Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Weihnachts­oratorium wird zur schönen Tradition

Kantor Nikolai Geršak und Ensemble 14 proben im Gessler 1862 – Aufführung ist am 26. Dezember

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Von Christel Voith

GFRIEDRICH­SHAFEN - Die Aufführung von drei Kantaten des Bachschen Weihnachts­oratoriums am zweiten Weihnachts­feiertag in St. Nikolaus – nicht mit großem Chor, sondern mit dem Ensemble 14 und Musikern aus der Region – war vergangene­s Jahr ein Versuch gewesen, und der begeistert­e Schlussapp­laus hat Kantor Nikolai Geršak Recht gegeben. Er hat ihn ermutigt, in Kooperatio­n mit dem Kulturbüro der Stadt Friedrichs­hafen diese Aufführung an Weihnachte­n in immer wieder neuer Auswahl zur Tradition werden zu lassen. So werden dieses Jahr am zweiten Weihnachts­tag ab 18 Uhr die Kantaten I, III und IV erklingen.

Wieder singt das Ensemble 14 unter der Leitung von Kantor Nikolai Geršak. Neu ist, dass diesmal auch der Jugendchor von St. Nikolaus mitsingt. Auch die Solisten kommen aus den eigenen Reihen: Verena Seyboldt singt Sopran, Verena Witzig Alt, Ewald Bayerschmi­dt Tenor und Tobias Rädle Bass.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“war bei einer Probe des Ensembles 14 dabei, nicht in kirchliche­m Raum, wie man vielleicht erwarten würde, sondern wie schon zweimal im vergangene­n Jahr in der Buchhandlu­ng Gessler 1862. Geršak und die Sänger lieben die schöne Atmosphäre, zumal Philipp John, Leiter des Cafés, voll dahinterst­ehe. Wie schon das offene Singen von Advents- und Weihnachts­liedern in der vergangene­n Woche will auch diese offene Probe, bei der jeder zuhören darf, das Konzert nach draußen bringen. Denn es will keine elitäre Veranstalt­ung sein, sondern jeden einladen zur musikalisc­hen Feier des Weihnachts­geschehens, zu grandioser Musik, die zum

Herzen spricht. Liebevoll und heimelig sei Bachs Weihnachts­oratorium im Vergleich zu den Passionen und für Geršak jedes Jahr eine neue Erfahrung. Auch der Wechsel in den Kantaten schafft neue Begegnunge­n mit dem Meisterwer­k.

Inzwischen sind die Sängerinne­n und Sänger eingetroff­en, sitzen am langen Tisch, ein Getränk neben den Noten. Leger ist der Rahmen, locker die Atmosphäre, aber von vornherein ernsthaft die Arbeit am Werk. Nikolai Geršak leitet vom Klavier aus, ohne Einstimmen steigen sie sofort ein. Einige Gäste sind eigens gekommen, um zuzuhören, schon jetzt die vertrauten Gesänge zu hören.

Deutlich wird, wie intensiv die Auseinande­rsetzung mit dem Werk ist, das Bemühen, es zu durchdring­en, dem Hörer erfahrbar zu machen.

„Die Harmonien müssen von innen heraus kommen“, mahnt Nikolai Geršak, noch ist ihm eine Stelle zu steril. „Es soll qualitätvo­ll bleiben und zum Charakter passen.“Er arbeitet an der Artikulati­on, probiert mit den Sängern Varianten aus. „Des freut sich alle Christenhe­it, Kyrie eleis“. Mit einem Crescendo versuchen? „Nein, ich find’s andere aparter.“In einem Fluss soll der Gesang durchgehen, jedes Mal wieder neu erscheinen. Geršak ist zufrieden, spart nicht mit Lob: „Der Anfang war so gut, dass ich’s kaum glauben kann.“Die Zuhörer dürfen erwarten, dass die ganze Aufführung wieder mitreißend sein wird.

Das Weihnachts­oratorium von Bach wird am Donnerstag, 26. Dezember, in St. Nikolaus aufgeführt, Beginn ist um 18 Uhr. Karten zu zehn Euro (ermäßigt sechs Euro) gibt es ab 17 Uhr an der Abendkasse.

am Montag, 23. Dezember, von 8 bis 19 Uhr und am Dienstag, 24. Dezember, 8 bis 14 Uhr.

am Montag ganztägig und an Heiligaben­d bis 13 Uhr.

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FOTO: CHRISTEL VOITH „Die Harmonien müssen von innen heraus kommen“: Im Gessler 1862 probt Nikolai Geršak mit dem Ensemble 14 für das Weihnachts­oratorium in St. Nikolaus.

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