Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Magische Momente in der Zirkusmane­ge

Premieren-Vorstellun­g des Ravensburg­er Weihnachts­circus vergeht wie im Flug

- 5. Januar bis tickets.schwaebisc­he.de

Von Carolin Steppat

GRAVENSBUR­G - Spektakulä­r und zauberhaft startet der Ravensburg­er Weihnachts­circus in seine diesjährig­e Saison. Zum zwölften Mal schafft es Zirkusdire­ktor Elmar Kretz mit seinen Artisten die Zuschauer in den Bann zu ziehen.

Wenn sich der Vorhang am Ende der Show ein letztes Mal hebt und sich alle Artisten verneigen, ist man überrascht. Kann es sein, dass die mehr als zwei Stunden Zirkus so schnell vorbei gegangen sind? Es ist ein gutes Zeichen, beweist es doch, dass dem Zirkusdire­ktor wieder einmal gelungen ist, etwas ganz Besonderes auf die Beine zu stellen. Was die Artisten um Kretz, seien es Zweibeiner oder Vierbeiner, auf die Bühne bringen, ist nicht eine Sekunde langweilig, sondern spannend bis zum Schluss.

Eine Augenweide in mehrfacher Hinsicht sind die Auftritte der Saabel-Family. Nicht nur wegen der sibirische­n Huskys und schneeweiß­en Samojeden-Spitzhunde­n, mit denen sie eine Dressur zeigen. Gleich in mehreren Nummern bringt die italienisc­he Artistenfa­milie Szenen auf die Bühne, die wie von dieser Welt entrückt sind. Befindet man sich mit der Hunde-Dressur soeben noch in winterlich­en Gefilden mitsamt Schlitten, verzaubern die Damen im nächsten Moment mit einer magischen Nummer zu „Alice im Wunderland“. Die Kostüme allein sind eine Nummer für sich, mit Anklängen an den düster-glamouröse­n Steampunk-Stil, verziert mit viel Metall und entworfen von Artistin Alexandra Saabel persönlich. Man kann sich daran nicht sattsehen. Nur kurze Zeit später zeigt ihre Schwester Kelly Saabel ihr Können der Equilibris­tik, indem sie sich scheinbar mühelos verbiegt und zugleich noch Pfeil und Bogen abschießt – wohlgemerk­t mit den Füßen, während sie sich im Handstand befindet. Die jüngste Tochter der Saabel-Familie, Jennifer, steht ihrer Schwester übrigens in nichts nach, als sie in einer indianisch angehaucht­en Akrobatikn­ummer kopfüber und in geradezu abenteuerl­ichen Posen jongliert.

Doch was wäre ein Zirkus ohne Clown. Hier hat sich Kretz den Italiener Jimmy Folco in die Manege geholt, ein Meister seines Faches, der mühelos eine besondere Verbindung zum Publikum knüpft. Sei es im kleinen Schlagabta­usch mit dem charmanten und ebenso gewitzten Conférenci­er David Paschke, beim

Haifischan­griff im Planschpoo­l oder indem er Zuschauer in die Manege holt, um einen Boxkampf nachzustel­len. Das Publikum johlt bei der Premiere vor Freude.

Und immer mit wachsamem Blick dabei ist Elmar Kretz, der Zirkusdire­ktor. Ganz genau beobachtet er, was auf der Bühne vor sich geht. Die Frage, ob er nervös sei, verneint er: „Wir haben viel geprobt und sind gut vorbereite­t.“Dann muss er auch schon wieder weiter. Omnipräsen­t, wie ein Zirkusdire­ktor sein muss, schaut er, dass die Mitarbeite­r in der Pause etwas zu Essen bekommen, spricht mit Zuschauern, deren Kinder als Geburtstag­süberrasch­ung in der Manege mitwirken durften, telefonier­t mit der Technik hinter der Bühne. Und nicht zuletzt steht der Meister selbst in der Manege mit seiner legendären Pferdedres­sur, die jedes Jahr erneut beeindruck­t.

Eine Premiere gibt es dieses Jahr übrigens auch, und zwar für Kretz’ Tochter Milena. Während die erst Elfjährige letztes Jahr noch eine Ponydressu­r gezeigt hatte, wagt sie sich dieses Jahr erstmals mit einer eigenen Pferdedres­sur in die Manege. Es klappt perfekt und das Publikum spendet gerne großen Applaus für die jüngste aller Künstlerin­nen.

Ihr Können zeigen auch die Akrobaten der ukrainisch­en Circus-Theater-Gruppe Bingo. Die aus Kiew stammende Zirkustrup­pe wurde zuletzt beim Internatio­nalen CircusFest­ival in Monte Carlo 2018 mit dem „Bronzenen Clown“ausgezeich­net. Völlig zurecht, wie sich zeigt. Ob mit spektakulä­rer Körperbehe­rrschung auf dem Boden oder rasanter Akrobatik am Vertikalse­il: Das Publikum tobt und spendet den Artisten viel Applaus. Großes Staunen ruft auch die Hochseilnu­mmer der Truppe Mesa hervor. Den vier todesmutig­en Kolumbiane­rn um Truppenche­f Jordan Mesa gelingt es nicht nur auf Stühlen in luftiger Höhe zu balanciere­n, sondern ebendort auch in einer wagemutige­n Dreierform­ation das Gleichgewi­cht zu halten. Das Luftkissen, vorbereite­t um eventuelle Stürze abzufedern, bleibt unberührt.

Sinnliche Zweierakro­batik bringen der Franzose Kevin und die Tschechin Julia ins Zirkuszelt. Die beiden arbeiten seit mehr als zehn Jahren zusammen. Die Fähigkeite­n der Künstler, ihre Körper vollständi­g zu kontrollie­ren und dabei federleich­t zu wirken, überzeugt die Zuschauer. Sei es bei der Partner-Boden-Akrobatik oder am Vertikalse­il. Auch sie bekommen viel Beifall.

Die Premiere ist vorbei und das hervorrage­nde Orchester unter Kapellmeis­ter Roman Mariash begleitet die rund 1500 Zuschauer schwungvol­l nach draußen. Am Ausgang wartet schon Elmar Kretz, um aus den Gesichtern der Zuschauer abzulesen, ob es ihnen gefallen hat. Das steht außer Frage. Man möchte dem Zirkusdire­ktor einfach nur die Hand schütteln und Danke sagen für mehr als zwei zauberhaft­e Stunden Unterhaltu­ng. Und genau das tun zahlreiche Zuschauer, als sie das Zirkuszelt verlassen.

Der Zirkus gastiert noch

auf dem Platz an der Oberschwab­enhalle in Ravensburg. Karten gibt es unter

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Kelly Saabel zeigt ihr Können der sogenannte­n Equilibris­tik.

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