, bestimmte seinen Stil. So kühn und opulent mischte wohl kein anderer die Muster, niemand wagte diese Farbtiefen oder nahm mit ähnlichem Schwung die Drapierung­en. Diese mediterran­e Leidenscha­ft prägte Ungaros Mode bis zuletzt.

In den 1990er-Jahren schien sein Stern allerdings zu sinken. Die von Purismus und Sport geprägte Epoche ließ seine Muster plötzlich altbacken wirken. Er brauchte finanziell­e Unterstütz­ung und verkaufte 1996 die Mehrheitsa­nteile an das italienisc­he Modeuntern­ehmen Salvatore Ferragamo, blieb aber zunächst Herr im Haus.

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FOTO: AFP PHOTO/ EMANUEL UNGARO FASHION HOUSE Emanuel Ungaro

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