Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Voith verstärkt sich in den Sparten Antriebstechnik und Papier
Der Heidenheimer Technologiekonzern übernimmt italienische Toscotec und österreichische Elin Motoren mehrheitlich
GRAVENSBURG - Der Technologiekonzern Voith aus Heidenheim bleibt auf Einkaufstour und hat kurz vor dem Jahreswechsel die Übernahme von zwei weiteren Unternehmen bekannt gegeben. Wie Voith am Freitag mitteilte, handelt es sich um einen Hersteller von Elektromotoren und Generatoren sowie um einen Anlagenbauer für die Papierindustrie. „Damit treiben wir die strategische Stärkung unseres Kerngeschäfts voran. Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs und Papier als nachhaltiger Rohstoff spielen dabei eine zentrale Rolle“, begründete Voith-Chef Toralf Haag die Zukäufe. Beide Kaufverträge
seien am 20. Dezember unterzeichnet worden.
Nachdem Voith bereits am 1. Dezember die Akquisition des schweizerischen Papiertechnikunternehmens BTG für 319 Millionen Euro öffentlich gemacht hatte, will sich der Konzern mit der Übernahme von 90 Prozent der Firmenanteile der italienischen Toscotec im Papiersektor weiter verstärken. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Lucca entwickelt und produziert nach Angaben von Voith vor allem Maschinen zur Herstellung von Hygienepapieren wie Küchenpapier oder Papierservietten. Toscotec erwirtschaftet mit rund 200 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro jährlich. Das Segment Hygienepapier sei innerhalb des Papiermarktes ein „überdurchschnittlich stark wachsender Bereich“, erklärte Haag.
Bei dem Hersteller von Elektromotoren und Generatoren handelt es sich laut Voith um Elin Motoren. Das 1892 gegründete Unternehmen mit Sitz im österreichischen Weiz in der Steiermark, das rund 900 Mitarbeiter beschäftigt und einen Umsatz von rund 120 Millionen Euro erwirtschaftet, soll zu 70 Prozent übernommen werden.
Elin ist auf Motoren im Niederspannungsund Mittelspannungsbereich und Generatoren, insbesondere für die Windenergie sowie die dezentrale Energieerzeugung, spezialisiert. Das Portfolio von Elin Motoren sei eine Ergänzung zu den industriellen Antriebslösungen von Voith und unterstütze die Position des Konzerns als technologieunabhängiger Lieferant von Antriebssystemen, sagte der Chef der Voith-Sparte Turbo, Uwe Knotzer. Voith geht davon aus, beide Übernahmen im Laufe des ersten Halbjahres 2020 abzuschließen – vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Behörden. Über die Kaufpreise vereinbarten die Parteien Stillschweigen.
Voith, gegründet im Jahr 1867, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/ 19 (30. September) in den Sparten Paper (Papiermaschinen), Turbo (Antriebstechnik) und Hydro (Turbinen für Wasserkraftwerke) einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro und einen Konzerngewinn von 72 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen beschäftigt in über 60 Ländern der Welt mehr als 19 000 Mitarbeiter.