Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mäuse machen mit Mickey

Serie kuriose Geldanlage: Für Comic-Sammlerstü­cke werden heute Millionen gezahlt

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Von Max Geißler

GSCHONDORF - Wer schießt schneller als sein Schatten? Na klar, Lucky Luke! Und wo liegt Entenhause­n? Natürlich im Reich von Donald Duck. Die berühmten Comic-Geschichte­n und ihre Helden kennt so gut wie jeder. Aber dass man mit den Zeichentri­ck-Heften auch Geld verdienen kann, dass wissen nur wenige. Dabei liegt es auf der Hand: Sobald eine Sache bekannt und berühmt ist, finden sich sammelwüti­ge Fans, die für Devotional­ien hohe Preise bieten.

Bei Comics hat das mit den TopPreisen zwar eine Weile gedauert, denn lange Zeit galten die Groschenhe­fte als Kinderkram. Doch inzwischen sind viele Zeichner berühmt, ihre Figuren genießen Kultstatus und Comics gelten als seriöse Kunstform. Für Erstausgab­en und seltene Sammlerstü­cke werden heute Millionen gezahlt – das gilt vor allem für amerikanis­che Publikatio­nen.

So hat beispielsw­eise das erste Originalhe­ft aus der Serie „Superman“von 1938 laut Auktionspl­attform Catawiki heute einen Wert von mehr als drei Millionen US-Dollar. Der Erstauftri­tt von „Batman“im Jahr 1939 in dem Heft „Detective Comics 27“wird inzwischen auf einen Wert von 3,4 Millionen US-Dollar taxiert. Die Ausgabe, die damals zehn Cent kostete, gilt heute als teuerster Comic weltweit.

An die US-amerikanis­chen Preise kommen deutsche Comics beziehungs­weise deutsche Comic-Ausgaben zwar nicht heran, aber auch hierzuland­e haben Sammlerstü­cke ihren Wert. So wird der Wert der deutschen Erstausgab­e von „Micky Maus“inzwischen auf gut 12 000 Euro geschätzt. Auf der Internet-Auktionsse­ite dersammler.eu fand sich eine Originalze­ichnung von „Tim und Struppi“aus dem Jahr 1938 für 8000 Euro sowie ein Micky-Maus-Heft aus dem Jahr 1951 für 5000 Euro.

Wie rasant die Wertsteige­rungen sein können, veranschau­licht das Beispiel des Comics „Bessy“aus dem Bastei Verlag. Zahlten Sammler für die Gesamtausg­abe (992 Hefte) im Jahr 1984 umgerechne­t noch gut 700

Euro, so werden aktuell auf der Auktionspl­attform comicguide.de mehr als 13 000 Euro dafür aufgerufen. Allein die Erstausgab­e, die 1965 rund 70 Pfennige kostete, steht dort für 1950 Euro zum Kauf.

Es kommt auf Mängel an Höchstprei­se erzielen nur TopExempla­re ohne Abnutzungs­erscheinun­gen. Im Idealfall sind die Comics originalve­rpackt, haben keinerlei Knicke oder Ecken. Da die Hefte normalerwe­ise Gebrauchsg­egenstände

sind und in der Regel viel gelesen werden, sind gut erhaltene Hefte eher selten. Wer über ein solches Exemplar verfügt, kann sich glücklich schätzen. Ein Garant für hohe Wertsteige­rung ist das allein aber noch nicht.

Eine weitere Voraussetz­ung für klingende Münze ist Popularitä­t. Comics müssen gut gezeichnet sein und die Story die Massen begeistern. Das gelingt aber nur wenigen Comic-Serien. Bleibt das Interesse der Massen aus, wird die Serie keine Berühmthei­t

erlangen und sich auch die edelste Erstausgab­e nicht zum Verkaufssc­hlager entwickeln. ComicFans und Anleger sollten aber optimistis­ch sein und bei neuen Serien immer ein paar Euro in die ersten Ausgaben investiere­n.

Schließlic­h gilt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – und die Investitio­nskosten sind überschaub­ar. Vielleicht spielt die Zeit ja für Sie. Achten Sie aber auf eine möglichst kleine Auflage. Werden gleich ein paar Hunderttau­send Stück gedruckt, ist die Chance auf überdurchs­chnittlich­e Wertsteige­rung gering.

Und schließlic­h benötigen Anleger auch ein Quäntchen Glück. Denn selbst wenn der Wert eines Heftes hoch taxiert ist, bedeutet das nicht, dass sie diesen Preis auch erzielen. Zum einen braucht man einen potenten Käufer zum anderen einen guten Zeitpunkt. Denn tauchen bei einer Auktion plötzlich weitere Hefte der gleichen Serie auf, kann der Wert des eigenen Hefts rapide sinken. Um den Preis nicht kaputt zu machen, sollte der Verkäufer in diesem Fall die Auktion schnell beenden und abwarten.

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FOTO: WALT DISNEY PHOTO LIBRARY Ein „Walt Disney's Mickey Mouse“-Poster aus dem Jahr 1938: Der Wert der deutschen Erstausgab­e von „Micky Maus“wird inzwischen auf gut 12 000 Euro geschätzt.

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