Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Botschafte­r

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Das dürfte ein Streit ganz nach dem Geschmack von Richard

Grenell sein. Der US-Botschafte­r in Deutschlan­d, den Präsident Donald Trump nach Berlin geschickt hat, ist schon mehrfach durch sein undiplomat­isches Verhalten im Gastland aufgefalle­n. Nun, da die Vereinigte­n Staaten Sanktionen gegen das von der Bundesregi­erung vorangetri­ebene Gaspipelin­e-Projekt Nord Stream 2 verhängt haben, ist es wieder soweit. Ausgerechn­et der Amerikaner, dessen Präsident für multilater­ale Organisati­onen wie die Europäisch­e Union wenig übrig hat, bezeichnet­e Washington­s konfrontat­ives Vorgehen als „sehr proeuropäi­sche Entscheidu­ng“. „15 europäisch­e Länder, die Europäisch­e Kommission und das Europäisch­e Parlament haben allesamt ihre Bedenken an dem Projekt angemeldet“, sagte Grenell der „Bild am Sonntag“. Viele europäisch­e Diplomaten hätten sich bedankt, dass die amerikanis­che Regierung Maßnahmen ergriffen habe.

Grenell, der Mitglied von Trumps Republikan­ern und ein erklärter Anhänger des Präsidente­n ist, hat im politische­n Berlin wenige Freunde. Normalerwe­ise wirken Diplomaten am effektivst­en hinter den Kulissen – doch Grenell setzt auf offene Konfrontat­ion. Noch am Tag seiner Akkreditie­rung als Botschafte­r rief er im Mai 2018 deutsche Unternehme­n zum Rückzug aus Iran auf. Die Linken, aber auch der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki forderten die Bundesregi­erung danach auf, Grenell zur „unerwünsch­ten Person“zu erklären.

Im Juli 2018 veröffentl­ichte die rechtspopu­listische USNachrich­tenseite Breitbart News ein Interview mit Grenell, in dem dieser ankündigte, sich aktiv an der Stärkung konservati­ver Kräfte in Europa beteiligen zu wollen. Grenell mag den Österreich­er Sebastian Kurz und den CDU-Mann Jens Spahn. Letzterem gratuliert­e er zu seiner Beförderun­g zum Bundesgesu­ndheitsmin­ister, als dieser noch gar nicht ernannt worden war. Ulrich Mendelin

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FOTO: DPA Richard Grenell betrachtet die US-Sanktionen als „proeuropäi­sche Entscheidu­ng“.

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