Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Musiker und Dirigent überzeugen mit Ausdruckskraft
Stehender Applaus für erstes Festkonzert des Musikvereins unter Markus Thaler
Von Helmut Voith
GKRESSBRONN - Ein denkwürdiges, mit großer Spannung erwartetes Festkonzert ist am Samstagabend in der Kressbronner Festhalle über die Bühne gegangen und am Sonntagnachmittag wiederholt worden. Spannend, weil man Markus Thaler, den neuen Dirigenten des Musikvereins und Leiter der Musikschule, zwar schon das Jahr über im neuen Amt erleben konnte, jetzt aber das erste Festkonzert unter seiner Regie gelaufen ist. Ein Konzert, bei dem der Musikverein zeigen will, was er kann, wie breit er aufgestellt ist – und das ist auch unter Markus Thaler bestens gelungen.
Kein Wunder, dass der Allgäuer am Schwäbischen Bodensee mit stehendem Applaus gefeiert wurde. Thaler hat seine Visitenkarte abgegeben und ist angenommen worden. Wie er am Ende des Konzerts sagte, seien die Fußstapfen seiner Vorgänger Helmut Bernhard und Karlheinz Vetter groß gewesen, beide hätten das Orchester zu seiner heutigen Leistung herangeführt.
Wie es schon gute Tradition ist, stand gegen Ende mit „Big Band Classics“die Erinnerung an die früheren Jahre des Musikvereins. Geblieben
ist der Einmarsch der Musiker zu Beginn und nach der Pause, genauso die weihnachtliche Umrahmung. Und ebenso federnd wie Karlheinz Vetter eilte Markus Thaler auf die Bühne, nahm den Taktstock, hielt kurz inne und begann nach der festlichen Eröffnung mit „Tochter Zion“mit der klassischen Raymond Ouvertüre von Ambrose Thomas.
In seiner Begrüßung hatte Vorstand Matthias Binzler ganz direkt dem Neuen für die akribische Vorbereitung des Konzerts gedankt. Er wolle nicht alle umkrempeln, sondern weiterentwickeln. Wie Besucher sagten, sei das Konzert leiser geworden. Auffallend war die sehr sorgsame Herausarbeitung ganz leiser Pianopassagen.
Immer wieder hob Dirigent Markus Thaler den Finger an den Mund und signalisierte damit subtil seine Wünsche. Am Ende des jeweiligen Stücks zeigte sein erhobener Daumen, dass er zufrieden war. Thaler fordert, lotet die Grenzen aus, aber so, dass die Kressbronner Musiker mit Freude dabei sind. Er und das Orchester, das die Bühne fast sprengt, sind auf dem besten Weg, zu einer Einheit zu werden.
Herrlich entfaltete sich in der Ouvertüre die Musik, in der man auch eine reitende Kavallerie vor Augen sah. Samtig erhob sich danach Marc von Delfts „Choral für eine feierliche Gelegenheit“aus dem tiefen Blech. Prächtig bewährte sich Daniel Steinhauser im Posaunen-Solo in Johann de Meijs „T-Bone Concerto“. Ein modernes Stück, charakteristisch für heutige sinfonische Blasmusik. Übrigens ist mit dem Titel tatsächlich das Steak gemeint, die Sätze heißen „rare – medium – well done“.
Das „Lexicon of the Gods“von Rossano Galante, Thalers Wunschstück, ließ hören, dass die alten Götter der griechischen Mythologie noch lange nicht am Ende sind, ein gewaltiges Werk voller Kraft, vom Orchester kraftvoll und farbig gespielt.
Der zweite Teil nach der Pause setzte ein mit einem Medley aus dem Musical „Elisabeth“nach dem Buch von Michael Kunze und mit der Musik von Sylvester Levay. Weit weg von den verkitschten Sissi-Filmen ist hier die Zerrissenheit Elisabeths spürbar. Durch verschiedene arabische Staaten führte Samuel R. Hauos sinfonische Nummer „Arabesque“mit arabischer Färbung.
Mit Otto M. Schwarz populärem Stück „Last Call“ging nach den „Big Band Classics“, in denen Anja Rosenberger mit vielfarbigem Gesang begeistert hatte, das offizielle Programm zu Ende. Klar, dass auf stehenden Applaus Zugaben folgten. Nach dem traditionellen Marsch haben Thaler und die Musiker ihre Zuhörer mit weihnachtlichen Melodien zur „Winter’s Night“entlassen.