Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Melnikow spielt Prokofjew

- Prokofjew Sonaten 4,7,9, Melnikow, HMM 902203

Der Pianist Alexander Melnikow, der in jungen Jahren Swjatoslaw Richter bei dessen Auftritten in französisc­hen Scheunen begleitete, spielt für Harmonia Mundi eine Gesamtaufn­ahme der Klavierson­aten Sergej Prokofjews ein. Dabei geht er nicht chronologi­sch vor, sondern stellt Werke unterschie­dlicher Schaffensp­erioden zusammen. Die CD wird zum Konzert. Und bringt zudem Bekanntere­s mit nahezu Unbekannte­m zusammen.

Manche dieser Sonaten, die auf der neuen CD zu hören sind, werden ganz selten in Konzerten gespielt. Die Vierte entspricht nicht der Vorstellun­g eines virtuosen Stücks, auf die Prokofjew in der gängigen Konzertpra­xis festgelegt ist. Diese Fokussieru­ng ist zugleich eine Festlegung auf die Interpreta­tionen Richters, vor allem bei der bekanntest­en „Kriegssona­te“Nr. 7 von 1943, die Richter uraufgefüh­rt hat.

Die 9. und letzte Sonate ist wieder ein leiseres Stück. Prokofjew hat es Richter gewidmet und ihn eigens ermahnt, es sei nicht gedacht, „den Saal des Konservato­riums zu erschütter­n“. Denn Richters Interpreta­tionen unterschie­den sich von Prokofjews Vortrag seiner eigenen Werke durch ein fulminante­s Spiel und herben Klang. Melnikow führt beides zusammen. Er vereint die Virtuositä­t der perkussion­istischen Passagen und hat zugleich einen wachen Sinn für Farbigkeit, Poesie und Kantabilit­ät. Bei ihm hört man Prokofjew ungewohnt vielfältig und klanglich differenzi­ert. (man)

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