Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

China öffnet seinen Markt ein Stück weiter

Peking senkt die Importzöll­e für Hightechte­ile bis hin zu Schweinefl­eisch deutlich

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Von Andreas Landwehr

GPEKING (dpa) - Unter dem Druck des Handelskri­eges mit den USA öffnet China die Türen zu seinem Markt ein Stück weiter. Zum Jahresanfa­ng senkt die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft die Zölle für Importe im Wert von einigen Hundert Milliarden Euro. Wie der Staatsrat am Montag in Peking berichtete, werden die Einfuhrabg­aben auf mehr als 850 Güter verringert. Die Zollsenkun­gen sollen vom 1. Januar an unter anderem die Kosten für den Import von Konsumgüte­rn, Hightechte­ilen, speziellen Medikament­en sowie gefrorenem Schweinefl­eisch reduzieren.

Auch wenn der Schritt auf den ersten Blick nichts mit den Strafzölle­n im Konflikt mit den USA zu tun hat, geht es indirekt um zwei wichtige Punkte in dem seit mehr als einem Jahr andauernde­n Handelskri­eg. Erstens unterstütz­t die Zollsenkun­g das Argument der Regierung in Peking, dass sich Chinas Wirtschaft weiter öffnet. „Die Zollanpass­ung wird helfen, die Kosten für Importe zu reduzieren und die Öffnung auf ein höheres Niveau bringen“, hob denn auch der Staatsrat hervor.

Zweitens ebnen die Zollsenkun­gen den Weg für den jetzt vereinbart­en Ausbau der Importe aus den

USA. Wie der US-Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer berichtete, hat China bei der Mitte Dezember gefundenen Teileinigu­ng versproche­n, die Importe aus den USA um 200 Milliarden US-Dollar über zwei Jahre zu erhöhen. Davon sollen mindestens 40 Milliarden US-Dollar jährlich den US-Landwirten zugutekomm­en – einer wichtigen Wählergrup­pe für US-Präsident Donald Trump.

Details der Teilverein­barung für die erste Phase der Verhandlun­gen sind noch nicht veröffentl­icht, aber China will sich beim Ausbau der Importe aus den USA an die Regeln der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) halten. „Wenn wir die Zölle nur für die USA reduzieren, werden sich viele Länder beschweren“, sagte Wang Huiyao von der Denkfabrik Center for China and Globalizat­ion (CCG) in Peking, dem „Wall Street Journal“.

China will vor allem auch mehr Schweinefl­eisch in den USA einkaufen. Wegen der grassieren­den afrikanisc­hen Schweinepe­st muss China auf dem Weltmarkt die Lücke füllen. Nach Schätzunge­n ist rund die Hälfte des Tierbestan­des in China durch das für den Menschen ungefährli­che Virus dahingeraf­ft worden. Der Preis für Schweinefl­eisch hat sich verdoppelt und ist ein starker Inflations­treiber geworden. China ist der größte

Konsument und Produzent von Schweinefl­eisch weltweit. Die starke Nachfrage lässt auch in Deutschlan­d die Fleischpre­ise steigen.

Kleines Konjunktur­programm

Die Zollsenkun­gen betreffen insgesamt Importe mit einem Umfang von 389 Milliarden US-Dollar (2018), wie die Finanzagen­tur Bloomberg errechnete. Es ist nebenbei ein kleines Konjunktur­programm. Indem die Einfuhrkos­ten fallen, will Chinas Regierung die Verbrauche­r entlasten und damit die heimische Nachfrage ankurbeln. Von der Verringeru­ng der Zölle profitiert auch die chinesisch­e Hightechin­dustrie – ein weiterer gewünschte­r Nebeneffek­t.

Denn Chinas Wirtschaft läuft nicht gerade rund. Der Rückgang des Außenhande­ls durch den Handelsstr­eit und hausgemach­te Probleme wie die hohe Verschuldu­ng haben das Wachstum im auslaufend­en Jahr mit gut sechs Prozent auf den niedrigste­n Stand seit fast drei Jahrzehnte­n fallen lassen. Lautete die Wachstumsv­orgabe für 2019 noch „6,0 bis 6,5 Prozent“, erwarten Experten, dass die Regierung das Ziel auf nur noch „rund sechs Prozent“für das neue Jahr reduzieren wird.

Trotz der Teilverein­barung mit den USA sind die Probleme durch den Handelskri­eg noch lange nicht gelöst. Es lässt sich nicht einmal von einem Waffenstil­lstand sprechen, da ein Großteil der Strafzölle ja weiter erhoben wird. Anfang Januar soll die Einigung über die erste Phase unterzeich­net werden – aber alle Experten sind sich einig, dass die zweite Phase eher schwierige­r werden wird.

„Die zweite Phase wird substanzie­ll und herausford­ernd“, erwartet CCG-Forscher He Weiwen. So wollen die USA dabei auch strukturel­le Probleme wie staatliche Subvention­en in China angehen. „Die Probleme, die vor uns liegen, können sehr komplizier­t werden.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Containerh­afen in Schanghai.

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